The Haunted - Versus
Deutlich anders als der Vorgänger "The Dead Eye" kommt die neue Abrissbirne der Schweden daher; und doch ist die Band direkt ab der ersten Sekunde eindeutig erkennbar - und an sich ist das allein heutzutage schon ein Verdienst! Der Vorgänger war düsterer und breiter gefächert, mit "Versus" rudert die Band ein paar Schläge zurück und steigt, ganz dem Albumtitel entsprechend, nur in den Ring um die Halle nach 11 Runden (in der limitierten Version geht der Fight sogar über 14 Runden!) mit einem deutlichen KO-Sieg zu verlassen. Der übercool "Moronic Colossus" betitelte Opener gibt den weiteren Verlauf der Begegnung vor, kraftvolle Schläge von den Musikern und ein Dolving, dem das Adrenalin scheinbar aus den Ohren und Haarwurzeln quillt, der ständig hyperaktiv auf den Zehnspitzen tänzelt und knurrend, keifend und brüllend über den Gegner kommt. "Pieces" kommt dann etwas gemächlicher aber nicht weniger kräftig daher, immer in Bewegung bleiben! Selbst die Soli sind interessant und werden nicht übertrieben. "Trenches" fasziniert mit eingängiger Gitarrenarbeit und einem coolen, hymnischen "Spieglein, Spieglein an der Wand"-Mittelteil. "Skuld" kommt dann nach etwa der Hälfte des Albums mit Klavier, wenig Gitarre und Sprechgesang dramatisch-drohend und düster daher (singt da jemand schwedisch im Mittelteil?), ein cooler Einschub zum (kurzen) Verschnaufen - ganz früher hat man da die Platte umgedreht! "Crusher" macht seinem Namen alle Ehre und bringt den Gegner mal wieder benommen zum taumeln. "Rivers Run" ist der längste Song des Albums und wird dementsprechend auch etwas dramatischer aufgebaut und ist erneut eher im Midtempo angesiedelt - die "Ballade" des Albums. Mit "Versus" schließen The Haunted an alte Glanzzeiten an und setzen ein vehementes Ausrufezeichen hinter die Relevanz der Band, die in den letzten Monaten vielleicht etwas hinter dem Reunion-Rummel um At The Gates verblasst war. Und Technik (Beinarbeit!) ist ja bekanntlich auch wichtig, so hat sich die Band entschlossen, mehr Gewicht auf die Energie des Ensembles und der Livesituation zu legen anstatt alles nacheinander und hyperperfekt glattgebügelt in den Computer zu spielen. Somit überzeugt das Album vielleicht nicht gerade durch ausgefuchste und vielschichtige Arrangements, reißt einen aber ob des knarzigen Livesounds und des immensen Energielevels total mit. (tj)