The Ocean - Aeolian
Puh, um dem Album auch nur annähernd gerecht zu werden muss ich erst mal ganz weit ausholen. Los ging alles im Winter 2000 als Gitarrist/Songwriter Robin Staps nach Berlin zog um dort seine Band The Ocean aus der Taufe zu heben. Seine Mitstreiter fand er über Annoncen und 2001 bezogen sie einen Fabrikkomplex aus Zeiten des zweiten Weltkriegs und richteten sich dort „Oceanland“, einen Hybriden aus Probe-, Studio- und Schlafräumen ein. Hier entstehen in der Folge in Eigenregie die Alben der Band. Im Juli 2002 folgt dann das erste Live-Konzert mit 3 klassischen Live-Instrumentalisten (Posaune, Cello, Querflöte). Mitte 2003 dann die erste offizielle Veröffentlichung in Form der 30minütigen CD „Fogdiver“, die, im Gegensatz zur Konzeption der Band, völlig ohne Gesang auskommt. Nach ausgiebigem Touren im In- und Ausland beginnt man Anfang 2004 die Aufnahmen zu gleich zwei Full-Length-Alben. Der erste Teil dieser Aufnahmesession erscheint Ende August letzten Jahres unter dem Titel „Fluxion“ und erhält vielerorts überschwängliche Kritiken. „Fluxion“ enthält Großteile einer dreimonatigen Übersession in der ein komplettes Orchester aufgenommen und mit der siebenköpfigen Band verschmolzen wurde. Es folgten europaweite Konzerte u.a. mit Nasum und Cult of Luna bevor sich mit Metal Blade ein größeres Label den Berlinern annahm. Die ruhigen und orchestralen Elemente sind bei „Aeolian“ nur sehr selten oder rücken ziemlich in den Hintergrund, hier wurde spürbar sowohl an der Härte- als auch an der Geschwindigkeitsschraube gedreht. Da fällt z.B. die orchestrale Passage am Schluss von „Swoon“ und das folgende Sample aus Fight Club sowie die latent gregorianisch angehauchten Gesängen gegen Ende von „Queen of the Food-Chain“ umso mehr auf. Man fühlt sich, als ob man nach stundenlanger hektischer Jagd durchs übervölkerte Zentrum einer Metropole, plötzlich auf eine stille, lichtdurchflutete Waldlichtung tritt... tief einatmen... Visier wieder runterklappen und wieder ab, zurück ins Getümmel... Ein Wahnsinnsalbum irgendwo zwischen Neurosis, Dillinger Escape Plan, Breach und Cult of Luna, ohne jedoch in irgendeiner Weise epigonenhaft zu werden. Über 50 Minuten anspruchvolle Songs auf denen sich eine Vielzahl von Gastsängern tummeln, u.a. Tomas Hallbom (Breach), Nate Newton (u.a. Converge) und Sean Ingram (Coalesce). Hinzu kommt ein göttliches Artwork in besonderer Verarbeitung (verschiedenes Papier etc.) – warum also nicht die Höchstpunktzahl? „Fluxion“ und „Aeolian“ sind Zwillinge und gehören zusammen, da ich „Fluxion“ nicht kenne fehlt mir hier ein Puzzelteil im Bild der Band und somit kann das nicht rund sein. Die Plattenspieler-Besitzer habens gut, für die erscheint eine vierfach LP die beide Alben enthält. (tj)