Fear My Thoughts - Isolation
Isoliert im Schwarzwald? Als sie vor knapp einem Jahr den Wechsel am Mikro verkündeten, gabs auch schon jede Menge negative Reaktionen und als sie dann vor ein paar Wochen die ersten beiden Songs ihres neuen Albums auf ihre MySpace-Seite packten gings erst richtig los. Mit "Isolation" machen Fear My Thoughts stilistisch einen riesen Sprung, und gerade das scheint das Problem für den stark Metalcore-affinen Teil ihrer Anhängerschaft zu liegen. Andere Bands hätten für eine derartige Verpuppung wohl mehrere kleine Entwicklungsschritte über mehrere Alben gewählt oder gar einen Cut gemacht und sich umbenannt, aber wir reden hier ja auch nicht von anderen Bands... Hier werden keine halben Sachen gemacht, es scheint fast, als ob sie die neu geschaffene Freiheit in vollen Zügen genießen. Der neue Sänger Martin Fischer ist ein wahrer Glücksgriff, weil total variabel. Sowohl druckvolle Shouts, als eben auch charismatische melodische Sachen überzeugen total, manchmal erinnert er mich von der Intonation etwas an Warrel Dane... und zudem ist er auch noch für die Klavier-/ und Orgelpassagen verantwortlich. Herrlich anders auch der Sound, das Schlagzeug klingt auch wirklich nach Holz und Kesseln und nicht an Laserkanonen aus nem Science-Fiction-Film, und es wird vor allem mit verschiedenen Farben und Pinselstärken gemalt und nicht nur immer mit der breiten Kelle geklatscht, da ist Platz für Atmosphäre. Da tauchen Bandassoziationen auf, die früher nie in einem Fear My Thoughts-Review aufgetaucht wären, Opeth und Tool etwa, oder "Numbered By The Beast" erinnert vom Riffing streckenweise an A Perfect Circle, "Bound And Weakened" lässt mit dem weiten Refrain an Killing Joke denken, bei "Through The Eyes Of God" tauchte kurz der Name Oceansize vor dem inneren Auge auf, usw. - wobei keiner der Songs komplett einer Band huldigt, diese Vergleiche sollen nur zeigen, wie variabel die Band hier agiert! Zwar gibt es mit u.a. "The Hunted" zwei, drei Songs bzw. Passagen, die auch auf dem letzten Album zumindest denkbar gewesen wären, für engstirnige Leute mit überschaubarem Horizont langt das unterm Strich aber nicht um sich das Album "schönzureden". Eine Möglichkeit der Albumtitel-Interpretation kommt aus der Welt der Elektriker, Isolieren bedeutet hier vom Strom trennen, und genau das ist auch im Falle Fear My Thoughts geschehen, sie grenzen sich ab, von einer streckenweise fast gesichtslosen und austauschbaren Szene, das heisst aber eben auch gleichzeitig den Schutz der Herde aufzugeben: Respekt! Mutig das und erfreulicherweise auch sowas von gelungen, hoffentlich wird das auch durch entsprechende Verkäufe honoriert! (tj)