In Flames - Come Clarity
Welch schöne Platte ! Es passt einfach Alles. Vom Optischen über das Musikalische: ein komplettes Kunstwerk. Das Cover erinnert ein wenig an den amerikanischen Ausnahme- Maler Derek Hess, welcher sich aber hier nicht verewigt hat. Wer es war, war leider nicht herauszufinden, was aber der Ausstrahlung keinen Abbruch tun sollte. Musikalisch gesehen holen In Flames zum Rundumschlag aus. Für viele Hörer des Göteborg- Metals waren die Jungs um Anders Fridén spätestens nach dem Vorgänger „Soundtrack To Your Escape“ Geschichte. Stop! Man sollte den werten Herrschaften noch eine Chance geben, denn auf dem neuen Silberling „Come Clarity“ geht man wieder zurück zu den Wurzeln. Es wird gerockt, was in den letzten Tagen seinesgleichen gesucht hat. Gleich zu Beginn mit „Take This Life“, welches auch die erste Single darstellt, wird klar, dass die verweichlichte Phase abgeschüttelt wird. Da ballert das Schlagzeug schön gepaart mit Staccato- Gitarren und Sänger Anders bellt mehr denn je. Aber nein, keine Angst, die typischen Gesangslinien gingen nicht verloren. Sogar verstärkt findet man diese in den Refrains der einzelnen Songs wieder. Der Titeltrack „Come Clarity“ wird sogar komplett gesungen und wirkt im ersten Moment etwas befremdlich. In Flames goes Kuschel? Weniger, vielmehr sollte der Song als musikalische Rettungsinsel angesehen werden, bevor man mit dem Folgetrack „Vacuum“ wieder auf die stürmische See des Metals getrieben wird. Für den Titel „Dead End“ wurde die schwedische Musikerin Lisa Miskovsky (ehemals Snowboard- Profi) ins Boot geholt, die ein paar Gastvocals beisteuerte. Wer hätte vermutet, dass die hübsche Blondine bei dem härtesten Song der Platte ihre Finger im Spiel hat? „Dead End“ knallt wirklich großzügig aus den Boxen und der Gesang der Schwedin eignet sich wunderbar für den Beginn des Liedes, bis Anders Fridén sie quasi mit Colony-artigem Gesang zur Seite schubst. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt da nicht. Es reihen sich die Knüllersongs aneinander und erst zum Ende der Scheibe, kann man sich zurücklehnen und mit „Your Bedtime Story Is Scaring Everyone“ den gut 45-minütigen Trip verarbeiten. Wobei der ein oder andere Hörer sicher so in den Bann gezogen sein dürfte, dass er erneut auf Repeat drückt. Jeder so, wie er es möchte. Wer sich nicht von Grund auf gegen die zumeist klar gesungenen Refrains verschwört wird mit „Come Clarity“ großen Spaß haben. Totalausfälle sucht man hierbei vergebens und die im Voraus angemeldeten Uptempo-Riffs und verstärkten Harmonien werden auf der vollen Breitseite präsentiert. Auch Soli und schnelles Drumming sind mit von der Partie, was für meine Begriffe auf dem Vorgänger schmerzlich vermisst wurde. Mit einem derart starken Album habe ich nicht gerechnet, Hut ab! (pk)