Mit ihrem neuen Album ?SMACK SMASH? landeten die Beatsteaks direkt auf Platz 11 in den deutschen Charts. Ich traf mich mit Gitarrist Peter vor ihrer Show in Lindau. Später hat sich dann Gitarrist Bernd noch kurz zu Wort gemecldet. Lest selbst.
Das neue Album ist jetzt endlich draußen. Ich denke mal ihr seid glücklich damit?
Ja, auf jeden Fall. Wir sind sehr, sehr glücklich damit. Es hat viel Spaß gemacht es zu produzieren. Und es erfreut sich offensichtlich großer Beliebtheit. Das mit dem Charteinstieg ist für uns auch Neuland. Wir spielen vor ausverkauften Häusern, das macht sehr viel Spaß.
Die Aufnahmen zum neuen Album war sehr ungewöhnlich.
Ja schon. Früher war es aber absolut üblich es so zu machen. Einfach aufgrund von mangelnder Technik. Davon haben wir uns etwas beeinflussen lassen. Wir hatten ja schon die Wohnzimmer EP zusammen mit Moses Schneider, der auch die neue Platte produziert hat, aufgenommen. Damals haben wir einfach aus zeitlichen Gründen beschlossen alles Live aufzunehmen. Wir wollten es genauso machen wie im Proberaum. Wir stellten einfach das Schlagzeug auf, die Amps drum rum, überall ein Mikro davor und los geht´s. Genau das haben wir jetzt für die neue Platte übernommen. Das bedeutete aber auch viel zu proben im Vorfeld. Dann konnten wir eigentlich nur Spaß haben mit der Musik. Wir haben im Vorfeld schon hart daran gearbeitet und haben dann in insgesamt vier Studios, beziehungsweise drei Studios und einem Live Club, jeweils vier bis sechs Tage aufgenommen. Dann war es von den Instrumenten her eigentlich fertig.
Habt ihr die einzelnen Spuren noch großartig gemischt?
Natürlich hat jedes Instrument seine eigene Spur bekommen aber das ist natürlich nie ganz frei von den anderen Instrumenten. Auf der Gitarrenspur ist dann auch ein bisschen Schlagzeug und ein bisschen Bass drauf. Das Risiko war dabei, dass man im Nachhinein nicht mehr irgendetwas sauber machen und fetter klingen lassen kann. So wie wir da gespielt haben so blieb es dann auch. Vom Mixen ist da nicht mehr großes zu erwarten. Dadurch hat man aber schon während der Produktion einen genaueren Blick darauf wie es am Ende klingen wird.
Was ziemlich rau ist.
Ja, das war aber eingeplant. Deswegen mussten wir auch umso besser spielen.
Wie seid ihr bei der Auswahl Spuren des jeweiligen Studios vorgegangen?
Wir sind dabei immer pro Song vorgegangen. Wir haben immer in jedem Studio versucht so viele Songs wie möglich zu spielen um dann im Nachhinein auszuwählen welcher Song in welchem Studio am besten funktioniert. Manche Songs haben in dem einen Raum einfach nicht so gut funktioniert wie in einem anderen. Wir haben dann immer die am besten klingenden Versionen genommen.
Dennoch klingt das Album nicht zerstückelt.
Stimmt. Das liegt wohl daran, dass wir das Konzept beibehalten haben. Es ist immer die Band die Live spielt. Das ist die ganze Zeit da. Die Instrumente kommen auch immer aus derselben Richtung. Wir haben das aufgebaut wie wir es Live auch tun. Bernd ist links, ich bin rechts Thomas in der Mitte. Es ist schon relativ nah an dem was wir Live machen.
Das erleichtert wahrscheinlich auch die Reproduzierbarkeit auf der Bühne.
Ja, das wollten wir schon länger mal haben. Das was wir Live machen sollte noch mehr auf der Platte zu hören sein. Sonst waren das Album und die Auftritte immer etwas entkoppelt. Dieses Mal wollten wir uns da ran tasten.
Die Songs unterscheiden sich auch sehr untereinander.
