Im Rahmen der Eastpack Resistance Tour hatten wir die Gelegenheit auf einen Plausch mit Hatebreed Frontmann Jamie Jasta. Nachdem die Band mit ihrem Auftritt den Club Vaudeville in Schutt und Asche gelegt hat zogen wir uns mit ihm in eine ruhige Ecke zurück und redeten über das aktuelle Album "Perseverance".
Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben war euer neues Album "Perseverence" noch nicht erschienen. Was kannst du nun dazu sagen?
Es hat sich vieles verändert. Wir sind heute viel größer als wir es waren, was cool ist. Alles ist großartig gelaufen. Wir haben von dem neuen Album innerhalb sechs Monaten mehr verkauft als wir vom alten in fünf Jahren verkauft haben. Das ist eine gute Sache.
Ihr habt es ja sogar in die Billboard Charts geschafft.
Ja, wir waren auf Nummer 50. Wir haben in der ersten Woche 30.000 Platten verkauft.
Was hast du gedacht als du das gehört hast?
Ich war sehr glücklich. Ich war einfach glücklich, dass man uns nicht vergessen hat. Wir mussten so lange warten um das Album herauszubringen.
Was kannst du zu der Musik sagen?
Wir haben unser Herz und unsere Seele hinein gesteckt. Aber die Songs sind eigentlich alt. Sie sind zwischen 1999 und 2000 entstanden. Wir sind jetzt wieder bereit ein neues Album zu machen. Ein neues, neues Album. Es ist cool. Sogar hier in Europa kennen die Leute das Album und singen die Texte mit, obwohl die Platte hier eigentlich gar nicht richtig veröffentlicht ist.
Die Songs sind für euch alt, für das Publikum aber neu und frisch. Ist das eine komische Situation für euch?
Ja, schon irgendwie. Einige der Songs spielen wir seit 1999. Damals dachten wir die Platte würde bald erscheinen. Aber was soll man machen? Ich bin einfach glücklich, dass die Leute so viele Songs von dem Album mögen. In den Staaten spielen wir bei Shows acht Songs vom Album und sie kommen alle großartig an. Dieses Album wächst viel schneller als unser altes. Das ist cool. Das ist auch der Grund warum wir so schnell wieder ein neues machen können.
Wann soll das denn erscheinen?
Ich würde sagen im Juni. Das Label will, dass wir im Februar ins Studio gehen. Ich bin schon ganz aufgeregt.
Was können wir erwarten?
Wir haben bisher acht Songs fertig. Es ist ein guter Stilmix. Wir haben Songs die fast nach Agnostic Front klingen und auch straighte Death-Metal Songs. Es gibt auch Grindcore Teile. Ich würde sagen, dass es auf jeden Fall heftiger wird. Wenn wir beim Songwriting jammen, kommt dabei viel Sachen im Slayer-Style heraus. Ich denke die Leute mögen die Stücke auf Perseverance die in diese Richtung gehen am meiste. Diese Stücke haben immer die besten Reaktionen. Stücke wie "A Call For Blood" oder "Proven". Beim nächsten Album wollen wir noch heavier werden.
Da habt ihr euch aber eine schwere Aufgabe gestellt.
Mal schauen was passiert. Es gibt noch Formeln die wir nicht benutzt haben. Alles was wir machen ist die Musik zu spielen die wir mögen. Musik mit der wir aufgewachsen sind. Wir nehmen Riffs die sich wie Entombed oder Slayer anhören. Das ist alles was wir tun, es ist nichts besonderes. Wir spielen einfach das was uns inspiriert. Zur Zeit hören wir viele verschiedene Sachen an. Das ist cool, denn wir wollen einfach ein Album heraus bringen wozu die Leute tanzen, mitsingen und Spaß haben können.
Wisst ihr schon wer das Album produzieren wird?
Keine Ahnung. Es sind einige große Namen im Spiel. Ross Robinson hat beispielsweise angefragt ob er eine Platte mit uns machen darf. Wir wissen es noch nicht.
Wie war die Arbeit mit Matt Hyde bei Perseverance?
Das war cool. Er ist ein sehr cooler Typ. Er mag es Football zu schauen, Pizza zu essen und Heavy Metal zu hören. Er ist ein normaler Kerl. Er hat nen dicken Bauch den er immer raushängen lässt.
