Aereogramme / Pale / Roman Fischer / Epo 555 /
Der Sinn bzw. Unsinn von Festival-Package-Touren hat sich mir seither noch nicht erschlossen, aber nichtsdestotrotz jockeln ja derer viele unter Bannern wie „Wacken Roadshow“, „Earthshaker Blablabla“ oder eben hier und heute „Hurricane Southside Clubtour“ durch die Lande. Obs nun am Fasching lag (ist Franken Faschingland? Wie konnte ich nur seither ohne dieses Wissen leben?) oder an was auch immer, die vier Bands des Abends sorgten nicht gerade für Besuchermassen, was sich direkt bei der Ankunft daran ablesen ließ, dass ich quasi direkt vor dem Club nen Parkplatz bekommen habe. Ich würde mal sagen es waren so um die 250 Leute da.
Bei Ankunft im Club gegen 20.25 Uhr erleben wir gerade noch den letzten Song der ersten Band und ihre im besten Deutsch vorgetragene Verabschiedung „Wir waren Epo 555“: Die drei Dänen plus Dänin musizierten recht ansprechend, Noisepop würd ich nach dem gehörten Song mal als Schubladensticker zücken. Sänger Mikkel Max Hansen bedient gleichzeitig auch die Gitarre, die Keyboarderin singt wie der Basser gelegentlich auch und bediente bei besagtem letzten Song sogar eine Harmonica.
Zügig gehts schon um 20.50 Uhr mit Roman Fischer weiter. Der zierliche Youngster aus dem Augsburger Raum hat sich zwei Mitstreiter mitgebracht um ihn mit Bass und Schlagzeug zu verstärken - auf den Alben spielt der Multiinstrumentalist und gerne mal als „Wunderkind“ gehandelte sonst alles selbst. Bei den ersten zwei Songs sitzt der androgyn gestylte Fischer am E-Piano und so erinnert gleich der Opener dezent an Muse, weiß aber durchaus zu gefallen. Der arme Bayer hat wohl beim Tourtross von vier Bands plus Crew beim Catering nix abbekommen, sieht er durch seine hochgeschossene Figur doch recht dürr aus, erinnert etwas an Brian Molko in gross und mit mehr Haaren und auch musikalisch klingt das gerade bei den Songs wo sich der Meister die Gitarre vor den (nichtvorhandenen) Bauch hängt an Placebo. Seine Band unterstützt ihn optimal und sehr tight. Sehr spartanisches Drumkit (keine Hängetom), der Drummer singt zudem auch ab und an Backup-Vocals während der Basser mit einem neuen Aereogramme-Shirt punktet. Das Publikum ist eher zurückhaltend aber durchaus wohlwollend, gegen 21.20 Uhr ist dann aber auch schon wieder Umbau für die nächste Band angesagt.
Und das waren die Aachener Pale. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel von der Band erwartet, Visions-Darlings, seit dem letzten Album „Brother, Sister, Bores!“ auf meinem „Lieblingslabel“ Grand Hotel Van Cleef und somit in bester (?) Gesellschaft toller Bands wie Tomte und Kettcar. Folgerichtig drehten wir nach Roman Fischer erst mal in Richtung Imbiss ab. Als wir dann aber gegen 22 Uhr wieder im Saal waren, wars an sich ganz cool. Sympathische Band, merkwürdigerweise nur zu viert – dachte die wären zu fünft – und Sänger/Gitarrist Holger Kochs erinnerte optisch etwas an Arnim von den Beatbulletten. Als mein Kumpel Chris den Drummer sah meinte er nur trocken „Und Drummer ist der Vaterder anderen!?“ Etwas harsch, aber im Kern nachvollziehbar... Da der fünfte Mann, der sonst das Keyboard bedient, warum auch immer fehlte, wechselte der Sänger zwischen Gitarre und E-Piano, so saß er beim balladesken „Take Me Out, Bouncers!“ quer zum Publikum an den Tasten. Sympathischerweise wurde auch hier die gleiche Backline wie bei den vorherigen Bands verwendet. Pale unterhielten mit engagiertem Indierock mit streckenweise gut gemachten zweistimmigen Gesangspassagen („I Am A Ghost“). Beim letzten Songs spielte der Drummer dann mit Kopfhörer auf Klick und es kamen funky Samples zum Einsatz. Mit der Ansage am Schluss machten sie noch zusätzlich Punkte „Danke fürs Zuhören, viel Spaß mit den wunderbaren Aereogramme, auf dass Celtic Glasgow heute gegen Milan gewinnt ... und die Bayern verlieren!“ Erstaunlicherweise gabs dafür sogar viel Beifall, aber man ist halt in Franken und der Club ist derzeit ja vor dem FCB in der Tabelle. Glasgow hat dann immerhin unentschieden gespielt, aber der wichtigere Wunsch ging in Erfüllung! Hehe...