Stimmt, das war auch eine Premiere. Wir hatten zum ersten Mal im Vorfeld mehr Songs geschrieben als letztendlich auf die Platte gekommen sind. Uns war wichtig, dass wir im Studio auch noch Songs kippen konnten wenn sie die Messlatte der anderen nicht halten konnten. Wir hatten trotzdem noch genug Songs übrig. Sonst sind wir immer mit 12 oder 13 Songs ins Studio und wenn es dann manche nicht auf die Platte geschafft haben waren es zum Schluss eben nur noch 10, also zwei zu wenig. Dieses Mal hatten wir 16 Songs geschrieben glaube ich. Wenn die alle was geworden wären dann wären die jetzt auch auf der Platte, aber wir wollten einfach keine halbgaren Sachen drauf haben. Wir mussten die Songs immer alle geil finden.
Deshalb
dauert das Album auch nur 30 Minuten.
Ja es ist relativ kurz, aber in der Zeit wird einfach alles gesagt. Mehr muss
nicht sein.
War dieser Auswahlprozess schwierig?
Nein, das ging eigentlich problemlos. Wir waren uns immer alle einig welche Songs gut genug sind und welche nicht. Da waren wir auf einem Nenner.
Wollt ihr diese Arbeitsweise in Zukunft beibehalten?
Im Moment kann ich mir kaum vorstellen, dass wir die nächste Platte großartig anders machen werden. Weil es eben so viel Spaß gemacht hat. Diese Arbeitsweise, eine Platte Live einzuspielen, ist viel direkter. Man weiß sofort wie der Song klingt, man muss da auf keinen großen Mischer warten der irgendwas aus dem Dreck mixt sondern man weiß schon selbst ungefähr wie sich das Resultat anhört. Man weiß einfach was man gespielt hat. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir große Teile dieser Arbeitsweise beibehalten werden. Vielleicht nicht mehr so krass, aber wir werden sicher versuchen immer viel Live einzuspielen.
Was hat eigentlich euer Label dazu gesagt?
Am Anfang waren die gar nicht begeistert davon. Weder von unserer Produzentenwahl noch von der Art und Weise wie wir aufnehmen wollten. Das ist ja auch eher ungewöhnlich für ein Major Label. Sie haben sich dann aber doch mitreißen lassen. Als sie die ersten Aufnahmen dann aber gehört haben änderten sie ihre Meinung und ließen uns machen. Sie waren da sehr kulant.
Wie seid ihr denn zufrieden mit dem neuen Deal beim Major WEA?
Eigentlich
ist alles sehr gut. Es gibt so kleine Abstimmungsproblemchen, weil die einfach
nicht gewohnt sind, dass eine Band so viel Mitbestimmungsrecht will. Wir machen
viel selber. Wir schauen alles an. Wir schauen die Poster und die Flyer die
raus gehen an und wir wollen auch wissen mit wem wir spielen und die Vorbands
auch selber aussuchen. Heute hat es leider nicht geklappt. Das wirst du aber
noch sehen.... Wir hatten so viel zu tun mit Video drehen und uns für die
Tour vorbereiten, dass wir ein paar Tage nicht mit Vorbands verplanen konnten.
Wir versuchen die Bands immer selbst auszusuchen. Da war dann aber unser Limit
erreicht, wir haben das einfach nicht mehr geschafft. Das kann mal passieren.
Wir sind aber mit dem Label sehr zufrieden um auf die Frage zurück zu kommen.
Es ist ja ne Heirat auf Zeit kann man sagen. Bei Epitaph waren wir am Anfang
ja auch total zufrieden. Einfach auch weil alles neu war. Aber jetzt merkt man
schon, was besser laufen kann. Die WEA sitzt in Hamburg und sie sprechen dieselbe
Sprache. Wenn mal ein Problem auftaucht können wir rüber fahren oder
sie kommen zu uns und man kann sich an einen Tisch setzen. Es ist halt einfacher.
Epitaph sitzt in Amsterdam und da ist es schon schwieriger. Am Telefon und auf
englisch passieren dann schon eher Missverständnisse die dann einfach auch
ärgerlich sind.
War das der Ausschlag gebende Grund für den Wechsel?
