Whitechapel - Whitechapel
Whitechapel waren nie eine Band, die sich von den Regeln eines Genres in ein enges Korsett zwängen ließ. So haben sie den Deathcore zwar deutlich mitgeprägt, schon immer aber auch dessen Grenzen gesprengt und sich trotz klarer Marschrichtung mit jedem Album weiterentwickelt. Dadurch waren sie Genrekollegen immer eine Nasenspitze voraus. Jetzt erscheint das vierte und sicherlich selbstbewussteste Album der Band aus Tennessee. Das macht sich gleich im Opener „Make It Bleed“ bemerkbar, der trotz all der ultrabrutalen Riffs und Blasbeats deutlich luftiger und vielschichtiger klingt als alles was die Band bisher gemacht hat. Sie erreichen das durch die Einstreuung von ruhigen Momenten, offenen Riffs und kleinen Melodien. Dieser Ansatz zieht sich durch das ganze Album, ohne aber den Härtegrad herunterzusetzen. Man gönnt dem Hörer zwar mehrere kleine Verschnaufpausen, schont ihn aber in keiner Weise. Die Songs bekommen zusätzliche Dynamik und mehr Tiefe. Leichter zu verdauen werden sie dadurch aber nicht. Im Gegenteil, der Hörer wird gefordert und kann sich keineswegs auf simple Muster und vorhersehbare Arrangements verlassen. Whitechapel sind heute musikalisch anspruchsvoller denn je unterwegs. Jeder Song hat einen sehr eigenen Charakter und es werden sowohl Freunde von derber Raserei als auch Mosher im unteren Tempobereich zufrieden gestellt. Die Songs sind für eine Band dieses Härtegrades wieder überraschend eingängig ausgefallen. Wobei dieses Mal tatsächlich mehr denn je mit echten Melodien gearbeitet wurde. Whitechapel haben es mit dieser Platte endgültig geschafft sich zu emanzipieren und zeigen eindrucksvoll, dass Deathcore keine musikalische Einbahnstraße ist. Top. (rg)