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Tool / Mastodon /

05.12.2006, Stuttgart, Porsche Arena

Zum Jahresende noch mal ein echtes Tourhighlight. Tool, die seit Jahren ihren speziellen Weg gehen und nahezu in einer eigenen Liga spielen, kommen nach den Festivalbesuchen im Juni für eine ausgedehnte Hallenheadliner-Tour noch mal nach Europa um ihr Album „10.000 Day“ zu promoten. Und wie auf so vielen anderen Gebieten , lassen sie sich auch bei der Auswahl ihrer Vorbands schon seit Jahren nicht mehr reinreden. Bands wie beispielsweise Meshuggah stehen wohl auf ewig in ihrer Schuld, denn ohne sie hätten die Schweden in den USA wohl längst nicht den Stand, den sie durch zahllose Shows im Vorprogramm von Tool über die Jahre erreicht haben. Nach Europa bringen Tool eine Band mit, die für viele schon seit Jahren ganz vorne dabei ist, wenn es um innovative, harte, technische aber auch stets groovende Gitarrenmucke geht, Mastodon eben.

Für mich wars die erste Show in der neuen Porsche-Arena, ich wusste von einem VfB-Spiel von vor ein paar Monaten, dass sie unmittelbar neben dem Neckarstadion liegt. Dass hier alles sehr modern zugeht, merkt man schon bei der Anfahrt, denn schon Kilometer vor der Halle, wird man von modernen, digitalen Leitsystemen mit der Anzeige „Tool-Konzert“ zur Halle dirigiert. Brav den Schildern hinterhergefahren landet man dann auf dem Cannstatter Wasen und beim Weg zur Halle dachte ich schon, dass es sich gar nicht um eine neue Halle handelt, weil der Weg mit dem zur Schleyerhalle identisch war. Unmittelbar vor der Halle merkt man dann aber, dass die Porsche-Arena direkt seitlich an die Schleyerhalle angebaut wurde. Und offensichtlich geschah das mit viel Sachverstand, die Halle hat Arena-Charakter, ist schlau geplant und auch akustisch nicht von schlechten Eltern.

Fotografieren und Rauchen ist heute Abend im Innenraum nicht erlaubt, was zur Folge hat, dass die ganzen Glimmstengel-Addicts den Vorraum mit grauem Dunst füllen – zu früh gefreut, aber später beim Konzert ist es sehr angenehm mal nicht die ganze Zeit ne Kippe vor der Nase zu haben.

Gleich links beim Eingang haben die Bands ihr Merch postiert, 15 Euro für ein riesiges Banner im Tool-Albumdesign, 30 Euro für ein T-Shirt sind fast schon normal bei US-Bands, die 50 Euro fürs Longsleeve sind dann aber doch deutlich zu hoch gegriffen.

Pünktlich um 20 Uhr stiefeln Mastodon auf die Bühne und wirken vor dem riesigen Backdrop mit dem blauen Hirschhybridwesen vom „Bloodmountain“-Cover fast schon zwergenhaft. Das Backdrop hatte geschätzte 10 Meter Höhe und acht Meter Breite und erstreckte sich fast bis zur Hallendecke. Die Musiker erschienen wie üblich nicht sonderlich aufgebrezelt, trugen einfarbige oder schlicht bedruckte T-Shirts und trugen Jeans. Überraschenderweise lag der Schwerpunkt des Sets ganz eindeutig auf dem aktuellen Album, „Remission“ wurde überhaupt nicht bedacht und vom Überalbum „Leviathan“ waren zwei eher unerwartete Songs („Megalodon“ und „Hearts Alive“) im Set. Besonders der letzte Song überraschte mit seiner stolzen Länge und den ausgiebigen Frickelparts doch sehr, vielleicht wurde er aber auch als Reminiszenz an King Crimson gespielt, einen Einfluss, den Mastodon sich mit den Headlinern des Abends teilen. Immer wieder erstaunlich wie präzise die Band ihre Songs live reporduziert, der hals- und fingerbrecherische Frickelsong „Capillarian Crest“ wurde erneut astrein präsentiert und auch gefühlvolle Songs wie die „Blood Mountain“-Hymne „Sleeping Giant“ wurden auf den Punkt dargeboten. Auch beim technischen Aufwand gabs kaum Veränderungen zu den Headlinershows im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Albums, einzig das zweite Gesangsmirko für Troy beim verzerrten Gesang im Mittelpart von „Circle of Cysquatch“ ist mir aufgefallen. Um 20.45 Uhr war dann Schluss. Trotz anfangs richtig beschissenem Sound (kaum diffenrezierte Gitarren, Gesang zu leise, Bass nur als Wummern und Schlagzeug fast nur Bassdrum): Die Jungs können glaube ich gar keinen schlechten Eindruck hinterlassen und legten einen souveränen Auftritt hin, überzeugen in intimeren Clubs aber doch mehr. Und leider setzt sich das fort, was schon bei der ersten Mastodon-Show, die ich gesehen habe (mit dem „Remission“-Album als Support von The Haunted), zu beobachten war: im Gegensatz zum Rest der Welt verstehen die Deutschen diese Band einfach nicht! Denn obwohl ein interessierter Tool-Hörer durchaus seine Freude an den Jungs haben sollte, waren die Reaktionen doch sehr verhalten, es sah nicht so aus, als ob viele Zuschauer mit dem Material vertraut waren und zwischen den Songs gabs auch eher höflichen denn euphorischen Applaus. Mal sehen, ob die hoffentlich im nächsten Jahr folgenden Headlinerdates der Band durch die Supportshows mehr Leute ziehen – verdient hätte es die Band zweifelsohne.

