Bayside - The Walking Wounded
Die ersten beiden Platten von Bayside waren durchaus amtliche Emo-Scheiben, konnten mich aber nicht voll überzeugen. Das Potential der Band war immer sichtbar, schien aber nie voll ausgeschöpft zu werden. Auf dem mittlerweile dritten Album kommen Bayside der Sache schon wesentlich näher. Nachdem Drummer die Band 2005 ihren Drummer bei einem Unfall verloren hat, war es nicht ganz klar ob die Truppe wieder auf die Füße kommen würde. Auf „The Walking Wounded“ zeigt sich das Quartett aber stärker als je zuvor. Stilistisch bleibt sich die Band treu und muss sich noch immer Alkaline Trio Vergleiche gefallen lassen. Bayside haben dem Stil aber zweifellos ihre eigene Note verleihen. Mit tiefer gestimmten Gitarren rockt die Band recht straight los, bleibt jedoch immer gefasst und verleiht ihren Songs einen sehr düsteren Unterton. Dieser wird vor allem von der melancholischen Stimme von Sänger Anthony unterstrichen. Dieser hat im Vergleich zu den ersten Alben eine hörbare Entwicklung durchgemacht, weniger was den Klang der Stimme angeht, er weiß einfach technisch mehr aus ihr heraus zu kitzeln. Aber auch der Rest der Band hat dazu gelernt. So sitzen Arrangements besser, Melodien sind fesselnder, Wendungen unvorhersehbarer und auch experimentelle Elemente finden ihren Weg in die Songs. Von flachem Pop-Rock kann im Fall von Bayside keine Rede sein. Zwar sind die Songs allesamt sehr zugänglich und eingängig, aber auch mit reichlich Tiefgang ausgestattet. Songs wie der Ohrwurm „Duality“, das melancholische „I and I“ oder das treibende „Dear Your Holiness“ sind schlicht großartig. (rg)