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Hackneyed. Aus der forschenden Death Metal-Jugend ist über die Jahre und mittlerweile tatsächlich schon drei Alben eine forsche Death Metal Band geworden. Mit dem dritten Album hat sich aber so einiges getan, Grund genug also für ein ausführliches Interview mit der Band!

H: Hi Phil. Was war denn das ärgerlichste, das bisher über Euer drittes Album geschrieben wurde?

Phil: Man versucht natürlich, die „ärgerlichen Sachen“ nicht so nah an sich ranzulassen, hehe! Aber manchmal kommt man einfach nicht drum herum. Bei Carnival Cadavre haben wir zum Beispiel extrem viel Zeit in den Sound investiert und viel herum experimentiert. Und ich denke, das ist auch hörbar! Unser Produzent Corni Bartels hat das super hinbekommen und wir sind mehr als zufrieden!
Wenn man dann allerdings liest, dass der Label-Wechsel von Nuclear Blast zu Lifeforce am schlechten Sound der Platte hörbar ist, ist das natürlich mehr als ärgerlich!

H: Und gab’s im Gegensatz dazu auch etwas, was Dich sehr gefreut hat?

Devin: Klar! Wir versuchen uns, wo es nur geht, zu verbessern und an uns zu arbeiten. Da freut es einen dann natürlich umso mehr, wenn man liest, dass Carnival Cadavre deutlich reifer als die beiden Vorgänger Alben sei - und man deutlich hört, dass wir uns musikalisch weiterentwickeln konnten. Das gibt mir neues Selbstbewusstsein und die Kraft, da weiterhin so viel Herzblut reinzustecken wie bisher. Wäre ja schrecklich, wenn man da auf der Stelle tritt!

H: Hattet Ihr vor den Aufnahmen bzw. beim Songwriting einen bestimmten Plan, in welche Richtung Ihr Euch musikalisch entwickeln wollt?

Phil: Wir versuchen uns nicht im Voraus einzuengen, arbeiten einfach drauf los und schauen, in welche Richtung die Kreativität uns lenkt!
Nachdem die ersten Songs fürs dritte Album jedoch standen, lief das bei einem der neuen Riffs in der Bandprobe etwa so ab:
„Das klingt total nach Zirkus, das kannst doch net... - ZIRKUS!!!“ :)
Die ersten Texte haben das dann gefestigt und somit ist die Zirkus-Schiene bereits zum Ziel geworden.

Tim: Im Großen und Ganzen machen wir ja nach wie vor die gleiche Mucke wie auf den ersten beiden Alben, nur eben etwas reifer und ausgefeilter. :)

H: Ihr habt erneut bei Corni Bartels in den Münchner Weltraumstudios aufgenommen. Gab’s keine Überlegungen, mal jemand anderen ranzulassen?

Tim: Natürlich stand das damals im Raum, in der Hinsicht auch mal was Neues auszuprobieren. Aber letzten Endes sind wir zu dem Entschluss gekommen, wieder zu Corni zu gehen.
Wir verstehen uns einfach super mit ihm und arbeiten gerne mit ihm zusammen. Außerdem ist Corni nicht der typische Metal Produzent, wie er im Buche steht.

Phil: Und wir ja auch nicht die typischen Metal-Musiker, hehe!

Tim: Ja! Ich glaube dass wir genau DAS in dem Moment brauchten, um genug Abwechslung in unsere Musik zu bringen - Jemanden wie Corni an den Reglern! Aber wer weiß, vielleicht trauen wir uns beim nächsten Album mal wo anders hin. Da wollen wir uns jetzt ja noch nicht festlegen.

H: Nachdem Ihr lange eine kleine Nummer im riesigen Roster von Nuclear Blast wart, seid Ihr jetzt eine relevante Band bei Lifeforce Records. Was hat sich für Euch geändert?

Devin: Bei Nuclear Blast waren wir eben, wie du schon sagtest, eine kleine Band unter vielen anderen. Und das hat man auch gemerkt! Bei so einem großen Label bekommt man als kleinere Band selten die Aufmerksamkeit, die man vielleicht bräuchte! Das ist bei Lifeforce natürlich anders. Da läuft alles viel familiärer ab und man fühlt sich gleich ein kleines bisschen wohler!

H: Bei Lifeforce sind auch eine Menge cooler Bands unter Vertrag, wer sind denn Deine Favoriten und habt Ihr schon Labelkollegen kennengelernt?

Tim: Auf die Jungs von Nervecell freuen wir uns jedes Mal. Das sind so supernette Typen. Auch einen Teil der Deadlock Bande durften wir schon kennen lernen. Auch sehr angenehme Zeitgenossen. Sonst dürfen natürlich Bands wie War From A Harlots Mouth oder This Or The Apocalypse nicht fehlen! Das sind definitiv hammer Bands, die wir jedoch leider noch nicht persönlich kennen lernen konnten... Aber wir hoffen natürlich, dass sich das bald ändert!