Setlist Mastodon:

Intro
This Mortal Soil
The Wolf Is Loose
Crystal Skull
Capillarian Crest
Colony Of Birchmen
Sleeping Giant
Circle of Cysquatch
Megalodon
Hearts Alive

Nach zügigen 30 Minuten Umbaupause ging gegen 21.15 Uhr das Hallenlicht aus, die Bühne wurde erleuchtet und die vier Protagonisten betraten die Bühne. Vier Musiker, vier Bühnenbereiche vorne und dazu passend vier Projektionswände im Bühnenhintergund. Auf die Bühne schauend von links nach rechts agierten da: Gitarrist Adam Jones, Sänger Maynard James Keenan, Drummer Danny Carey und Basser Justin Chancellor. Der Sound war ab der ersten Sekunde brilliant, selten habe ich bei ner Hallenshow derart guten Sound erlebt. Auf den annähernd quadratischen Wänden hinter der Band gabs beim Opener „Stinkfist“ erst mal nichts zu sehen, was aber auch nur angemessen war, denn zunächst war man vollauf damit beschäftigt zu rätseln, was Mr. Maynard denn da auf/vor dem Kopf hatte. Weiter im Bühnenhintergrund als seine Kollegen, ohne Spots auf seiner Person und wie üblich wild gestikulierend (tanzend?) hatte er eine Art Gasmaske vor dem Gesicht, mit integriertem Mikro trug der Weirdo diese zum freien Oberkörper und Jeans mit tellergroßer Gürtelschnalle. Die Sender zu seinem Funkmikro hatte er mit Gurten an seinen Oberarmen - sah reichlich sick aus und darum gings wohl auch. Im krassen Gegensatz dazu waren seine Mitstreiter eher schlicht erschienen, Jones im bedruckten, schwarzen Shirt (und mit Dietzel-Amps, die sieht man in letzter Zeit mehr und mehr), der Basser mit einem schwarzen Hemd und der Drummer mit einem LA Clippers-Trikot. Überhaupt der Drummer... der saß stoisch hinter einer wahren Trutzburg von Schlagzeug: Doublebass, Gong (!), einem Sammelsurium an Becken, Pads und sogar einem Flatscreen und spielte mal wieder derart souverän, dass der Verdacht des Androiden nahelag. Anyway... Nach dem ersten Song beugte sich Gitarrist Adam Jones über eine Art Mini-Keyboard, auf den mittleren zwei Schirmen starteten die ersten Visualisierungen und ab Song #3 waren dann alle Wände in Betrieb. Bei „Schism“ brachte Gitarrist Jones dann die Talkbox zum Einsatz während Maynard beim folgenden „Lost Keys“ ein Megafon umgeschnallt hatte. Abwechslung galore also, selbst die auf CD etwas zähen und ausufernden Songs der letzten beiden Alben hatten durch die spektakuläre Umsetzung durchaus ihre Reize. Der Schwerpunkt lag mit sechs von zwölf Songs überdeutlich auf dem aktuellen Album. Zwischen den Songs tauchten immer mal wieder kurz Roadies auf, die in weiße Arztkittel gekleidet waren. Bei „Rosetta Stoned“ wurden später sogar drei runde Lichttraversen abgesenkt, die im folgenden dann auch noch schräg gestellt wurden und auch der im Zentrum der Halle unter der Decke hängende Videowürfel wurde mittlerweile in die Show einbezogen und mit Animationen gefüttert.