Wie habt ihr Kerry King dazu gebracht auf eurer Platte mitzuspielen?
Wir hatten längere
Zeit nicht mehr mit ihm gesprochen. Matt hat ihn dann einfach angerufen und
gefragt. Er wollte es immer noch machen. Wir hatten ihn gefragt als wir zusammen
getourt haben. Aber seit dem waren drei Jahre vergangen.
Kerry ist ebenfalls ein cooler Typ. Er kommt manchmal einfach so nach Conneticut
um rumzuhängen. Er lebt in LA, also auf der anderen Seite des Landes. Der
Typ der unser Merchandise verkauft hängt fast jeden Tag mit ihm rum. Das
alles ist schon cool, schließlich hing Kerry früher in unseren Zimmern
an der Wand.
Was kannst du zu den Texten auf Perseverance sagen?
Die Negativität ist
heute nicht mehr ziellos. Wir beklagen uns nicht mehr einfach nur. Es gibt immer
einen Grund und eine Lösung zu den Problemen. Nicht wirklich eine Lösung
aber zumindest hat jeder Song seinen Grund. Die Texte sind alle vor dem 11.
September entstanden. Trotzdem haben sie zu der Situation danach gepasst. Es
geht einfach darum die größte Scheiße zu überwinden und
weiterzumachen. Das ganze Land war damals aufgerüttelt. Was kann man tun?
Wieder aufstehen und bestehen bleiben.
Wir haben uns nicht darum gekümmert was die Leute denken. Wir haben einfach
das geschrieben was wir wollten. Ich habe mir bei den Texten keine Gedanken
gemacht ob sich etwas blöd anhört. Ich habe nur das aufgeschrieben
was ich gefühlt habe. Es war eine sehr natürliche und ehrliche Sache.
Manchmal kommen Kids zu mir und sagen, dass sie die Zeile "This is fo Kids
who have no way to turn" nicht mögen. Nun gut, es ist auch für
diese Kids. Trotzdem ist der Song jeden Abend ein Höhepunkt im Set. Ich
wollte mich herausfordern und mir keine Sorgen über die Meinung anderer
machen. Das fühlte sich gut an und war auf eine Weise sehr befreiend für
mich. Einfach zu sagen: "Es ist mir egal. Es ist mir egal ob sich die Platte
einmal oder 200.000 mal verkauft." Jetzt hat sich letzteres bewahrheitet.
Wir haben ehrliche Arbeit geleistet und es hat sich ausbezahlt. Für uns
war das ein größeres Wachstum als in den vergangenen acht Jahren
seit es uns gibt.
Das Schreiben der neuen Songs läuft sehr gut. Es fließt geradezu.
Wir jammen und haben Spaß dabei. Wir lieben es zusammen zu arbeiten, es
funktioniert einfach.
Ist dass vielleicht ein Resultat des Erfolges?
Ich denke schon. Das Label gibt uns Geld um ins Studio zu gehen und zu jammen. Ich habe ein beschissenes Auto, Beattie und Sean haben überhaupt kein Auto und Matt muss zwei Stunden fahren. Sie geben uns Benzingeld, Miete für das Studio und Gitarrensaiten. Das hatten wir früher nicht. Deshalb gehen wir auch gern ins Studio und arbeiten. Wir haben kürzlich sechs Songs aufgenommen, ohne Gesang. Wir hatten wirklich eine gute Zeit im Studio und mussten uns keine Gedanken machen wie wir das finanzieren sollten. Jeder war zufrieden. Man kann sich so viel besser auf die Arbeit und das was wir ausdrücken wollen konzentrieren. Wir können die echte Negativität aus dem Herzen einfangen, nicht die Negativität die durch die Situation bedingt ist. Wir können einfangen was in uns ist, nicht was um uns herum ist. Der Unterschied zwischen einem fokussiert und einem unfokussierten Hass ist der, dass wir den Hass in die Musik kanalisieren können und ihn somit los werden, anstatt in auf uns gegenseitig zu projizieren und dadurch ein schlechtes Klima in der Band bekommen.
Das ist wahrscheinlich auch ein Grund warum sich viele Bands schließlich auflösen.