Nein, wir fanden einfach, dass es an der Zeit war. Wir hatten zum Schluss den Eindruck, dass Epitaph nicht so richtig verstanden hat wo wir in Deutschland standen. Wir waren halt nur eine weitere Epitaph Band. Wir waren auch nicht Punkrock genug. Ich denke mir, wir waren immer mehr so ein Hobby von ihnen. Es war schön für sie uns zu haben und wir fanden es auch gut bei ihnen zu sein. Aber so richtig an einem Strang haben wir nicht gezogen. Die sind einfach nicht in Deutschland und bekommen nicht so mit was hier läuft. Wenn wir dann in Amsterdam spielen ist es eben dort und nicht hier. Das ist was anderes. Allein der Fakt, dass bei der Veröffentlichung von Living Targets nicht genug Platten vorhanden waren. Das was jetzt mit der neuen passiert hätte vielleicht in Ansätzen schon mit Living Targets passieren können. Epitaph war aber einfach nicht darauf vorbereitet. Wir waren innerhalb von einem Tag ausverkauft und dann hat es drei Tage gedauert bis wieder neue Platten in den Läden waren. Für die Charts sind wir dann natürlich uninteressant geworden. Das ist eine sehr bittere Pille als Band. Ein echter Hammer. Man steckt so viel Herzblut und alles was man hat in die Platte und wenn sie dann fertig ist passiert so eine Sache. Das ist ein Schlag ins Gesicht und das kann man auch nicht einfach so vergessen. Es ist ein extremer Vertrauensbruch von der Plattenfirma an uns, zumal wir davor noch extra gesagt hatten sie sollen genügend Platten machen. Ich will jetzt auch keine schmutzige Wäsche waschen und über Epitaph her ziehen. Es war aber einfach an der Zeit, dass wir etwas anderes machen. Die Leute von WEA haben uns schon länger verfolgt, man hat sich auf Festivals immer mal wieder getroffen. Irgendwann ist man mal richtig ins Gespräch gekommen und das ist sehr gut gelaufen. Es klang so als ob die Wissen was sie sagen und uns auch verstehen. Wir haben im Vorfeld alles sehr genau geprüft, den Vertrag und so, und ich denke er ist ganz gut geworden. Wir fühlen uns dort gut aufgehoben.
Ist das jetzt auch ein internationaler Deal?
Ja ich glaube schon. Bis jetzt ist es ein Kooperationsvertrag. WEA übernimmt nur den Vertrieb in Deutschland. Der Rest läuft noch über Epitaph. Erst ab der nächsten Platte sind wir dann voll bei der WEA. Dann auch weltweit. Mal schauen was da passiert.
Hat sich ja jetzt schon gelohnt.
Ja auf jeden Fall. Es ist einfach massiver. Man fühlt sich einfach besser, weil man das Gefühl hat, dass jemand ein Interesse daran hat, dass deine Musik auch von den Leuten gehört wird. Der Grund warum wir Musik machen ist ja den Leuten die Entscheidung zu geben ob sie und gut finden und hören wollen oder nicht. Aber ihnen diese Entscheidung gar nicht erst zu geben weil sie unsere Musik nicht zu hören zu bekommen ist schlecht.
Habt
ihr eure Jobs jetzt aufgegeben?
Ja, eigentlich schon länger. Es geht mehr schlecht als recht aber es geht.
Es ist immer schwierig das den Leuten beizubringen wenn man mit nem riesigen
Bus vor dem Club vor fährt. Die denken dann alle man sei stinkreich. Aber
das ist noch weit entfernt.
Bei den Texten zum neuen Album ist mir aufgefallen, dass sie erstens Abgedruckt sind, was bei euch ja nicht gerade Standart ist, und zweites scheinen die Aussagen der Texte auch konkreter zu sein als früher.
Ja, stimmt. Volltreffer. Freut mich, dass das jemandem auffällt. Das war auch einer unserer Grundansätze bevor wir das Album schrieben. Einer war, dass wir nicht irgendeinem Sound hinterher hecheln wollten sondern dass die Songs den Sound machen und man davon ausgehend schaut wie es klingen muss. Ein zweiter Punkt war, dass wir einfach wenig Bla-Bla auf der Platte haben wollten. Entweder man hat was zu sagen oder eben nicht. Außerdem sollte aber auch immer Freiraum für Interpretation vorhanden sein. Wir werden nie die Band sein die genau sagt wie jemand denken und handeln soll. Aber wir wollten schon unbedingt konkreter werden in der Aussage. Die Leute die unsere Platte hören sollten schon ungefähr wissen wie wir ticken.
Ich denke das kommt ganz gut rüber.
Ich bin auch sehr glücklich damit. Wir haben sehr lange an Worten hin und her überlegt und an den Texten gefeilt.
