Long Distance Calling - dto.
An sich sprach so einiges dagegen, dass aus dieser Band eine große Sache werden würde. Denn es war zumindest zu Anfang (2006) auf jeden Fall ein reines Spaßprojekt. Erschwerend kam hinzu, dass die Mitglieder nun wirklich nicht alle auf einem Haufen wohnen, sondern sich aus Städten wie Münster, Dortmund und Berlin rekrutieren und man zudem fast komplett auf Gesang verzichtet. Und trotzdem legen uns die Ferngespräch-Afficinados hier schon den dritten Longplayer ans Herz – und da liegt er auch genau richtig. Postcore nennt man die Schublade gerne, in die die Band wohl irgendwie gehört, die Fünf schaffen es aber einfach schlafwandlerisch sicher mit ihren Kompositionen vor allem nie den Song aus den Augen zu verlieren und für ordentlich Atmosphäre zu sorgen. Spielfreude, Hingabe und Seele sind die wichtigsten Koordinaten in ihrem Schaffen. Spielfreude allerdings nie im Sinne von so vielen progressiven Instrumenten-Pistoleros, denen es mit ihren Kapriolen eher ums Imponieren, denn ums Treffen ins Herz geht. Mit dem gerne als so wichtig beschworenen dritten Album legt die Band die hauseigene Messlatte also erneut wieder ein bisschen höher. Ein Album, das perfekt in die Jahreszeit passt und zur ein oder anderen geistigen Reise mit ordentlich Langzeitmotivation animieren dürfte. Und als eine Art Trademark gibt’s wieder einen einzigen Song, zu dem sich die Band einen Gastsänger geladen hat. Nach Peter Dolving (The Haunted) und Jonas Renkse (Katatonia) ist beim Track "Middleville" diesmal also Armored Saint und ex-Anthrax Sänger John Bush zu hören. Wahnsinn. (tj)