Ja, genau. Ich kenne so viele Bands die ich mag, die durch die schlimmste Scheiße gehen müssen. Man versucht sich zu helfen, aber man kann kaum das zusammenhalten was man selbst hat. Viele meiner Lieblingsbands haben sich aufgelöst weil das Label sie beschissen hat. Das ist so eine Scheiße. Im Endeffekt ist doch alles was man tun will die Musik zu spielen die man mag und nicht leiden zu müssen. Das geht natürlich auch Hand in Hand. Man muss sehr viel leiden um es schließlich ein bisschen besser zu haben. Es ist traurig. Die Bands auf Victory sind arme Schweine. Bands wie Blood For Blood, Skarhead, All Out War, Buried Alive oder Bloodlet. Sie alle stecken ihr Herz und ihre Seele in die Musik und werden am Ende nur gefickt. Earth Crisis ist ein weiteres trauriges Beispiel. Es ist traurig, manche Bands schaffen es, manche nicht. Diese Probleme führen dazu, dass sich die Bandmitglieder gegenseitig zerfleischen. Man verliert auf diese Weise gute Freund. Wofür? Ich habe durch meine Band und die Veränderungen im Line-Up auch Freunde verloren. Wofür? Nur weil du in einer Band spielen willst und auf Tour gehen willst? Das ist eine Schande. Das kann sich nur verändern, wenn wir uns verändern. Wenn eine Band normalerweise 50 Dollar bekommt, geben wir ihnen 200 Dollar aus unseren Taschen. Damit können sie ein Hotel und Benzin bezahlen. Am Ende streitet sich niemand darüber wer was bezahlen muss.
Warum wurde "Perseverance" eigentlich erst so spät in Europa veröffentlicht?
Weil es in Europa nicht
auf meinem Label durch Universal erschienen ist sonder auf Universal selbst.
Die kennen mich oder Hatebreed nicht einmal. Wir konnten die Marketing Sachen
nicht klären. Ich konnte in Europa nicht in jeden kleinen Fanzine eine
Anzeige schalten wie wir es in den Staaten gemacht haben. Dort gab es in jedem
kleinen kopierten Fanzine eine Anzeige. Wir hatten auch Sampler, Sticker und
andere Promoartikel. Jedes Magazin bekam eine Kopie zum besprechen. Hier konnte
ich das nicht machen, weil ich mich auf die Staaten konzentrieren musste. Das
ist unsere Hauptpriorität. Wir spielen dort in jedem Staat in fünf
Städten. Das ist der Grund.
Es tut mir Leid, dass Europa darunter leiden musste weil ich die Zeit nicht
hatte. Ich verspreche aber, dass mir das beim nächsten Album nicht mehr
passiert. Ich habe die Einstellung von Universal dahingehend verändert,
dass sie nun mit Hardcore arbeiten wollen. Europa ist aber ein anderes Gebiet,
hier gibt es in jedem Land eine andere Person die sich um die Promotion kümmert.
Ich muss mit allen in Kontakt treten und mit ihnen ausarbeiten wie es läuft.
Dass sie in diesem Fanzine eine Anzeige schalten müssen, einen Banner auf
jener Website platzieren müssen und dem Typ eine CD schicken sollen. Man
muss den Distros niedrigere Preise machen usw...
Du machst das alles selbst??
Ja, das ist auch der Grund
warum ich langsam den Verstand verliere.
Ich tausche auch CDs. Beispielsweise mit Eulogy Records. Ich gebe im Perseverance
CDs und bekomme dafür CDs von Morning Again, Until The End oder Unearth
die ich dann auf unseren Shows verkaufe. Falls diese Bands einmal mit uns spielen,
möchte ich, dass die Kids sie auch kennen. Das ist besser für jeden.
Victory würden das nicht machen. Sie stellen die CDs in die großen
Läden und das war es. Mein Label ist nicht so. Das Hatebreed Album ist
in den großen Läden, aber nichts meiner anderen Bands. Ich muss also
immer noch damit arbeiten. Ich mag das. Ich mag es ein kleines Label zu haben,
das auf das Tauschen angewiesen ist. Eine Hand wäscht die andere. Das ist
eine uralte Tradition die immer funktioniert hat. Warum sollten wir das ändern?
Weil wir auf einem Major sind? Nein. Wir bringen lieber das Majorlabel dazu
ihren Kurs zu ändern. Ich will Universal nicht zum CD tauschen überreden,
aber sie sollen die CDs anstatt für 15 Euro nur für 8 Euro an die
Distros verkaufen, die dann ihrerseits 15 Euro verlangen können. Wir müssen
abwarten was passiert.
