Koroded - The absurd Beauty of being alone
Wer sich mal mit offenen Augen und halbwegs wachem Geist mit dem Musikbusiness beschäftigt, weiß dass es dort alles andere als gerecht und fair zugeht. Nicht nur dass nahezu talentfreie Superstars und -produzenten mit gequirlter Scheiße den großen Reibach machen, nein, auch im Metal-Bereich rennen die meisten Bands und auch Labels nur dem vermeintlich kommerziellem Erfolg hinterher indem sie gerade erfolgreiche Strömungen wiederkäuen. Ganz Gallien? Nein, wie immer, keine Regel ohne Ausnahme! Koroded aus Aachen werkeln seit vielen Jahren emsig in der nationalen Szene, waren auf der ein oder anderen Tour im Vorprogramm (z.B. Crowbar), spielten u.a. als Support für Entombed und Biohazard und, wichtiger als das eben genannte, sie veröffentlichen eine Knaller-CD nach der anderen!! Zuletzt die ausgezeichnete „Decipher“-CD... interessiert aber trotzdem keine Plattenfirma. Was soll’s, die Jungs lassen sich die Suppe nicht versalzen und spielen sich auch ohne Label im Rücken den Allerwertesten ab und bringen es im Jahr wohl auf mehr Gigs als die meisten vergleichbaren Bands mit Vertrag in der Tasche. Jetzt aber endlich zur Musik. Das größte Manko gleich vorneweg: es sind leider nur fünf Songs enthalten. Die sind dafür ALLE Kracher vor dem Herrn. Los geht’s mit dem energischen "Blowback", das dem Unwissenden auch gleich die Richtung zeigt: Machine Head und Fear Factory dienen als gute Anhaltspunkte. Den erstgenannten zollen sie dann auch im Titeltrack "TaBoba" mit einem "Davidian"-artigen Schlusspart Respekt. Es kommt aber nie soweit, dass Rob Flynn & Co. zu sehr nachgeeifert wird, hier ist eine eigenständige Band am Werk, die zu jeder Zeit weiß wer sie ist, sich aber gleichzeitig ihrer Wurzeln sehr wohl bewusst ist. Sänger Jan Roeder hat sich über die Jahre vom versierten Shouter zum Allround-Sänger entwickelt, der sich souverän verschiedener Techniken bedient: kräftige Shouts, giftiges Gekeife und eingängige Melodiebögen. Der zweite Songs glänzt mit einem abgehackten Riff, das in einem wunderbar öffnenden Refrain und einem sehr melodiösem Mittelteil aufgeht, der widerum in einem groovig-stampfendem Riff endet. Es folgt das Herz- und Meisterstück, der oben schon erwähnte Titletrack “TaBoba”. Das Eröffnungsriff wirkt zuerst zerfahren, schwierig und vertrackt, fungiert aber als ideales Gegenstück zum meisterhaften, melodischen Refrain. Die eigentliche Überraschung ist aber der eingeschobene Mittelteil, der wartet mit E-Drum-artigen Sounds und fast Ofra Haza-mässigem Frauen-Gesang (Guest-Vocals von Karina Bienias von Giftig) auf - und es passt wunderbar ins Gesamtbild! Gegen Schluss darf Drummer Ben sein immenses Können unter Beweis stellen, bevor die erwähnte Verbeugung gen Mekka, ähh gen Machine Head den Song beendet. Der Übergang zu "Infestatio" ist fließend. Der Song startet mit einem Gitarrenfeedback und einem sehr bedrohlichen, düsteren Part bevor er in die Gänge kommt und erneut ein melodiöser Refrain (sogar zärtlich zweistimmig) einsetzt. Zum offiziellen Abschluss hauen die Jongens mit Unterstützung von Kris (NewNoiseCrisis) nochmal ordentlich auf die Kacke, trotz eingängigem Refrain einer der aggressivsten Songs der EP, der manchmal etwas an härtere Deftones erinnert. Einige Minuten nach dem offiziellen Teil hat die Band noch zwei Hidden-Tracks versteckt: einer mit bedrohlichen Filmsamples (aus Rumblefish meine ich) und einen eher lustigen. Nicht zu vergessen sind der einwandfreie, druckvolle und klare Sound (Sonic-Sound-Studio, Viersen) und das wirklich aussergewöhnlich gute Artwork von Michael Hutter (www.mhutter.de). (tj)