Heirs - Alchera
Heirs ist keine Band, wie jede andere. Zunächst als Soloprojekt zur Umsetzung der eigenen Vision gegründet, wuchs die Gruppe um Damian Cowards (Love Like… Electrocution, Maps) immer weiter, und bekam in Form von Brent Stegemann (Whitehorse) auch prominentere Unterstützung. Mittlerweile sind die Reihen gefüllt, und man lässt nun mit „Alchera“ ein Debütalbum vom Stapel, welches von krassen Gegensätzen geprägt ist. Das Leitthema der sechs Songs lautet: Hell kontra Dunkel, Licht gegen Schatten, Hoffung trifft auf Schmerz, und nicht zuletzt wird das Gute dem Bösen gegenübergestellt. Soweit zur Philosophie hinter dieser Platte. Musikalisch betrachtet sieht das dann so aus: Monotone, alles vernichtende Riffwalzen rollen extrem langsam, dafür umso mächtiger direkt aus der Hölle über uns hinweg und kollidieren mit ruhigen, beinahe zärtlichen Melodien, um von ihnen verschluckt, verdaut und später wieder ausgespuckt zu werden. Auf Gesang wird komplett verzichtet, und wahrscheinlich ist das auch besser so, denn mit diesem Instrumental-Ungeheuer hat der durchschnittliche Musikbegeisterte schon genug zu kämpfen. Um sicherzustellen, dass auch die Klangverhältnisse dementsprechend beeindruckend ausfallen, hat man übrigens James Plotkin (Isis) hinter das Mischpult gesetzt. Außerdem versteht man sich sehr gut darauf, den Hörer zu hypnotisieren und ihn in die Tiefen des Heirs’schen Doom- und Postrock-Universums zu entführen. Dies alles scheint aber in Zeitlupe zu geschehen, und im Rahmen extrem ausgedehnter Songstrukturen. Selten habe ich Stücke gehört, die ihren einzelnen Elementen so viel Freiraum zur Entfaltung und Zeit zur Weiterentwicklung bieten. Monströse Soundwände werden über Minuten hinweg aufgebaut und gesteigert, um sie ebenso langsam wieder einstürzen zu lassen, oder um sie bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen. Aber insbesondere die ruhigen Abschnitte entwickeln sich extrem behäbig und werden zudem über weite Strecken vom selben, einlullenden Beat begleitet. So mancher Konsument wird sich dadurch sicherlich zum Betätigen der Eject-Taste genötigt fühlen, um sich so freiwillig dem vollen Genuss dieses Albums zu entziehen. „Alchera“ ist nämlich alles andere als massenkompatibel, auch wenn die vier Australier solchen Bands wie Neurosis, Pelican und Godflesh Sound- und Riff-technisch regelrecht huldigen. Die meisten Stücke sind allerdings so träge, dass es beinahe unerträglich ist. Aber wie gesagt, nur beinahe, denn in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Melodien und des Riffings steckt so viel Genius, dass Heirs fast über die gesamten 42 Minuten begeistern können. Da man die Songs über die Label-Website umsonst herunterladen kann, empfehle ich auf jeden Fall hier mal reinzuhören. (cj)