Beatsteaks / Claus Grabke /
Zum Aufwärmen vor der eigentlichen Tour zum neuen Album „Limbo.Messiah“ machten sich die Beatsteaks semig-geheim auf um ein paar MySpace/Radioshows in kleinen Clubs zu spielen. Reguläre Karten gabs glaube ich nur über den entsprechenden Sender (in Stuttgart bigFM) und über die Bandhomepage. Im Vorfeld hatte ich also befürchtet, dass die Veranstaltung entsprechend stressig, weil übervoll werden würde. Die Veranstalter hatten sich aber offensichtlich etwas gedacht und so war die Röhre zwar voll, aber nicht wie beispielsweise bei den überausverkauften Shows von Billy Talent oder den Deftones. Der Aufwand war aber der Popularität des Hauptacts entsprechend groß, man wurde schon ein ganzes Stück vor dem Club von Absperrgittern abgefangen und musste dem Sicherheitspersonal die „Parole“ sagen... Im Club selbst dann natürlich auch eine Absperrung vor der Bühne, allerdings nicht wie bei Nine Inch Nails kürzlich drei Meter Abstand zur Bühne, sondern eher 30 cm ... Die Berliner hatten auch keinerlei Berührungsängste mit den Massen, man sah z.B. Sänger Arnim und Basser Torsten schon vor der Show gutgelaunt und bereitwillig Autogramme schreibend am Merchstand. Dort ging es sehr fanfreundlich zu, d.h. die Shirts gabs zum Punkrock-Preis, ich glaube es ging bei 10 Euro pro Shirt los... Sieht man auch nicht mehr oft dieser Tage!
Pünktlich um 21 Uhr wurde die Pausenmusik gefadet, das Saallicht ebenso und auf der Bühne ging der Opening-Act ans Werk. „Mein Name ist Claus Grabke, das ist meine Band, wir fangen an!“ Da war er also wieder, Multitalent Grabke (Sänger, Produzent, Skater, Fotograf, Schreiber etc.) mit seiner aktuellen Band. Mit der Einladung zu dieser Tour schließt sich ein Kreis: Grabke hatte die blutjungen Beatsteaks damals mit seiner Band Thumb auf Deutschlandtour mitgenommen, die damals erste Tour überhaupt für die Berliner... Los gings natürlich mit dem programmatischen „Cause I Can“ und dem ebenso passenden „Like A Wildman“. Nach der einleitenden Ansage war wohl erst mal genug gesagt, die ersten fünf Songs gabs somit am Stück und ohne jegliche Ansagen, let the music do the talking! Dann folgte brav der (aufrichtige) Dank an die Headliner. Später gabs noch einen Song einer Ex-Band Grabkes, nämlich „110 % Rock“ von den Alternative Allstars - das mich immer etwas an Marilyn Mansons „Rock Is Dead“ erinnert. Es macht wieder viel Spaß der Band zuzusehen, Grabke als geborener Fronter mit Ausstrahlung und Erfahrung, die elfengleiche, charmant schüchtern wirkende Lena am Bass und den völlig in seinem Schlagzeugspiel aufgehenden Drummer Sven. Vor dem letzten Song dann nochmal der Dank an den Hauptact verbunden mit einer Respektsbekundung für eine stets ehrliche Karriere und dann war nach ner halben Stunde auch schon Schluss. Nach der Show gabs am Merchstand völlig zu recht viel Interesse an der Band und ihrer CD – Shirts gibts (noch?) gar keine.
