Nightrage haben mit ihrem zweiten Album ?Descent Into Choas? in meinen Augen einen echten Meilenstein in Sachen melodic Death Metal gesetzt. Grund genug Marios, den Kopf der schwedisch/griechischen Truppe per Email zu interviewen.
Was kannst du zum neuen Album ?Descent Into Chaos? sagen?
Es wurde im Studio Fredman in Schweden aufgenommen und wir sind mit dem neuen Material sehr zufrieden. Da ich der Hauptsongwriter bin habe ich für das Schreiben der Songs fast ein ganzes Jahr gebraucht. Allerdings hat Gus dieses Mal auch bei einigen Songs mitgearbeitet, die sehr gut geworden sind. Das neue Album hat einen raueren Sound und die Produktion ist viel mehr ?in your face?. Der Schlagzeug- und Gitarrensound ist absolut top. Auf dem Album sind viel weniger cleane Vocals, nur bei einem Track ?Frozen? hat Mikael Stanne ein paar melodische Gesänge beigesteuert. Wir versuchten dieses Mal aggressiver zu sein aber gleichzeitig wollten wir nicht den melodischen Aspekt der Band verlieren. Tomas Lindberg hat mit seinen Vocals sehr gute Arbeit geleistet. Durch den Kontrast seiner Vocals zur Musik klingt das Album noch chaotischer.
Der Vorgänger ?Sweet Vengeance? kam sowohl bei der Presse als auch den Fans sehr gut an. Hat euch das beim schreiben des neuen Materials unter Druck gesetzt?
Wir fühlten eigentlich keinen Druck von außen, da wir genau wussten wie wir klingen wollten und an unsere Fähigkeiten als Songwriter glaubten. Wir warteten einfach auf die richtige Inspiration. Ich persönlich arbeite sehr viel zuhause mit meinem kleinen Heimstudio. Dort entstehen viele der Songs und Arrangements.
Wie würdest du sagen hat sich Nightrage zwischen den beiden Platten entwickelt?
Wir haben die Kombination aus Brutalität, Melodien und einem gewissen 80er Metal Beigeschmack zusammen mit den Gitarrenleads und den aggressiven Vocals beibehalten. Wir haben versucht mehr Gewicht auf Tomas Lindbergs Vocals zu legen statt zu viel cleanen Gesang einzubringen. Ich fand einfach, dass dafür kein Platz in den Songs war. Ich finde das neue Album sehr viel stärker und die Tatsache, dass wir heute ein stabiles Lineup haben hat dafür gesorgt, dass die Platte konzentrierter und kraftvoller klingt. Ein weiterer neuer Faktor war, dass wir mit Patrik J. Sten, der als co-Produzent im Studio Fredman arbeitet, als unseren Produzenten genommen haben. Er war wirklich sehr engagiert und arbeitete hart für uns. Er hat das Album auch gemischt. Da er selbst Drummer ist und eher auf modernen Metal steht, benutzte er wenige Effekte weshalb das Album auch so ?in die Fresse? und trocken klingt. Ich finde den Sound wesentlich besser als beim alten Album und auch die Arrangements der Songs sind dieses Mal viel Erwachsener. Alle Zutaten von Nightrage sind nach wie vor vorhanden, lediglich mit einem höheren Maß an Professionalität versehen.
Es fällt auf, dass viel weniger melodischer Gesang auf der Platte ist, als auf dem Vorgänger. Warum?
Es gab in den Songs einfach keinen Platz dafür, die Songs hatten eine viel heftigere und brutalere Herangehensweise. Wir wollten keinen melodischen Gesang auf die Platte packen weil wir es müssen oder weil alle anderen Bands es tun. Es muss einfach zu den Songs passen und das war dieses Mal einfach nicht der Fall. Die melodischen Gesänge auf dem ersten Album gehen aber in Ordnung.
Wie entstehen bei euch die Songs? Gibt es eine Vorstellung eines Songs bevor du die Gitarre in die Hand nimmst oder ?findet? ihr die Songs durch jammen?
Ich muss zuallererst in der richtigen Stimmung sein um Songs zu schreiben. Ich darf nicht unter Druck gesetzt sein einen Song schreiben zu müssen. Ich denke die Ideen kommen auf sehr natürliche Weise, ich schnapp mir meine Gitarre und spiel drauf los ohne viel nachzudenken. Meistens jamme ich einfach und die Riffs kommen einfach so. Manchmal kann ich 10 am Tag schreiben und manchmal passiert für 3 Monate überhaupt nichts. Es kommt immer auf die Inspiration an.
Haben die neuen Bandmitglieder etwas zu den Songs beigetragen?
