Die Donots waren eine ganze Weile von der Bildfläche verschwunden. Jetzt sind die sympathischen Ibbenbürener wieder mit einem neuen Album und einer Tour zurück. Ich traf mich mit Guido und Jan-Dirk bei ihrer Show in Zürich um mit ihnen über den Labelwechsel und das neue Album zu plaudern. Insbesondere über das neue Album redeten die beiden mit der Begeisterung kleiner Kinder. Über die Zeitbegrenzung die der Tourmanager gesetzt hatte, quatschten wir hinaus, leider setzte dann das Ende meines Tapes dem Interview ein verfrühtes Ende. Dennoch ist genügend Material zusammen gekommen das tiefe Einblicke in den Entstehungsprozess der neuen Platte bietet.
Wie läuft die Tour bisher?
Jan-Dirk: Sehr gut. Wir waren im Vorfeld ja gespannt wie die Leute auf das neue Album reagieren werden. Die erste Tour zu einem neuen Album ist immer schwierig weil die Leute die Songs natürlich noch nicht so gut kennen. Dafür sind die Reaktionen aber sehr gut. Es ist auch spannend eine Setlist zu machen. Songs die früher Standard waren und unbedingt gespielt werden mussten, können jetzt raus. Manche müssen sogar raus. Es macht viel mehr Spaß damit zu experimentieren. Was mir auch auffällt ist, dass wir jeden Abend ca. 90 Minuten spielen und die mir unfassbar kurz vorkommen. Man spielt den letzten Song und kann kaum glauben dass das Konzert schon vorbei ist. Man ist ja gerade eben auf die Bühne gegangen.
G: Mir geht es da genauso. Als unser Roadie nach einer der ersten Shows zu mir gesagt hat wir haben 90 Minuten gespielt habe ich ihm das erst gar nicht geglaubt. Aber das ist wirklich schön.
Wie kommen die neuen Songs denn beim Publikum an?
G: Ich glaube eigentlich ganz gut. Das neue Material klingt ja irgendwie ernster, obwohl ich das Wort nicht mag. Wir haben ein ganz cooles Set mit altem und neuem Zeug. Da sind zwar Bögen drin aber kein krasser Schnitt. Das finde ich ganz gut.
Nach der langen Pause ist es sicherlich nicht selbstverständlich, dass noch so viele Leute zu den Shows kommen. Habt ihr eine Veränderung in der Publikumsstruktur festgestellt?
G: Nein, eigentlich nicht. Aber die vier Jahre ohne ein neues Album merken wir schon. Es ist nicht so, dass noch genauso viele Leute kommen wie früher. Man muss die Leute erst wieder ankurbeln. Insbesondere ohne Major Label ist es schwerer die Leute zu erreichen, damit die überhaupt wissen, dass wir ein neues Album haben und auf Tour kommen. Dafür läuft es aber wirklich gut und die Leute sind sehr enthusiastisch.
Ihr habt ja schon immer viel Wert auf eine enge Fanbindung gelegt, was beispielsweise durch euren Podcast unterstrichen wird. So konnte der geneigte Fan die Wartezeit recht gut überbrücken.
J-D: Das stimmt, wenn man dabei bleiben wollte, konnte man das. Aber Leute außerhalb unserer Fanbasis haben jetzt vier Jahre lang gar nichts mitbekommen. Auch auf unserer Homepage ist immer etwas passiert und man konnte sich immer informieren was wir gerade treiben. Auf einer Tour ist man aber auch auf die Leute angewiesen die jetzt nicht nur Fan von einer Band sind. Die müssen es von außerhalb mitbekommen. Diese Leute müssen wir wieder ran holen, aber das klappt schon.
Der größte Einschnitt bei euch war sicherlich der Weggang von GUN. Wie kam das?