Setlist Pale:
Traffic
You Wanna Be So Good
International
Teenage Heaven
Sorry
Take Me Out, Bouncers!
I Am A Ghost
Sometimes Somewhere
Keep On. Bad Bird
Goodbye Trouble
Nach einer etwas ausgedehnteren Umbaupause (es wurde die gesamte Backline ausgetauscht/umgebaut) setzte gegen 22.55 Uhr das Aereogramme-Intro ein. Die Band hatte selbst umgebaut und war komplett in schwarzen Anzügen erschienen. Den Bühnenaufbau kann man nur als unkonventionell bezeichnen: das Schlagzeug stand vom Publikum aus gesehen am äußersten rechten Bühnenrand. Im hinteren Bühnenbereich folgten dann Campell (Bass), Ian (Gitarre/Gesang), der neue fünfte Mann (Samples/Keys/Gesang) und ganz links außen dann Craig (Gesang/Gitarre). Etwas ungünstig – besonders für die Leute, die ganz vorne in der Mitte standen (bei den Schotten wagten sich die Leute erstmals ganz nach vorne und ließen keinen Abstand mehr zwischen den Absperrgittern und dem Publikum), war das Percussion-Ensemble, das sich mittig am vorderen Bühnenrand auftürmte: ein fast mannshoher Rahmen mit Gong und Glocke, davor eine Pauke und eine Snare. Beim ersten Song „Barriers“ hatte Craig dann auch keine Gitarre um, sondern konzentrierte sich aufs Singen und betätigte sich an Snare und Pauke. Der Sound war anfangs eher schlecht, Campbell gab dem Monitormischer permanent Anweisungen und es gab wohl auch irgendwelche Probleme mit Ians Amp. Ab dem dritten, vierten Song trübte das aber nicht mehr weiter den Genuss nd man konnte alles gut hören. Die Band zeigte sich sehr spielfreudig und reagierte selbst auf Zurufe aus dem Publikum sehr schlagfertig: Publikum: Slayer! Drummer: In front of you! Bei den ruhigeren Songs griff Craig dann sogar zur Akustikgitarre und setzte sich dabei auf einen Hocker. Über das Set durfte sich fast jeder mal vorne auf den Percussions austoben und das sorgte auch für Bewegung, denn außer Campbell und gelegentlich Craig gehts ja nicht gerade turbulent zu bei ner Aereogramme-Show – nicht dass das zur Musik passen würde... Beim vorletzten regulären Song „Running Man“ ging Campbell dann kurz von der Bühne, da der Song mit Samples arbeitet. Danach markierte „A Meaningful Existence“ das Ende des Auftritts... bevor man nach dem üblichen „Abgang-Applaus-Rückkehr“-Spielchen noch drei Songs als Zugabe nachlegte und gegen 0.05 Uhr dann endgültig Schluss war. Craig bedankte sich während des Auftritts mehrmals fürs Kommen und fürs Tanzen (!), was sie bei Aereogramme-Shows an sich nicht gewohnt seine. Da aber die meisten ihrer Songs im ¾-Takt seien und somit eigentlich in die Kategorie Walzer gehören sei es aber schon irgendwie naheliegend... Nächste Gelegenheit zum Walzertanzen dann hoffentlich beim ein oder anderen Sommerfestival und auf der Headlinertour nach dem Sommer.
Setlist Aereogramme:
1. Barriers
2. Indescretion #243
3. Black Path
4. A Life Worth Living
5. Living Backwards
6. Dreams And Bridges
7. Nightmares
8. Running Man
9. A Meaningful Existence
10. Concious Life For Coma Boy
11. Trenches
12. Post-Tour Pre-Judgement
(tj)
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