Die ganze Band zusammen?
Ja, alle Fünf wie die Kaputten. Sowohl musikalisch als auch textlich haben sich alle in alles eingemischt.
Ist ja nicht gerade üblich. Oft macht der Sänger die Texte und die anderen die Songs.
Das mag vielleicht auch die einfachere Arbeitsweise sein. Aber bei dieser Platte hat es ganz gut geklappt. Wir haben uns ganz stressfrei mit guten Ideen überhäuft. Zum Schluss hatten wir sogar einen kleinen Ideen Überfluss. Deswegen würde ich so ungern etwas an dem Konzept ändern, weil es eben so gut war.
Ein Song der auf jeden Fall heraus sticht ist ?Hello Joe?, die Hommage an Joe Strummer. Wie kam es dazu?
Wir hatten das Wohnzimmer Konzert in Berlin gespielt und dabei auch einen Song von The Clash gespielt. Am Tag danach als wir gerade wieder dran waren den Proberaum einzuräumen kam im Radio die Meldung, dass Joe Strummer gestorben sei. Das war für alle ein harter Schlag, es war anders als sonst. Scheiße, einer von den Guten ist weg. Das hat ordentlich gerüttelt. Auf der letzten Tour hatten uns Thomas und Bernd schon immer mit Sachen von The Clash überhäuft und uns diese Manie beigebracht. The Clash waren irgendwie schon immer für jeden ein Einfluss. Da lag es einfach nahe ein Statement dazu abzugeben. Das ist ja das schöne an Musik, dass man sich ausdrücken kann. Es war Arnims Idee diesen Song zu machen und es war einer der ersten die wir hatten aber auch einer an dem wir am längsten gearbeitet hatten. Er war fertig, dann doch wieder nicht, dann wurde wieder alles verworfen und ein neuer Text musste her. Besonders bei diesem Song war es wichtig, dass es unmissverständlich klar ist, dass es eine Hommage ist. Aber er sollte natürlich auch nicht zu cheesy sein. Gerade wenn man besonders ehrlich sein will ist es ein oft ein schmaler Grad zu dem was die Leute als peinlich auslegen könnten. Da haben wir lange daran gerätselt bis alles so passte wie wir es wollten.
Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber diesen schmalen Grad wandelt ihr öfter mal.
Ja, das mögen wir auch sehr. Wir mögen es sehr uns auszutoben. Auch was Einflüsse aus den verschiedenen Rock Stilarten angeht. Das ist wohl war, dass wir oft einfach nur aufgrund des momentanen Gefühls etwas machen ohne darüber nachzudenken was die Leute davon halten könnten. Das finde ich aber auch gut so.
Auch die Bläser bei ?Hello Joe? fallen in diese Kategorie.
Stimmt, die kommen halt nur einmal kurz vor und haben wir auch Live nicht dabei. Da ging es einfach um den Spaß. Wir dachten schon im Proberaum immer, dass an diese Stelle eigentlich Bläser gehören. Da schwingen auch Anleihen von Rocket From The Crypt mit. Wir kannten die Leute von den Butlers einer Berliner Ska Band. Wir hatten die schon früher benutzt und sie hatten wieder Bock darauf. Das hat total Spaß gemacht.
Du hast gerade gesagt, dass ihr gar nicht viel darüber nachdenkt was die Leute denken.
Zumindest nicht beim schreiben. Wenn die Platte fertig ist, ist es uns nicht mehr egal aber dann kann man zum Glück nichts mehr daran ändern. Ich glaube wenn man damit anfängt Musik zu schreiben um jemanden zu befriedigen außer dich selbst, dann ist das schlecht. Wir sind nicht so eine Band. Ohne jetzt etwas schlecht machen zu wollen, aber es gibt Bands da weiß man einfach schon was einen erwartet. Zum Beispiel bei Bad Religion oder Pennywise. Da weiß man immer im Groben was mich bei einer neuen Platte erwartet. Vielleicht sind mal ein paar Breaks anders oder so aber es ist schon ein ähnliches Muster. Davor möchte ich uns eigentlich immer bewahren. Man soll nicht genau wissen was passiert.
Bisher habt ihr das ja auch immer gut umschifft.