J-D: Es hat sich bei der letzten Platte schon heraus kristallisiert, dass wir nichts mehr mit GUN machen wollen. Es war ja nicht alles schlecht an ihnen. Wir haben ihnen viel zu verdanken und sind zusammen durch dick und Dünn gegangen. Es gab gute Zeiten aber es gab auch ordentlich beschissene Zeiten. Die waren teilweise von uns angekotzt und wir von ihnen. Wir haben uns gegenseitig einfach nicht mehr gut getan. Wir wollten keine Kompromisse mehr eingehen. GUN hatten auch keine Ideen mehr für uns und wussten wohl gar nicht so recht wohin mit uns. Es war dann eigentlich eine logische Sache. Das dumme war aber, dass GUN noch zwei Optionen auf unsere Platten hatten. Wir hätten also noch zwei Alben bei ihnen heraus bringen müssen. Das wollten wir aber auf keinen Fall. Darum gab es dann ein Tauziehen über die Anwälte. Als Kompromiss haben wir dann diese Best-Of gemacht. Die wollten nur ein Best-Of, also rein mit den Singles machen. Wir fanden das aber totale Scheiße und wollten wenigstens ein Best-Of mit B-Seiten, einem schönen Booklet und so weiter machen. Damit das Teil auch wenigstens irgendeinen Wert hat. Eine einfache Single Collection wäre doof gewesen. Das haben wir dann zum Glück durch bekommen. Letzten Endes konnten wir uns so von ihnen trennen. Das ist auch ganz gut so. Wir sind jetzt völlig frei. Aber es ist natürlich auch hart. Wir machen jetzt alles selber und müssen auch alles selbst bezahlen. Wir arbeiten wie wild. Um ehrlich zu sein haben wir das etwas unterschätzt. Aber es fühlt sich auch verdammt gut an. Wir sind auf kein Album so stolz wie auf dieses. Wir haben wirklich alles selbst gemacht und es genau so gemacht wie wir wollten.
G: Es ist wirklich schwer die Leute zu erreichen. Gewisse Kanäle fallen einfach weg. Sowas wie MTV, Radio oder Bravo ist schwer zu bekommen wenn du kein Major hast. Die haben da viel mehr Möglichkeiten.
Wobei MTV und Bravo euch sicherlich auch nicht das Allerwichtigste ist.
J-D: Naja, es ist irgendwie schon wichtig. Gerade wenn es darum geht Leute außerhalb der Fanbasis zu erreichen. Andererseits ist es bei MTV auch so ne Sache. Wann spielen die denn noch Videos? Da kommt doch nur noch Dismissed, Ozzy Osbourne und Paris Hilton. Da werden Kanäle wie YouTube schon wichtiger. Aber es gibt natürlich immer noch Kids die das gucken. Die Musiklandschaft ist aber gerade eh völlig durcheinander. Man weiß gar nicht mehr welche Kanäle man wie nutzen muss und kann. Wir machen also im Grunde gerade nur was uns Spaß macht und schauen was passiert.
Inwiefern habt ihr euch von GUN schlecht repräsentiert gefühlt?
G: Das ist wohl der Hauptgrund warum wir uns von ihnen getrennt haben. Das Bild was ein Außenstehender von uns hatte, hat nicht unbedingt das wiedergespiegelt was wir sind. Es waren viele Kleinigkeiten. Wir sind immer bunter, schriller und poppiger dargestellt worden als wir sind.
Stimmt, ihr habt immer diesen Teenie-Pop-Punk Stempel aufgedrückt bekommen.
G: Ja, genau. Die haben uns auch viele Sachen angeboten die wir auf gar keinen Fall machen wollten, wie The Dome oder so.