Ich glaube nicht, dass wir durch das Majorlabel Fans verloren haben. Jeder der
das Album gehört hat, mochte es. Die Musik steht für sich selbst.
Wen kümmert es schon auf welchem Label es erscheint. Die Musik ist real
und die Message ist real.
Musstet ihr euch viele Sell-out Vorwürfe anhören?
Eigentlich kaum. Es gab am Anfang ein paar Sprüche in diese Richtung. Das war aber bevor die Leute das Album kannten. Als sie es dann gehört hatten, haben sie nichts mehr gesagt. Das ist lustig. Es gibt Leute, die auf den ersten Hatebreed Shows waren und heute immer noch kommen. Ich sehe auf jeder Show Leute mit Hatebreed T-Shirts von 1996. Das ist alles was wir wollen. Ich will nicht dass Leute mich hassen. Ich will dass sie sagen, dass wir das Richtige getan haben. Man kann aber nicht jeden zufrieden stellen. Das ist klar. Es gibt Leute die sich darüber aufregen, dass wir einen Song in einem großen Film haben.
Ihr habt einen Song in einem Film?
Ja, in "Triple X".
Ich habe vielleicht drei Leute gehört, die sich darüber aufregen.
Die meisten anderen fanden es cool, haben sich gefreut und im Kino applaudiert.
Ich finde es gut, wenn wir heute in eine Stadt kommen in der wir früher
vor 100 Kids gespielt haben und heute vor 1000. Da ist eine gute Sache. Es gibt
zwar immer Leute die es cooler fanden als nur 50 Kids da waren. Das verstehe
ich nicht.
Gibt es auch negative Effekte des Erfolgs?
So groß sind wir auch wieder nicht. Viele Leute denken wir sind größer als wir wirklich sind. Die einzige negative Sache ist, dass es Leute gibt die glauben wir seien Reich. Das sind wir nicht. Wenn jemand denkt du hast Geld, wird er etwas davon abhaben wollen und fragen: "Was kannst du für mich tun."
In diesem Moment biegt Biohazard Drummer Danny Schuler um die Ecke und sagt: "Ach halt doch die Klappe du hast so viel Geld." Woraufhin wir alle in Gelächter ausbrechen.
Die Leute denken wir hätten ein Platinalbum. Das stimmt nicht. Wir haben höchstens Linoleum oder Holz. We just went triple-goldschlager.
Glaubst du, dass du für manche so eine Art Anführer im Hardcore geworden bist? Ihr seid mit Hatebreed an einem Punkt wo kaum eine HC Band je war.
Bands die es schon lange gibt, wie Sick of it all oder Slayer, die schon gespielt haben als wir Kids waren, haben diese Rolle eher als wir. Wir versuchen es so zu machen wie diese Bands. Wir wollen den Leute zeigen, dass nur weil man auf einem Major ist man nicht die Leute im Underground vergessen darf. Wir wollen "Perseverance" beispielsweise auf Vinyl veröffentlichen. Universal meinten, dass sie kein Vinyl machen. Schön, aber wir machen das schon. Es geht darum diese Meinungen zu ändern. Viele Dinge werden unnötig kompliziert. Dabei ist es so einfach. Man muss nur das tun was man tun muss. Wenn aber viele Leute mitreden wollen wird es kompliziert. Man muss sich nur anschauen wie es die älteren Bands gemacht haben. Die haben Karieren. Daran muss man sich halten. Man darf nicht umfallen wenn es um schwierige Entscheidungen geht.
Was ist eigentlich mit den Songs passiert die aus der "Perseverance" Session übrig sind?
Du meinst die B-Seiten. Wir sollten einige Compilations und eine Split mit Sick of it all machen. Daraus ist nichts geworden. Wir haben ein Cover von Sheer Terror gemacht und Under the Knife neu aufgenommen. Ein Track ist als Bonus auf der europäischen Version. Einige der Songs die wir in der Vorproduktion aufgenommen haben und nicht auf dem Album waren, werden auf der nächsten sein.
Ich habe gehört dass es bei euren Shows in den Staaten im Publikum sehr brutal zugeht. Was kannst du dazu sagen?