Manche Fans verstößt man dadurch vielleicht und manche verstehen es nicht so. Aber man kann es auch nicht erzwingen. Wir machen keine Musik um den Leuten in den Arsch zu kriechen. Wer zu einem Konzert zu uns kommt weiß ja, dass wir keinem was Böses wollen. Wir sind keine introvertierten Leute die Musik nur für sich machen. Wir wollen schon, dass es den Leuten gefällt. Aber wenn man die Songs schreibt kann man nicht daran denken wie etwas ankommt.
Ist das noch so ein Stück Punk Ethos den ihr euch bewahren wollt.
Ja, deswegen habe ich auch nichts dagegen wenn jemand sagt wir seien eine Punk-Rock Band. Ich glaube wir gehen relativ autonom an die ganze Sache ran. So wie wir mit Labels, unserer Musik und uns gegenseitig umgehen hat es wenig konzeptionelles.
Genauso wie die DVD die der Erstauflage der Platte beiliegt?
Ja, genau. Da sieht man ja sehr schön wie wir ticken
War das so geplant?
Es war zwar geplant dass es eine DVD geben wird aber das Material das man da sieht ist nicht gezielt für die DVD gefilmt worden. Arnim filmt eigentlich dauernd. Ich sehe das eigentlich immer mehr als Homevideo. Als die Platte schon draußen war habe ich mir die DVD mit unserem Tourmanager im Hotelzimmer angeschaut. Da dachte ich mir: ?Hmm, das wissen jetzt ja alle.? Es ist ja schon OK was da drauf ist und es ist alles echt. Aber da wird schon ganz schön viel von uns gezeigt.
Wie kam es zum Video von ?Hand In Hand??
Der Jaybo der das Artwork für die Platte gemacht hat kommt auch aus Berlin und hat viel mit dem Daniel Hader zu tun, der die Videos von Seeed gemacht hat. Der hat mitverfolgt wie der Jaybo an unserem Artwork rummacht und Jaybo hat ihm dann auch Demos gezeigt. Er fand das total gut. Wir sind schließlich mit ihm ins Gespräch gekommen und er hatte Bock das Video zu machen. Wir hatten auch Bock auf ihn weil wir die Seeed Videos sehr gut finden. Obwohl wir wussten, dass wir ihn uns vom Budget her nicht leisten konnten war uns wichtig jemand dabei zu haben der auch ein Gefühl für den Rhythmus hat und die Sachen auf den Punkt genau schneiden kann wie wir uns das Denken. So ist mit viel Enthusiasmus und wenig Geld ein geiles Video entstanden.
Stammen die Ideen alle von euch?
Wir alle haben Ideen in den Topf geschmissen. Vieles stammt von uns aber auch viel von ihm. Wir haben zwei Tage lang gedreht auf einem Fabrik Gelände. Wir haben drei verschiedene Räume aufgebaut und darin gefilmt. Wir hatten auch wirklich eine super Crew. Es war sehr familiär. Jeder wusste ?Die Jungs haben kein Geld aber sind irgendwie geil?. Deshalb haben sich die Leute auch über den Feierabend hinaus noch den Arsch aufgerissen. Es ist schon geil mitzubekommen, dass nicht immer alles nur über Geld läuft. Was mir beim Video sehr gut gefällt ist, dass überall ein Augenzwinkern drin steckt. Wir hätten auch nicht damit gerechnet, dass es so viel gespielt wird.
Mir ist aufgefallen, dass die CD mit einem Kopierschutz versehen ist. Wie steht ihr dazu?
Da haben sie sich nicht überreden lassen. Ein Major Label das eine CD ohne Kopierschutz heraus bringt gibt es eigentlich gar nicht mehr. Da reicht unser langer Arm dann doch nicht hin.
Habt ihr das ernsthaft versucht?
Nein eigentlich nicht, das Label hat uns schon so viele Dinge zugestanden wie beispielsweiße das weiße Vinyl. Oder auch so Sachen wie der Produzent. Es war uns wichtiger, dass die Musik gut rüber kommt. Auf einen Kopierschutz haben wir da keinen Wert gelegt. Der ist ja eh von Leuten die sich damit auskennen sofort geknackt. Scheiße ist es dann halt wenn die CD irgendwo nicht läuft. Ich glaube aber, dass es ein sehr seichter Kopierschutz ist.
Wie findet ihr denn generell die Tatsache, dass CDs kopiert oder im Internet verbreitet werden?