J-D: Ein großes Problem war auch immer die Single. Wir haben immer gesagt, dass wir alle Songs die bei uns auf dem Album sind, gut finden. Darum sollen GUN entscheiden was die Single wird, sie müssen schließlich auch damit arbeiten. Allerdings haben sie durch die Bank immer die Pop-Punk Nummern gewählt und nie mal irgendetwas Tiefgängigeres. Leute die unsere Alben nicht kennen haben wirklich ein komplett anderes Bild von uns. Beispielsweise auch Kurt von Blackmail mit dem wir das neue Album aufgenommen haben. Er meinte auch immer, dass unsere Platten alle Scheiße sind und wir das doch besser könnten. Wir haben mit ihm dann wirklich mal durch ein paar Platten durchgehört. Er meinte dann immer: „Ach, das ist auch von euch? Das ist ja gut.“ Die Auswahl der Single wurde dann meist mit einem Video gepaart was absolut nicht so geworden ist wie wir das wollten. Wo man zwei Treatments angeboten bekommt die beide komplett scheiße sind und in zwei Tagen der Dreh los gehen soll. Da entscheidet man sich eben für das kleinere Übel, bevor man gar kein Video hat. Das war sehr oft so. Es war meistens eher Schadensbegrenzung, als dass man etwas wirklich cool fand.
Das „Big Mouth“ Video beispielsweise?
G: Ohh ja. Aber auch „Got The Noise“ zum Beispiel. Es gibt so viele Videos von uns die mir nicht gefallen. Bestimmt 90% finde ich grausam.
J-D: Das sehe ich nicht so schlimm. Aber man merkt schon, dass es nie das war was wir wirklich wollten, sondern eben immer ein Kompromiss. Wenn du die Treatments zu den Videos gesehen hättest, hättest du nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen können. Die waren noch viel schlimmer als das Resultat bei dem wir immer viel verbessert haben.
Aber diese Situation war ja nicht erst seit dem letzten Album so.
J-D: Ich finde das hat sich eher so angeschlichen. Vor allem haben wir immer mehr gemerkt wer wir sind und was wir wollen. Am Anfang konnte man immer noch eine Grätsche machen. Am Ende war es dann aber ein tierischer Spagat bei dem wir auf die Schnauze gefallen sind. Das ist dann nicht mehr so geil.
Würdet ihr nochmal bei GUN unterschreiben?
J-D: Ja, aber für weniger Alben und mit mehr Auflagen. Ich glaube wir würden früher versuchen klarer zu erklären wer wir sind und wo wir hin wollen.
G: An dem Punkt an dem wir damals waren, war das natürlich eine große Sache für uns. Das war immerhin unser erster richtiger Plattenvertrag. Da würde wohl jeder unterschreiben. Die negativen Sachen bekommt man ja auch erst mit der Zeit mit.
Gab es irgendwelche amüsanten Blüten die diese Zusammenarbeit mit GUN getrieben hat?
J-D: Ja, da gab es schon einiges. Es gab immer wieder Sachen wo man sich echt fragt ob die noch ganz richtig sind. Beispielsweise kam über die ganzen Jahre immer wieder die Frage ob wir nicht auf Deutsch singen wollen. Da ist man bei einem Label seit Jahren und hat einige Platten gemacht, da können die doch nicht ernsthaft fragen ob wir das machen. Nur weil es gerade in ist und gut läuft. Das wussten die doch, dass wir das nicht wollen. Wenn sowas von einer Plattenfirma kommt die einen repräsentieren soll ist das schon seltsam. Es gab auch Pressetexte in denen seltsame Dinge standen. Wie alt sind wir? Es werden einem Formate wie „The Dome“ angeboten, wo man sich echt fragt ob die Plattenfirma überhaupt irgendein Gefühl für die Band hat.
G: Da komme die an und freuen sich über beide Backen, dass sie uns „The Dome“ an Land gezogen haben. Unsere Reaktion war natürlich entsprechend zurückhaltend.
J-D: Die denken halt in Zahlen. Das ist ne Sendung bei der x Millionen Kids zuschauen, die Halle ist voll und wenn wir Glück haben kommen wir noch auf den xy-Sampler. Die sehen halt die Zahlen und freuen sich. Das muss man normalerweise einkaufen. Wir kommen dann an sagen, dass wir das nicht machen weil wir das Format scheiße finden. Aber das ist denen ja egal. Das ist ja irgendwie auch nachvollziehbar. Aber wenn man ein Gefühl für eine Band hätte und versteht woher sie kommt, dann würde man solche Sachen gar nicht erst anfragen.