Das wird viel zu sehr aufgeblasen. Es wäre uncool zu sagen, dass es eine simple Schlägerei gab. Stattdessen hat sich jemand den Arm gebrochen oder sonst irgendwie verletzt. Das ist zwar alles schon passiert. Aber es gab nie das totale Chaos oder richtig schwere Verletzungen. Wir haben dieses Jahr 260 Shows gebucht, letztes Jahr waren es 300 und 1999 waren es 250. Es gab aber nur bei zwei oder drei wirkliche Ausschreitungen. Über diese Shows redet aber jeder. Das spricht sich natürlich herum und wir bekommen Probleme Auftritte zu bekommen. Das wollen wir nicht.
Wie gefällt es auch auf der Resistance Tour?
Es ist großartig. Wir sind in Europa noch nicht so bekannt. Als wir letztes mal mit Sepultura hier waren und an den Off-Days eigene Shows in kleinen Clubs gespielt haben, konnten es einige Leute gar nicht fassen. Wir sind aber noch nicht bereit für die großen Clubs in Europa. Diese Tour ist die Beste die wir hätten machen können. Es läuft sehr gut. Wir spielen mit zwei Bands zusammen ohne die es uns gar nicht geben würde. Ich wünschte sie würde länger gehen.
Kommt ihr noch mal auf eine Headliner Tour?
Ja, im Juli. Wir werden auf den Festivals spielen, und auch überall dort, wo wir mit Sepultura waren.
Gibt es Dinge am touren die du nicht magst?
Fünf Tage am Stück nicht zu duschen ist nicht besonders cool. Aber ansonsten will ich mich eigentlich nicht beklagen. Unser alter Gitarrist hat sich dauernd über irgendwas beklagt was er nicht mochte. Ich hätte niemals die Gelegenheit nach Deutschland zu kommen ohne die Band. Ich könnte es mir nicht leisten. Die Band hat mir das erst ermöglicht. Ich treffe hier viele Leute die ich sonst nie getroffen hätte. Das ist eine Ehre. Eine Gelegenheit für die viele Menschen beten. Aus irgendeiner Laune des Schicksals ist all das für uns möglich geworden. Ich wäre ein Idiot wenn ich mich beklagen würde und sagen: "Ich hasse das verdammte Essen, ich hasse das Fleisch. Wann bekomme ich endlich einen Truthahn." Wie das viele andere tun. Das ist Blödsinn.
Ihr habt dieses Jahr wieder auf dem Ozzfest gespielt. Wie war das?
Es war cool. Wir hatten
das Glück, dass Meshugga und Down auf der selben Bühne spielten. Also
waren dort viele Metal-Fans, was gut für uns war. Die anderen Bands waren
alles Alternative-Rock Bands die nicht zu uns passten. Wenn Fans dieser Bands
uns sehen, können sie damit nichts anfangen. Aber die Meshugga und Down
Fans liebten uns. Auch die Kids die System of a down mögen sind offen für
unsere Musik. Wir hatten auch Fans von Rob Zombie oder P.O.D. die uns mochten,
sogar alte Ozzy und Iron Maiden Fans.
Es war natürlich auch cool jeden Abend Pantera und Slayer Fans zu sehen
die zu uns kommen und mit uns reden. Diese Bands haben für mich den echten
Metal am Leben erhalten.
Glaubst du das Ozzfest hat eurer Kariere geholfen?
Das erste Ozzfest das wir gespielt haben auf jeden Fall. Das vergangene nicht so sehr, weil schon jeder wusste wer wir sind. Das war wie zu den Bekehrten zu predigen. Es gab ein paar die uns nicht kannst, aber das waren die wenigsten. Bei ersten Ozzfest war unser Album bereits vier Jahre alt, aber für diese Kids war es neu. Sie hatten nie von uns gehört.
Hattet ihr eigentlich Probleme Victory Records zu verlassen?
Es gab Probleme, aber er (Tony Victory) hat sein Geld bekommen. Wir haben keinen Dollar gesehen, er hat das ganze Geld behalten. Das ist mir aber egal. Er kann sein Geld mit ins Grab nehmen. Wen interessiert das schon. Er soll sich ein Haus und ein schönes Auto von dem Geld kaufen. Niemand respektiert ihn. Soll er doch zur Hölle fahren mit seinem ganzen Geld.