Es den Leuten auszureden funktioniert nicht mehr. Ein bisschen schade finde ich, dass es sich einbürgert, dass Musik umsonst ist. Dieses Bewusstsein ist eigentlich schon da. Es sieht immer etwas blöde aus wenn eine Band mit dem Zeigefinger droht. Das machen wir nicht. Wir versuchen es auf anderen Wegen. Man muss den Leuten einen Anreiz geben. Das Artwork so geil aussehen zu lassen, dass man es haben will. Oder Live Konzerte, die kann man sich nicht herunter laden und sind etwas ganz spezielles. Wir waren eh nie ne Band die von den Verkäufen viel Geld gesehen hat. Eigentlich habe ich noch nie von den Verkäufen was bekommen weil die Vorschüsse aufgeraucht waren. Vielleicht klappt es ja mit der neuen Platte. Wir rechnen aber nicht mit diesem Geld. Wir rechnen mit Gagen aus Konzerten und T-Shirt Verkäufen. Uns trifft es also nicht so besonders. Das ist natürlich etwas blauäugig, aber es ist genauso blauäugig wenn man glaube es den Leuten einreden zu können nicht mehr zu kopieren. Unsere Musikart betrifft es generell nicht so stark wie andere, weil die Leute hier noch eher ein Booklet haben wollen. Ich möchte so was immer haben.
Stimmt. Oft lädt man sich auch ne Platte nur herunter um zu schauen wie sie ist. Später kauft man sie dann.
Genau. Was übrigens lustig war bei dieser CD ist, dass ganz viele Leute die an der Entstehung der Platte beteiligt waren in den Laden gegangen sind und sie sich gekauft haben. Also Leute die von uns die Platte ohnehin umsonst bekommen hätten. Das war mehr ein Statement. Moses, unser Produzent, ist am ersten Tag in den Laden und hat sie gekauft. Ich selbst habe sie übrigens auch gekauft. Wir hatten sie vom Label noch nicht bekommen am Veröffentlichungstag, da ist etwas schief gelaufen mit der Sendung. Ich wollte sie aber unbedingt haben und war total geil drauf. Da bin ich auch in den Laden. Danach hatte ich das Gefühl etwas Gutes getan zu haben.
Das erklärt auch den Charteinstieg. Haha.
B: Ich würde gern auch noch was zum Thema CDs kopieren sagen. Für mich stehen die Plattenfirma und der Konsument auf einer Stufe. Sie unterwandern beide die Bands die jahrelang an ihrer Musik arbeiten. Der Konsument weil er sich die Platte brennt und nicht kauft und die Plattenfirma weil sie diese ungeheuere Preise verlangt. Die Frage wer schuld ist, ist für mich leicht zu beantworten. Das ist nämlich der, der das meiste Geld hat. Das ist nicht der Konsument der sich die Platte brennt weil er sie sich nicht leisten kann. Sondern das ist die Plattenfirma.
Glaubst du die Preise zu senken würde die Situation entspannen?
Dafür ist es jetzt zu spät. Ob eine CD jetzt 12 oder 18 Euro kostet ist egal. Umsonst ist umsonst. Das geht ja auch schon so schnell bis die im Netz steht. Unsere neue Platte war noch vor dem Veröffentlichungstag im Netz. Wir hatten aber die Vorabversionen nur als Vinyl verschickt. Da muss sich also wirklich einer die Mühe gemacht haben die zu überspielen. Man hört sogar die Kratzer noch.
Habt ihr noch abschließende Worte?
Wir sind im Moment eine sehr glückliche Band, wir spielen vor ausverkauften Häusern, ich glaube gut spielen und viel Spaß haben. Ich hoffe, dass das alles noch ganz lange anhält. Und wenn nicht, dann fallen wir auch nicht auf Null zurück. Wir waren davor ja auch schon da, deswegen habe ich wenig Angst.
Das Interview
wurde von Rolf Gehring geführt.
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Download: Indifferent, MP3
Download: Indifferent (Demo Version), MP3
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Interview: Interview mit Sänger Arnim und Gitarrist Peter (2001)
Interview: Interview mit Peter Baumann zum kommenden Album Boombox (2011)
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Review: Limbo Messiah, 2007 (tj)
Review: Demons Galore EP, 2007 (tj)
Review: Kanonen auf Spatzen, 2008 (tj)
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Live-Review: 03.04.2007, Stuttgart - Die Röhre