G: Man sollte eine Band ja auch über einen längeren Zeitraum aufbauen und nicht alles was geht einfach pflücken. Man muss da längerfristig denken.
Das neue Album stellt für euch einen großen Schritt in eurer Entwicklung dar. Wie ist es entstanden?
J-D: Wir lagen wegen dem Rechtsstreit ziemlich lange auf Eis. Wir haben 4 Monate Bandpause eingelegt und in der Zeit wirklich nichts für die Band gemacht. Das hatten wir noch nie vorher. Wir haben uns zwar gesehen, aber eben nur privat. Wir haben keine Musik zusammen gemacht. Danach haben wir verschiedene andere Projekte verfolgt. Guido, Ingo und ich haben andere Bands produziert, Alex hat seinen Doktor gemacht und Eike ist Vater geworden. Das waren alles Sachen die den Fokus von den Donots genommen haben um danach wieder richtig fokussieren zu können und das Ganze auch wieder zu vermissen. Wir hatten dann aber recht schnell wieder Hummeln im Arsch und haben uns in verschiedenen Ferienhäusern eingemietet um Demos zu machen. Nur wir, ganz alleine. Wir haben uns immer wieder über das Thema Produzent unterhalten und sind auf den Trichter gekommen mal einen anderen Produzenten ins Boot zu holen. Fabio, unser alter Produzent, hat auch schon selbst beim letzten Album gesagt, dass er es absolut verstehen kann wenn wir mal mit jemand anderem aufnehmen. Wir kannten uns einfach zu gut und das ist dann nicht mehr so spannend. Wir hätten mit ihm sicher auch ein gutes Album gemacht, aber wir waren einfach hungrig nach etwas Neuem. Wäre ja auch schade, man weiß sonst ja gar nicht was man verpasst. Wir haben ein paar Leute ausprobiert, aber es hat nie so ganz gepasst. Immer wieder kam auch Kurt ins Spiel. Wir haben schon tausendmal mit Blackmail gespielt und sind Freunde geworden. Kurt hat immer gesagt, dass unsere Platten scheiße sind und er mal eine mit uns machen will weil er überzeugt ist, dass wir es mit ihm besser machen. Wir haben dann überlegt ob das zusammenpasst, schließlich sind wir und Blackmail stilistisch nicht unbedingt auf derselben Schiene. Im Dezember 2006 hatte er dann das Studio frei und uns angeboten eine Woche vorbei zu kommen. Das haben wir dann gemacht. Da sind drei Songs entstanden und es war klar, dass wir mit ihm arbeiten müssen. Wir hatten zwar die Demos mitgebracht, aber nur als Inspiration. Wir haben uns einzelne Parts heraus gepickt und kombiniert. Wir haben also komplett neu im Studio geschrieben. Bis auf zwei Demos die überlebt haben. Das hatten wir noch nie. Wir wussten morgens nicht was abends dabei heraus kommt. Das war natürlich sehr spannend und hat Spaß gemacht. Aber trotzdem hatten wir in der Mitte der Studiozeit auch ein bisschen Schiss. Es war die erste Platte die wir selber, von unserer gesparten Kohle, finanziert haben. Es war ein völlig neuer Produzent der, sagen wir es mal, ein Freak ist. Er ist ein musikalisches Genie, aber er sagt auch von sich selbst, dass er ein Assi ist. Man weiß nie was passiert. Das war zwar im Endeffekt genau das Richtige für uns, macht die Sache aber auch etwas unsicher. Wir haben bei den letzten Alben immer eine Vorproduktion gemacht. Fabio ist wahrscheinlich der sicherste und bodenständigste Produzent den man kriegen kann. Da ist alles geplant, da ist selbst morgens das Aufstehen geplant. Bei Kurt ist nichts geplant. Er war während der Produktion zwei Tage richtig schlecht drauf und kam dann einfach mal an und meinte: „Jungs, mir geht es nicht gut. Ich habe mir überlegt, dass ich jetzt 10 Tage in Urlaub fahre.“ Mitten in der Produktion. Wir waren völlig verwirrt. Was sollten wir denn machen? Wir hatten eine Pension gebucht. Im Endeffekt war das aber ganz gut, denn er kam wieder und war richtig gut drauf. Da ist die zweite Hälfte vom Album locker von der Hand gegangen.