Hat er euch einfach so gehen lassen?
Natürlich nicht. Er hat einen Aufstand gemacht. Aber was soll man machen. Ich war dumm. Ich habe diesen dummen Vertrag unterschrieben als ich ein Kid war. Ich wollte wie Snapcase, Strife oder Earth Crisis sein. Ich habe nicht gewusst, dass diese Bands genauso verarscht wurden. Ich liebe Snapcase, sie haben neulich bei mir übernachtet. Meine alte Band hat schon mit ihnen gespielt, das war 1993. Damals habe ich bei ihnen geschlafen. Ihr neues Album ist großartig, aber Victory tut nichts dafür. Sie sind eine der größten Bands auf Victory, man sollte meinen, dass sie promotet werden. Aber nichts geschieht. Mit Thursday ist es das selbe. Vielleicht geht es ihnen ja gut dabei, das bezweifle ich aber.
Glaubst du wärst heute hier, wenn du den Vertrag damals nicht unterschrieben hättest?
Ich glaube, dass wenn ich einen besseren Vertrag unterschrieben hätte, wir heute in Arenas spielen würden. Wir wären sicherlich größer. Victory hat uns gebremst. In Europa hatte Victory bis vor kurzem einen relativ guten Namen. In den Staaten hatten sie den nur für eine sehr kurze Zeit. Es ist schwer zu sagen. Ich trete mit Victory nur noch über Anwälte in Kontakt. Im Grunde verschwenden wir jetzt gerade unsere Zeit. Wir könnten bessere Dinge tun als über Victory zu reden. Du könntest deine Mutter anrufen und nette Dinge sagen. Stattdessen reden wir über Victory.
Ok, dann lassen wir das.
Reden wir doch über dein Label, Stillborn Records. Welche anderen Bands
sind dort unter Vertrag?
Auf Stillborn sind Sworn Enemy meine Hauptpriorität. Wir haben gerade einen Deal mit Elektra abgeschlossen. Das neue Album wird über sie erscheinen. Es ist ein ähnlicher Deal wie mit Universal. Ich kümmere mich um die Distros und das Marketing, sie bringen die Platte in die Läden und bezahlen das Studio. Im DIY-Bereich mache ich noch Full Blown Chaos und gerade habe ich Sub-Zero für eine EP gesignt. Dann noch Stalemate, die machen einen ähnlichen Sound wie Boy Sets Fire oder Poison The Well, sehr cool. Außerdem Dead Wrong und Takeover die gerade recht angesagt sind. Sie mischen Converge, Hope Conspiracy und Buried Alive zu einer Band. Sie gehen mit Killswitch Engage und Shadows Fall auf Tour, was eine große Sache ist.
Was hat es mit deiner Homepage JamieJasta.com auf sich?
Das ist eine komische Sache.
Jemand hat sich diese Domain gesichert. Ich habe mich gewundert warum jemand
eine solche Domain kauft. Es gibt tatsächlich Leute die sich Domains wie
RogerMiret.com kaufen. Der Anspruch auf JamieJasta.com war ausgelaufen, also
habe ich sie gekauft. Ein Freund hat gemeint ich sollte eine Page damit machen.
Ich hatte aber keine Ahnung was ich drauf machen sollte. Bilder von mir beim
Haare kämmen, oder was? Er meinte aber es sei eine gute Idee irgendwas
zu machen, weil Leute diesen Namen eintippen könnten. Also hab ich eine
Seite mit Hardcore und Metal News, Reviews und Interviews gemacht. Auf einmal
ist es explodiert. Wir haben heute ca. 7000 Hits am Tag. Es wird aber relativ
selten erneuert. Es sind immer noch die selben zwei Interviews drauf wie vor
zwei Monaten. Der Typ der mir dabei hilft wird aber bald etwas machen. Wir wollen
Polls, Reviews und Veröffentlichungsdaten drauf machen. Das ist eine Art
etwas zurückzugeben. Ich mache lieber ein bisschen von etwas als viel von
gar nichts.
Die Leute mögen es. Viele bedanken sich auch immer sehr wenn ich jemanden
verlinke oder ein Song einer jungen Band hochstelle. Kleinen Bands hilft das
ungemein.
Was hältst du eigentlich von den vielen Hatebreed Rip-Offs?