H: Titel, Artwork und Texte scheinen mir doch stark in Richtung Konzeptalbum zu deuten, stimmt’s?

Phil: Ja, Carnival Cadavre wurde von uns eigentlich schon als Konzeptalbum beabsichtigt!
Alles dreht sich rund um das Thema Zirkus. Mal sehr direkt, manchmal eher im übertragenen Sinne. Und ab und an hat man ja auch echt das Gefühl, mitten in einem Zirkus zu stecken, hehe! Lustigerweise (obwohl wir es am Anfang ja nicht so lustig fanden:) !) haben zur gleichen Zeit unsere ehemals-Labelkollegen und Genre-Brüder von Decapitated diese Richtung eingeschlagen! Das hat bei mir das Gefühl dann noch bestärkt :)!
Als das „Gestänge“ vom Zirkus erst mal stand, hat sich der Rest vom Album wie von selbst in diese Richtung weitergesponnen. Und ich denke, wenn man das Artwork, die musikalischen Zirkus-Elemente und die Songtexte betrachtet, hat das mit dem Konzeptalbum auch ganz gut geklappt!

H: Bist Du als Kind denn selbst gern in den Zirkus gegangen?

Devin: Klar! Ich bin Zirkus Fan J ! Wenn früher ein Zirkus in der Nähe war, hat mich das sofort interessiert! Mich haben die großen Zirkuszelte und auch das ganze Drumherum schon immer fasziniert! Wobei ich ehrlich sagen muss: je älter ich werde desto gruseliger finde ich das ganze Thema. Hat aber sicher auch mit unseren Ausschmückungen beim „Carnival Cadavre“ zu tun. ;)

H: Wo nimmst Du die Inspiration für Deine Texte her und wie läuft das ganz praktisch ab, machst Du Dir bei einem Geistesblitz Notizen um sie später auszuarbeiten?

Phil: Schwer einzugrenzen, was mich so alles beim Texten inspiriert! Ich denke da spielt das ganze Umfeld mit rein! Die Musik der Jungs tut dann Ihr übriges. Mir fallen oft schon beim ersten Mal hören die „passenden“ Themen zum Song ein!
Und da muss dann tatsächlich das Handy oder irgend ein Fresszettel für Stichworte -  und stellenweise gleich fertige Passagen - herhalten!
Final ausgearbeitet wird meistens Zuhause oder manchmal auch erst im Studio mit meinem Lieblingsengländer Ged Hall in den Weltraumstudios! Ged steht mir mit seinem Englisch zur Seite und teilt, lustigerweise, denselben Wahnsinn, wenn’s um das Texten geht, wie ich! Da kommen ab und zu richtig unterhaltsame Sachen bei raus ;)!

H: Welche Rolle spielen in Sachen Inspiration Filme und/oder Bücher?

Phil: Ich bin ein rieser Fan von Büchern und Filmen!
Wie weit mich das Ganze beeinflusst, kann ich dir jedoch gar nicht sagen! Aber ich bin der festen Überzeugung, dass sich jeder Film und jedes Buch, das man mit der Zeit liest, im Kopf und auch ein Stück weit in der Persönlichkeit festsetzt. Und ich hoffe, dass wir mit unserer Musik und unseren Texten (aber lieber nicht wortwörtlich :) ) vielleicht eine ähnliche Wirkung erzielen!

H: Ihr seid jetzt im Schnitt ca. 20 Jahre alt und Hackneyed gibt es jetzt wohl fünf Jahre. Im Alter zwischen 15 und 20 hat sich bei mir in Sachen Musikgeschmack noch so einiges getan. Wie ist das bei Euch und seid Ihr für die Zukunft offen für stilistische Änderungen?

Tim: Wir sind offen für alles! Und ja, unser Musikgeschmack hat sich in den letzten Jahren noch stark erweitert. Death Metal ist eigentlich nur noch zu einem Bruchteil der Musik geworden, die bei uns in den Playern rotiert! Wir sind privat vielleicht sogar eher etwas softer geworden :).
Phil:  Mittlerweile darf es an keinem Tag mehr an Post-Rock, Ambient oder ab und an sogar poppigen bis hin zu elektronischen Klängen fehlen! Aber ich denke, das ist auch gut so! Vor allem wenn man selber kreativ sein will, würde man bei zu einseitigem „Musikkonsum“ sprichwörtlich verdursten, hehe! Und außerdem würde es mich mittlerweile sogar echt langweilen!

H: Nicht nur in Sachen Label gab’s einen Wechsel, das Bandkarussell hat sich wohl auch gedreht?