G: Ich habe vor zwei Jahren mal die DVD von The Clash gesehen auf der das Making-of von der London Calling drauf. Da ist dieser wahnsinnige Produzent der dauernd mit Leitern geworfen hat und komplett durchdreht weil er alles so geil findet und die Band weiter anfeuert. Ich dachte mir nur, dass ich auch mal mit einem solchen Produzenten arbeiten will. Kurt hat zwar nicht mit Leitern geschmissen, aber dafür mit Jägermeistern. Das hat schon gut gepasst. Ich mag Leute die einen an der Klatsche haben. Das haben wir selbst ja auch. So kommen auch mal Ideen raus die nicht Standard sind.
J-D: Der zweite Teil der Platte ist dann mit Vincent Sorg entstanden. Er ist ein alter Kumpel von uns mit dem wir schon die erste Platte vor GUN gemacht haben, die „Karaoke Contest Winners“. Wir wollten schon immer mal wieder mit ihm aufnehmen, weil das damals alles so frisch war. Uns hat die Platte damals sehr viel gebracht. Daraufhin sind auch GUN auf uns aufmerksam geworden. Das ist eine Platte die ich mir auch heute noch sehr gerne anhöre. Bei alten Sachen ist das ja sonst immer etwas schwierig. Aber ich mag den Charme der Platte, die ist so frisch und ungehobelt. Wir sind dann einfach zu ihm nach Münster ins Studio und haben dann dort wieder geschrieben. Das kannten wir ja schon von Kurt. Von dieser Session sind drei Songs auf dem Album gelandet. Wir haben das Beste aus beiden Sessions genommen. Wir hatten insgesamt 17 Songs und es sind wirklich nur die auf dem Album gelandet die wirklich jeder von uns drauf haben wollte.
G: Jeder hat eine Liste gemacht und wir haben die uns gegenseitig zugemailt. Ich glaube bis auf einen Song hat es komplett übereingestimmt. Das war geil.
Du hast gesagt, ihr seid euch unsicher gewesen. Was macht man da? Zeigt man die Songs anderen Leuten um sich abzusichern?
J-D: Da mussten wir nun mal durch. Wir hatten uns schon die Option gesichert, die Notbremse zu ziehen falls es überhaupt nicht funktioniert hätte. Aber es hat ja funktioniert. Kurt hat sich die meisten Sorgen um mich gemacht, ich habe mir hingegen Sorgen um Kurt gemacht. Wir waren also schon immer Feuer und Flamme. Aber genau das ist das Problem. Als Band ist man immer Feuer und Flamme für die neuen Songs. Man denkt nicht mehr objektiv. Man zeigt das dann schon auch anderen Leuten. Die Reaktionen waren immer sehr gut. Viele meinten es ist zwar nicht mehr so wie früher, aber eben richtig geil. Man denkt dann aber auch nicht mehr so viel darüber nach und zieht es einfach durch. Für uns war diese Arbeitsweise bitter nötig. Wir hätten eine dritte oder vierte Pocketrock einfach nicht mehr machen können. Es musste wieder kitzeln.
G: Während der Pause hat sich bei uns musikalisch sehr viel getan. Die Art wie wir Songs schreiben hat sich verändert. Egal bei wem wir aufgenommen hätten, das Album hätte sich vom alten Material abgehoben.