Nach ca. einer Stunde gabs dann ein Break, links und recht neben der Bühne bliesen große Maschinen Nebel in die Luft während sich die Band zu wabernden Sounds aus dem Synthie geschlossen auf Maynards Riser setzte und... nichts tat! Irgendwann hielten sie dann Feuerzeuge in die Luft und den einzigen Reim, den ich mir darauf machen konnte war, dass das die Antwort der Band auf das gängige Zugabenritual mit Abgehen und Zurückkommen war. Anstatt also von der Bühne zu gehen, ruhten sie sich auf der Bühne etwas aus... Der Nebel war aber natürlich nicht umsonst in die Halle gepustet worden, bei den folgenden Songs wurde nämlich dann überaus imposant mit grünen Laserstrahlen gearbeitet, die passend zu den Songs streckenweise wie ein Gitternetz oder dann auch wieder wie Fächer durch die gesamte Halle geschickt wurden.

Selbstversunken (Maynard über ein Keyboard gebeugt, Justin auf einem Hocker sitzend und zum Drummer gewandt) zelebriert die Band beide Teile des Brocken „Wings“ und plötzlich wurde hinter den vier Wänden ein über die gesamte Höhe und Breite der Halle/Bühne reichendes Backdrop im Albumdesign sichtbar!

Interessant auch Maynards Ansage „Thank you all very much for coming down, can't wait to see you all next summer!” Da scheint es plötzlich jemand in Europa zu gefallen, wenn man dann innerhalb eines Jahres tatsächlich zum dritten Mal auftaucht! Maynard selbst war aber wohl nicht sonderlich gut gelaunt (wenig bis keine Kommunikation mit dem Publikum, nicht mal die sonst gerne genommenen ironischen Seitenhiebe) und auch gesanglich nicht so ganz auf der Höhe, denn einerseits war schon gut zu hören, dass da auch ordentlich Effekt auf dem Gesang war, andererseits ließ er bei „Vicarious“ die Passage am Höhepunkt aus. Überhaupt kommt er ob des ganzen „Ich bin ja so anders“-Getues nicht mehr sympathisch individuell sondern schon fast abstoßend schrullig rüber. Wenn seine Bandkollegen vorne im Licht stehen und er währenddessen im Halbdunkel rumruckelt ist das schon beinahe wieder so aufdringlich, wie so mancher egozentrische Fronter, der sich im Rampenlicht suhlt und seine Kollegen überstrahlt. Vielleicht verdarb dem Maestro aber auch die nicht wirklich ausverkaufte Halle die Laune, besonders auf den Rängen gabs reichlich freigebliebene Plätze... Bevor das jetzt aber zu negativ klingt: Das Konzert war überaus gelungen, die Halle super, Tool überraschend fesselnde Headliner mit unglaublich perfektem Sound und ich denke, dass nach der Show nur noch wenige über die saftigen Eintrittspreise von über 40 Euro gemeckert haben, denn hier gabs dann auch mal mehr Show (sowohl vom Aufwand, als auch von der fast zweistündigen Spielzeit) als üblich fürs Geld.

Einziges Manko: Es wurden angeblich Leute aus dem Publikum gezogen und der Halle verwiesen, da sie trotz Verbots mit ihrem Handy fotografiert/gefilmt hatten – ETWAS übertrieben, oder?

Setlist Tool:

Stinkfist
Forty-six&two
Jambi
Schism
Lost Keys (Blame hofmann)
Rosetta Stoned
Swamp Song
-
Feuerzeug Pause
-
Wings for Marie (Pt 1)
10,000 Days (Wings Pt 2)
Lateralus
Vicarious
Aenema

(tj)

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