Tim: Ja, sogar gleich doppelt! Juan (2. Gitarre, Anm. d. Verf.) hat sich kurz nach dem Album Release von Carnival Cadavre entschieden, die Band zu verlassen. Es hat sich bei uns einfach in unterschiedliche Richtungen entwickelt, da war es die beste Entscheidung, getrennte Wege zu gehen.
Bei Tini (Bassistin, Anm. d. Verf.)waren es eher berufliche und zeitliche Gründe, die sie daran gehindert haben, weiterhin bei Hackneyed dabei zu sein. Wir spielen die kommenden Shows jetzt erst mal mit Session-Musikern. Wir wollen, was die Besetzung angeht, nun erst mal nichts mehr überstürzen. Und zum Glück kennen wir ja mittlerweile einige coole Leute, die uns da super unterstützen und aushelfen.

H: Im Kern scheint die Band also aus den Cox-Brüdern und Dir zu bestehen?

Phil: Genau! Das war ja eigentlich schon von Anfang an so. Wir waren und sind schon immer ein eingespieltes Team! Sowohl in der Musik als auch in allem Drumherum!

H: Wie sieht denn die Zukunft aus, habt Ihr vor, weiter Gas zu geben und das Hauptaugenmerk auf die Band zu legen, oder ist es absehbar, dass wegen Studium/Berufswahl Probleme auf Euch zukommen?

Phil: Man merkt z.B. schon, wenn bei einem von uns Prüfungen anstehen! Da fehlt stellenweise sogar echt die Zeit für selbstverständliche Dinge wie Bandproben... Aber auch wenn es ab und an echt schwierig ist, alles unter einen Hut zu bringen, bleibt die Band bei jedem von uns präsent und im Vordergrund. Und wir werden den Hut nicht so ohne weiteres nehmen und von der Bildfläche verschwinden!
Klar haben wir weiter vor, alles zu geben! Wir sind stolz und froh auf und über all das, was wir bisher erreicht haben!

H: Ursprünglich war ja schon eine Tour mit einem Labelmate gebucht, aus der wurde dann kurzfristig doch nichts; gibt’s Pläne für eine neue Tour?

Devin: Es stand mal im Raum, sowohl mit Nervecell als auch mit Deadlock zu touren. Aber das hat bis jetzt leider aus zeitlichen und finanziellen Gründen noch nicht hingehauen. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja noch, ’ ne kleine Tour auf die Beine zu stellen.
Was uns jedoch total aus den Socken gehauen hat und wir noch immer nicht fassen können, ist unsere erste Show-Bestätigung in den Staaten! Das heißt im Dezember werden erst mal die Koffer gepackt und wild durch die USA carnivalisiert! Ein weiterer, riesiger Traum, der in Erfüllung geht!!! Wir sind gespannt ;).

H: Wenn ich das richtig sehe, dann habt Ihr trotz dreier Alben noch keine einzige Coverversion im Programm. Wenn ich Euch live gesehen habe, dann stand da auch immer nur Selbstgemachtes auf der Setlist. Keinen Bock auf Covern, oder könnt Ihr Euch nicht einigen?

Devin: Eigentlich halte ich nicht viel von Cover Songs. Es gibt zwar ein oder zwei Stücke, die ich schon mal gerne covern würde, aber da konnten wir uns bisher nie richtig dazu aufraffen.
Phil: Und ich glaube, ich bin auch einfach zu faul, um Texte auswendig zu lernen, hehe!

H: In den letzten Jahren habt Ihr auch schon einiges an Kilometern auf den Autobahnen gefressen, was fällt Dir spontan als besonders coole Show ein?

Tim: Klar, Festival Shows wie Wacken oder Summer Breeze, werde ich nie vergessen. Aber oft sind es auch Gigs, an denen wir kurzfristig für Bands einspringen, die mich immer wieder überraschen. Im November letztes Jahres sind wir spontan für Septic Flesh auf dem Winter Masters Of Rock eingesprungen. Wir wussten absolut nicht, was uns da erwartet. Ende vom Lied war ein Gig vor fast 6.000 Leuten in einem riesigen Eishockey Stadion. Das war unfassbar! :)

H: Hast Du über die Musik auch schon Leute getroffen, die auf Deiner persönlichen Helden-Liste stehen und wenn ja: wie war das?

Phil: Klar, ständig! Man trifft immer wieder Leute, die zu persönlichen Helden werden!  Und man trifft immer wieder vermeintliche Helden, die es nach dem Treffen nicht mehr sind, hehe! Tatsächlich schon passiert! :)

Devin: Dave Grohl muss aber noch auf meiner persönlichen Helden-Liste abgeha(c)kt werden ;)

Thomas Jentsch

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