Ich finde das cool, denn es ist eine Herausforderung für uns bessere Riffs, eingängigere Songs und bessere Sing-alongs zu machen. Ich habe schon von Leute gehört, dass Born From Pain ein Hatebreed Rip-Off sind, aber ich mag diese Jungs und habe sie gerade als Supportband gebucht. Warum auch nicht? Ich bin glücklich darüber, dass es Kids gibt die uns so gut finden, dass sie wie wir klingen wollen. Ich hätte nie gedacht einmal in so einer Band zu spielen. Ich wollte immer wie andere Bands klingen.
Das ist also eine Ehre für dich?
Ja, genau.
Ok, zum Schluss wollen wir noch kurz über Politik reden.
Das kannst du mit Hatebreed nicht machen, weil wir so ignorant und dumm sind und uns nicht um Politik kümmern.
Wie findest du denn den Kurs der Amerikaner im Kampf gegen den Terror und Irak.
Mir wird diese Frage ungefähr
fünf mal am Tag gestellt. Gestern hatte ich sieben Interviews und wurde
darauf angesprochen. Ich musste antworten, dass es mir Leid tut, aber ich bin
ein solch ignorantes Stück Scheiße. Ich lebe entweder in einem Van
oder Bus. Wir sind seit Weihnachten unterwegs. Ich habe neulich zum ersten Mal
seit langem Fern geschaut und erst dann überhaupt mitbekommen was da passiert.
Die Leute dachten ich sei der Dümmste auf der Welt. "Wie kannst du
nicht wissen, dass dein Land bald in den Krieg zieht?", haben sie mich
gefragt. Das war mir peinlich. Eins kann ich dir aber sagen, was sie hier im
Fernsehen erzählen ist etwas anderes als das was sie in den Staaten sagen.
In England hassen sie Bush. Sie hassen ihn eigentlich überall, aber besonders
in England. In den Staaten hört man nichts darüber, dass sie eine
Schule im Irak bombradiert haben.
Es ist doch das selbe wie im Golfkrieg. Das ist die selbe Scheiße nur
in einem anderen Jahr. Was kann ich dagegen machen. Soll ich jeden Abend die
Leute zum Protest gegen Bush aufrufen und dazu ihn abzuwählen? Jetzt bin
ich in Europa. Soll ich auf meine Webseite eine solche Aufforderung stellen?
Fuck Bush. Das würde nichts ändern. Ich fühle mich machtlos.
Aber du hast doch schon ein bisschen Macht, dadurch, dass du jeden Abend eine Menge Menschen erreichst.
Ja, das stimmt vielleicht schon. Der Typ von U2, wie war noch gleich sein Name? Bono, genau. Er hat in der Geschichte der USA mehr Geld bei einem Konzert gesammelt als irgendein Politiker. Er hat viel Macht. Aber ich weiß nicht genüg über diese Angelegenheiten um ihnen meine Zeit zu widmen. Es gibt andere Dinge denen ich viel lieber meine Zeit widmen würde. Die Leute werden mich in der Luft zerreisen, weil ich das sage. Aber was soll ich tun? Dich anlügen und sagen: "Es ist ungerecht. Steht auf und kämpft für die Menschen im Irak". Die Typen in England konnten es gar nicht fassen, dass ich nichts über den Bullshit weiß den mein Land abzieht. Ich bin wahrscheinlich ein Arschloch.
Hast du noch ein paar letzte Worte?
Vielen Dank für das Interview. Es schwierig für uns Interviews in Europa zu bekommen. Deshalb sind wir wirklich sehr Dankbar über jede Form von Presse. Wir können so einige Missverständnisse und Gerüchte aus der Welt schaffen. Wir freuen uns wenn die Kids in Deutschland etwas über uns erfahren können.
Das Interview wurde von Rolf Gehring und Chris Jennert geführt.
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Interview: Cooles Interview mit Sänger Jamey (2001)
Interview: Interview mit Frontmann Jamey zu Supremacy. (2006)
Interview: Interview mit Frontmann Jamie zum Stand der Dinge (2013)
Review: Perseverance, 2002 (rg)
Review: The Rise Of Brutality, 2003 (rg)
Review: Supremacy, 2006 (rg)
Review: For The Lions , 2009 (rg)
Review: Hatebreed, 2009 (rg)
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