The Haunted - The Dead Eye
Auf dieses Album waren sicherlich nicht wenige Fans gespannt. Das letzte Album „rEVOLVEr“ lies schon vermuten, dass die Band Bock auf Weiterentwicklung hat und Sänger Dolving gab bereits im Vorfeld zu Protokoll, dass die Fans das Album hassen könnten. Da hat er sich nach meinem Ermessen jedoch etwas zu große Sorgen gemacht. Denn dieses Album muss man als Fan von The Haunted lieben. Etwas Offenheit sollte man jedoch mitbringen, denn die Band macht einen großen Schritt nach vorne. Zwar kommen die typischen Stilelemente von The Haunted nach wie vor im Sound vor, werden jedoch von etlichen neuen Komponenten ergänzt. So finden sich neben aggressiven Up-Tempo Thrash-Nackenbrechern immer mehr Melodien, Fragmente von Stoner-Rock, derbe Grooves und gar leise Töne. Die Band setzt deutlich öfter auf Dynamik, spannt geschickt Spannungsbögen und arrangiert die Songs sehr clever. In manchen Momenten bekommen The Haunted den Anstrich einer traditionellen Rock- statt Metal-Band. Die augenscheinlichste Weiterentwicklung hat aber Sänger Dolving durchgemacht. Er setzt seine Stimme wesentlich öfter als je zuvor zum klaren Singen ein. Seine Gesangparts klingen jedoch nie cheesy oder poppig wie man es von vielen Metalcore Bands kennt. Die Songs bleiben immer sehr düster und oft mysteriös. Auch lyrisch hat Dolving einen Schritt gewagt und schreibt heute entfesselnd offene und ehrliche persönliche, selbstreflektierende Texte. Die Weiterentwicklungen stehen der Band äußerst gut zu Gesicht. Das Album klingt sehr modern und absolut eigenständig. Die Songs sind ausschließlich großartig. „The Dead Eye“ ist für The Haunted ein ähnlicher Quantensprung wie es „White Pony“ für die Deftones war. Der Weg in den Metalolymp ist jedenfalls geebnet. (rg)