Oceansize - Effloresce
Quasi aus dem Nichts ist Ende des letzten Jahres noch ein heisser Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“ ins Haus geschneit. Die Herren aus dem britischen Manchester waren bis dato nicht sonderlich aufgefallen, ein paar EPs haben sie fast heimlich veröffentlicht, wurden zwischenzeitlich als heisseste „Unsigned Band Manchesters“ gehandelt und entsprechend mit Vertragsangeboten bombardiert. Nun dreht sich auf der Insel der Wind in Sachen Hype ja recht schnell, ob man objektiv von den Hochgelobten dann auch Höchstleistungen bekommt, muss jeder selbst entscheiden. Jedenfalls reden die englischen Magazine momentan gern und oft von der „New-Prog-Rock-Revolution“ und nennen in dem Zusammenhang eben Bands wie Muse, The Darkness und auch Oceansize. Die Qualität ihres Debuts lässt nun aber auf- und hinhorchen. Als Einflüsse müssen hier Tool, Radiohead, Dredg, Faith No More, Pink Floyd und (die namensgebenden) Jane´s Addiction genannt werden. Wobei das Quintett nie auch nur im Ansatz nach einer blossen Kopie klingt, sondern aus genannten Einflüssen ein unglaublich dichtes Werk gewoben hat, das mit einer Gesamtspielzeit von über 70 Minuten und teilweise bis zu 10 Minuten langen Songs sicher nicht als leichter Happen durchgeht. Man muss sich die Platte erarbeiten, hat aber schon beim ersten Kontakt den festen Willen dazu weil die Songs einen einfach packen. Ruhige, fast cineastische Passagen treffen auf Gitarrenwände (3 Gitarristen!) und Emotionsausbrüche. Diese Platte haucht einem längst totgeglaubten Patienten (Prog-Rock) mit meinetwegen Emo-Elementen neues Leben ein.(tj)