Setlist Claus Grabke:
Cause I Can
Like A Wildman
Take It Out On Me
I Never Wanted Anything So Bad
Look Who's Bad Right Now
I'm Dangerous
110 % Rock
Revolution Of A Mind
Ode To My Solitude
Weiter gings dann gegen 21.55 Uhr mit dem bekannten „It Must Be Love“-Intro von Madness. Entsprechend dem gemütlichen Rahmen, gabs auch nicht viel Aufwand, sprich keinerlei Backdrop oder sonstigen Schnickschnack. Die bekannten fünf überdimensionierten Glühbirnen standen im Bühnenhintergrund, aber der von den letzten Shows gewohnte leuchtende Stern prangte nicht an der Bassbox. Die Jungs kamen unter tosendem Applaus auf die Bühne, grinsten wie die Honigkuchenpferde und hatten offensichtlich genausoviel Bock auf die Show wie die Fans. Es wurde von Anfang an auch ordentlich Gas gegeben, besonders der Block mit „Atomic Love“, „Hand In Hand“ (schon an vierter Stelle im Set!) und „E-G-O“ (bei dem in der ersten Reihe drei Mädels selbstgemalte Buchstabenschilder an den entsprechenden Stellen hochhoben) wurde begeistert abgefeiert. Das folgende „Hey Du“ hätte ich gar nicht im Set erwartet, dafür haben andere Tracks wie z.B. „Summer“ oder auch die „Kings Of Metal“-Surfbrett-Aktion gefehlt. Was an sich aber auch gut war, das kennt man ja nun zur genüge und bevors lau wird, lässt mans dann lieber sein. Nach einer achtmonatigen Live-Pause war die heutige Show erst die fünfte, es hakte hier und da noch etwas und ein Song wurde sogar abgebrochen und neu begonnen (Arnim dachte seine Gitarre sei verstimmt, brach den Song ab, ging zum Stimmgerät, kam wieder und informierte das Volk, dass er im Tuning war und sich nur verspielt hat). Sänger Arnim entschuldigte sich später für die etwas längeren Pausen zwischen den Songs etc., aber das machte den Auftritt eigentlich nur charmanter, wenn die Band in ein paar Monaten wieder gutgeölt vor sich hinschnurrt ist das bestimmt nicht hals so charmant, wie so mache Szene in der Röhre.
Man sah z.B. wie sich Basser Torsten während eines Songs mal eben bei Gitarrist Bernd Kurtzke erkundigte, wie die Tonfolge denn nun weitergeht. Die Band hatte aber wie gesagt sichtlich Spaß auf der Bühne und hatten sich auch untereinander sehr lieb, ständig wurde sich angerempelt, umarmt oder angespuckt (Bassist den Drummer), Torsten knabberte Gitarrist Peter Baumann sogar im Nacken rum. Das Volk war auch gut dabei und kniete sich bei „Let Me In“ bereitwillig hin. Spontan wurde auch auf Wünsche aus dem Publikum reagiert, so wurde auch der alte Knüppel „Barfrau“ ausgepackt und weil der Lichtmann beim ersten Mal etwas gepennt hatte, sogar gleich ein zweites Mal angestimmt. Die neuen Songs von „Limbo.Messiah“ waren gut im Set vertreten („wobei einer der stärksten Songs „Demons Galore“ fehlte), wurden auch schon lauthals mitgesungen und bei „Hail To The Freaks“ schnallte sich Peter statt der Gitarre dann sogar einen Bass um, so dass die doppelte Tieftonpower zum Einsatz kam. Eine der Ansagen zollte dann auch Claus Grabke und Thumb Respekt, für die erste Deutschlandtour 1997. Gegen Ende des regulären Sets dann die Ansage „Jetzt kommt ein Lied über eine Frau... die fette Elke!“, es kam aber natürlich nicht Elke sonder die aktuelle Single über die wahnsinnige Jane. Schlagzeuger Thomas war heute natürlich besonders im Fokus von Arnims Ansagen, war er doch in seiner schwäbischen Heimat. Auf seiner Bassdrum prangte die Aufschrift „Hope I Die Before I Collapse“ und der Ärmste sah über die knapp 90 Minuten wirklich so aus, als könnte er jeden Moment vom Hocker fallen – war aber auch ordentlich stickig in der Röhre und es tropfte schon nach den ersten Songs von der Decke. Nach dem offiziellen Part liess sich die Band noch zwei Mal auf die Bühne zurückschreien, bei „Frieda und die Bomben“ das zum Schluss des ersten Zugabenblocks gespielt wurde, gings dann auch mal richtig gut zur Sache in den ersten Reihen. Und nachdem Arnim bei „Schlecht“, das von Bernd gesungen wurde, am Ende dann das Schlagzeug durcheinanderbrachte, wars dann auch offensichtlich der letzte Song einer außergewöhnlichen Show.
Setlist Beatsteaks:
She Was Great
As I Please
Atomic Love
Hand In Hand
E-g-o
Hey Du
Loyal To None
Big Attack
Hey Joe
My Revelation
Cut Off The Top
Sharp, Cool & Collected
Meantime
Hail To The Freaks
Barfrau (2x)
Ain‘t Complaining
Jane Became Insane
Panic
Let Me In
What’s Coming Over You
-
I Don't Care As Long As You Sing
Frieda und die Bomben
-
Shiny Shoes
Schlecht
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