Donots - Wake The Dogs
Dass man die Donots keinesfalls mehr so ohne weiteres in die Pop-Punk Schublade stecken kann, hat die Band mit den letzten beiden Platten eindrucksvoll bewiesen. Es wäre auch seltsam, wenn man nach 19 Jahren Bandgeschichte und neun Alben nicht von einer „erwachsenen“ Band sprechen könnte. Die musikalischen Hörner hat man sich abgestoßen und für das neue Album hatte die Band quasi Narrenfreiheit. Diese nutzen die Jungs eindrucksvoll aus. Man greift tief in die Genrekiste und fördert Einflüsse zu Tage, die man nicht erwartet hätte und leider manchmal auch welche, die man besser totgeschwiegen hätte. Zu Hören gibt es Folk-Einflüsse, Singer/Songwriter Charme und natürlich wird auch die Vorliebe für The Clash und 70er Punk deutlich ausgelebt. Stellenweise kann kaum noch von Punk gesprochen werden. Wie zum Beispiel in der ersten Single „Come Away With Me“. Hier wird tief in der Kitsch-Kiste gewühlt. Etwas versöhnlicher stimmen hier schon Songs wie „Don´t Ever Look Down“ oder „Born A Wolf“, der deutlich dreckiger und kantiger daher kommt. „Control“ überrascht dann mit seltsamen Keyboard und Elektro Klängen, die man im Donots Kontext erst einmal verkraften muss. Für den typischen Donots Anker sorgt hauptsächlich die Stimme von Frontmann Ingo. Zweifellos wissen die Donots wie man eingängige Songs schreibt, das haben sie immer wieder bewiesen und auch „Wake The Dogs“ steckt voller Ohrwürmer. Trotzdem wirkt „Wake The Dogs“ nicht rund. Es steckt sehr viel Innovationsgeist und quirlige Kreativität in den Songs. Stillstand kann man den Jungs keinesfalls vorwerfen. Doch man hat den Bogen wohl etwas überspannt, denn die Platte erscheint oft auch ziellos. Obwohl man die Songs immer wieder mit flotteren Passagen aufpeppt, kommen die meisten Tracks sehr schleppend daher. Das verleiht zwar hymnenhaften Charakter, auf Dauer wirkt das Album aber auch lahm und zahnlos. Den Fans wird sehr viel abverlangt, mehr noch als sich die Band mit „Coma Chameleon“ neu erfunden hatte. Oft dürfte das zuviel sein. Natürlich gibt es Höhepunkte, wie beispielsweise das Duett mit Frank Turner, und natürlich bewegt sich das Album alles in allem auf sehr hohem Niveau. Doch insgesamt dominiert die Enttäuschung. (rg)