Die neuen Mitglieder haben hauptsächlich durch die Arbeit im Studio geholfen den Sound der Platte zu formen. Die Songs waren schon fertig geschrieben als sie in die Band kamen. Das Schlagzeug- und Bassspiel ist auf der neuen Platte allerdings wesentlich besser als auf dem alten. Die neuen Fotis Benardo (Drums) und Hendric Carlsson (Bass) steckten all ihre Anstrengungen in die Band und verbesserten den Teamgeist. Sie haben sicherlich viel zum Album beigetragen.
Was bedeutet der Titel und wovon handeln die Texte?
Der Titel hat mit der Tatsache zu tund, dass es so scheint als ob alles um uns herum leer ist und auch die Menschen sind leer und einsam. Die Texte des Titeltracks handeln davon wie wir Menschen zu unserem eigenen Ende absteigen, zu unserem eigenen Chaos. Wir werden mit unserem Verhalten ins Nichts geführt und ich denke, dass wir nur die negativen Gefühle mit anderen teilen, jeden Tag aufs Neue. Aber wir müssen etwas dagegen unternehmen. Wir müssen uns selbst wieder finden in all diesem Chaos. Wir müssen widerstehen und versuchen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wir müssen einander wieder mit Respekt behandeln und versuchen bessere Menschen zu sein.?
Einige der anderen Bandmitglieder sind auch noch in anderen Bands involviert. Verursacht dies Probleme für Nightrage?
Nein, da gibt es eigentlich keine Probleme. Tomas, Hendric und ich leben in Schweden und wir fliegen Fotis und Gus für Proben in Göteborg aus Griechenland ein. Wir kommen immer nur für eine Woche oder so zusammen um zu Proben, Aufzunehmen und das Bandfeeling zu bekommen.
Wie kam die Band ursprünglich zusammen? Warum hast du beschlossen nach Schweden zu gehen um eine Band zu machen?
Ich war sehr enttäuscht von meiner alten Band Exhumation, sowohl musikalisch als auch menschlich. Ich wusste, dass wenn ich die Band meiner Träume gründen wollte irgendwo anders hinziehen müsste um dort Musik zu machen. In Griechenland haben wir leider nicht dieses Rock´n Roll Feeling und die Lebensart dort ist ein Problem für Leute die etwas anderes als das was als ?normal? bezeichnet wird spielen wollen. Wir hatten alle Platten mit Exhumation bereits in Schweden aufgenommen und ich hatte Kontakt zu Fredrik von Studio Fredman. Es war also eine nahe liegende Entscheidung hierher zu kommen.
War Nightrage eigentlich von Anfang an als echte Band geplant oder sollte es ursprünglich nur ein Projekt sein?
Nightrage ist eine echte Band und das war auch von Anfang an so gedacht. Es dauerte seine Zeit bis ich die richtigen Leute für die Band zusammen hatte. Als ich hierher gezogen bin war ich ziemlich alleine und hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Beim ersten Album haben mir einige Leute wie Per von The Haunted ausgeholfen um alles einzuspielen, was vielleicht den Eindruck vermittelt hat, dass diese Band kein weiteres Album machen würde. Ich bin sehr glücklich, dass wir nun ein stabiles Lineup haben und das zweite Album herausgebracht haben. Nur so konnten wir beweisen, dass Nightrage wirklich eine echte Band ist.
Hat die Tatsache, dass du in Schweden lebst irgendeinen Einfluss auf dein Songwriting? Würden die Songs anders klingen wenn du sie in Griechenland geschrieben hättest?
Nein, das denke ich eigentlich nicht. In Griechenland würde ich wahrscheinlich dieselbe Musik machen. Es kommt immer darauf an wie man sich fühlt, egal wo man ist. Ich kenne mich sehr gut und vielleicht ist das kalte Wetter in Schweden dafür verantwortlich, dass die Songs etwas aggressiver ausfallen.
Gibt es Pläne von euch bald in Deutschland aufzutreten?
Wir beschäftigen uns zur Zeit mit den Tourplänen und ich bin mir sicher, dass wir auch in Deutschland spielen werden. Deutschland ist schließlich immer eine Priorität und wir haben dort viele Fans.
Welche Bands hörst du dir persönlich an?
Ich mag Bands wie Testament, Iron Maiden, Thin Lizzy. Mehr das coole Zeug aus den 80ern und natürlich Death/Thrash und Black Metal Bands. Ich bin da sehr offen, es gibt für mich nur gute und schlechte Musik. Es muss sich nur gut anhören, eine gute Melodie, eine schöner Refrain.
Hast du noch abschließende Worte?
Vielen Dank für dein Interesse an der Band. Wir freuen uns schon darauf bald unsere deutschen Fans auf unsere Europatour zu treffen. Stay Metal.
Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.?
Dieser Artikel wurde 523 mal gelesen
Review: Sweet Vengeance, 2003 (rg)
Review: Descent Into Chaos, 2005 (rg)
Review: A New Disease Is Born, 2007 (rg)
Review: Wearing A Martyr´s Crown, 2009 (rg)
Review: Insidious, 2011 (rg)