J-D: Trotzdem war es wichtig mit einem Extremfall wie Kurt zusammen zu arbeiten. Wir hatten beispielsweise auch auf der Best-Of zwei neue Songs „Duck And Cover“ und „Play Dead“. Ich weiß noch dass wir damals schon diese Songs als total anders empfunden haben. Als wir das dann aber den Leuten vorgespielt haben, haben sie die Songs als typische Donots Songs empfunden. Bei Kurt merkte man aber, dass die Songs ganz anders sind. Wir haben da echt ne Menge gelernt.
Ihr habt auf dem Album sehr viele untypische Stilelemente benutzt. Sind die Ideen dazu wirklich alle im Studio entstanden?
G: Ja, das ist alles komplett im Studio entstanden. Nur die Demos waren fertig. Jeder hatte im Studio Ideen wie man einem Song noch den letzten Schliff verpassen kann
Wart ihr euch über diese neue Vorgehensweise schon im Vorfeld einig?
J-D: Ja. Es war klar, dass wenn wir zu Kurt gehen im Studio schreiben. Da hatten wir auch alle Bock drauf. Wir haben uns ja bereits bei der ersten Demo Session darauf eingelassen und konnten so etwas rein schnuppern. Ich weiß noch, dass ich die ersten Tage unglaublich skeptisch war. Aber als wir uns dann daran gewöhnt hatten und wir gemerkt haben was dabei heraus kommt waren wir Feuer und Flamme. Das Tolle daran ist, dass wir praktisch nur diese „magic moments“ aufgenommen wurden. Wenn eine neue Idee kam und alle begeistert waren, wurde es direkt umgesetzt. Aber auch nur so lange wie alle auch die Begeisterung dafür hatten. Sobald das aufgehört hat, wurde der Song auch wieder weg geschmissen. Wenn wir an Stellen nicht mehr weiter gekommen sind, haben wir auch gar nicht erst weiter gemacht. Wir haben immer nur enthusiastisch gearbeitet.
G: Andererseits sind so natürlich auch einige richtig gute Ideen vor die Hunde gegangen. Was natürlich auch echt weh getan hat. Das Demo was wir gemacht haben, hat uns schließlich auch schon gefallen.
J-D: Wenn wir gemerkt haben, dass etwas nicht funktioniert wurde es direkt zur Seite gelegt. Wir wissen natürlich auch, dass der Knoten manchmal erst später platzt und man mal ne Nacht über etwas schlafen muss. Aber diesmal haben wir das nicht gewollt.
G: So kann man sicher sein dass man nachher auch ein Album hat was wirklich kickt. Wenn man sich ne Idee schöndenken muss weil man einen Teil davon nur schön findet, dann ist das einfach nicht richtig.
J-D: Ich finde das gibt dem Album auch diese Frische. Es kickt mich einfach immer wieder obwohl wir die Songs jetzt schon fast ein Jahr kennen. Trotzdem denke ich mir immer wenn ich es wieder höre, dass es verdammt geil ist. Es ist einfach aktiv. Die Songs sind heute noch so frisch wie als sie entstanden sind. Ich muss da wieder an Kurt denken. Bei „Anything“ ist am Ende ein Sound aus einem Moog, einem Synthesizer. Das war so laut als dieser Eingespielt wurde. Kurt hat da plötzlich angefangen herum zu werkeln und Kabel um zu stöpseln. Der Moog durch den Gitarrenamp war so laut, dass der ganze Raum gewackelt hat.
G: Ich dachte ich konnte die Box danach wegschmeißen. Aber das war egal, weil es so geil war.
Hier endet leider das Band. Ich bin mir sicher, die beiden hätten noch stundenlang mit leuchtenden Augen weiter vom Album erzählen können. Leider machte die Technik einen Strich durch die Rechnung. Die Magie die in dem Album steckt hört man sich aber sowieso besser selbst an.
Rolf Gehring
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