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Interview mit Rob Arnold (R), Gitarrist von Chimaira
Dienstag 3.6.2003-06-23

Ok, das Spineshank und Chimaira-Inti war an ein und demselben Tag, gerade mal ne halbe Stunde auseinander und da kommt schon mal vor, dass sich die Fragen etwas gleichen, erst recht, wenn beide Bands beim selben Label (Roadrunner) und grade zusammen unterwegs sind...

T: Hi, Rob, wie geht's?

R: Mir geht's prima und Dir?

T: Alles klar soweit, ist jetzt das zweite Interview innerhalb kurzer Zeit, aber ich denke mal, dass Du heute schon ein paar mehr Interviews hinter Dir hast... Fangen wir doch am besten mal mit ner kleinen Einführung in Form einer kurzen Zusammenfassung von Chimairas Bandgeschichte an...

R: Ok, es wird übrigens nicht "Kaimeira" sondern "Komhiera" ausgesprochen, so etwa in der Art wie "Come here!"...
T: Ahh ja (und gleich mitten rein in den Fettnapf... woher soll mans aber auch wissen...)

R: Wir haben uns gegen Ende 1998 zusammengetan, viel Gigs gespielt und Songs geschrieben bevor wir einen ersten Plattenvertrag mit nem Independent-Label bekommen haben. Das Label hiess "Eastcoast Empire" und wir haben bei ihnen 2001 ne EP herausgebracht, die "This present Darkness". Danach haben wir dann bei Roadrunner unterschrieben und dort unser Debut "Pass out of Existence" veröffentlicht. Vor ein par Wochen haben wir dann das Nachfolgealbum "The Impossibility of Reason" nachgeschoben.

T: Ihr hatten in letzter Zeit wohl etwas Pech. Ich hab im Internet gelesen, dass am Set Eures Videodrehs ein Feuer ausgebrochen ist und Euer Tourbus während eines Unwetters nen Crash hatte...

R: Wir nennen das den "Chimaira-Fluch" und das erstreckt sich leider nicht nur auf die letzte Zeit, das begleitet die Band seit ihrem Bestehen! EGAL was für ein Fahrzeug wir haben, es geht IMMER irgendwie zu Bruch, fängt Feuer usw. wir stehen eigentlich ständig am Rand der Autobahn rum und warten darauf abgeschleppt zu werden. Beim Videodreh war irgendwie alles in Medizin-Gaze eingewickelt, ein Licht viel um und plötzlich stand alles in Flammen; dann ging natürlich die Sprinkler-Anlage los und das ganze Equipment stand plötzlich im Wasser. Wir mussten dann das Ganze ein paar Tage später noch mal drehen. Auf unserer letzten Tour hatte der Tourbus dann nen Unfall, krachte in ne Betonwand, die Windschutzscheibe ging zu Bruch usw. - aber es wurde glücklicherweise niemand verletzt!

T: Ok, das klingt, als könne man da wirklich von nem Fluch reden...

T: Weißt Du, ob es von Eurem neuen Album eine Special Limited Edition geben wird?

R: Wie jetzt?

T: Naja, viele Bands packen Bonusmaterial auf Ihre CDs oder legen eine Extra-DVD bei um ein weiteres Argumet zum Kaufen im Gegensatz zum Runterladen oder Brennen zu bieten...

R: Da hab ich von Roadrunner jetzt noch nichts in die Richtung gehört. Sie haben bei unserem letzten Album nichts derartiges gemacht...

T: Die Promo-Version hatte jedenfalls in vielen Songs Einspielungen um sie gegen Missbrauch zu schützen...

R: Ahh, ja, die Audio-Stamps. Wir haben das gar nicht so sehr wegen der Presse gemacht. Eher wegen der Kids, weil meistens sickerts eben irgendwie ins Internet und wenn sich jetzt jemand was zieht, dann hat er Songs mit dem Audio-Stamp und wenn sie ihm gefallen, dann geht er sie sich hoffentlich kaufen.

T: Was ist denn dann Deine Meinung zum Thema Download von Songs aus dem Internet?

R: Nun, ich will Dir nichts vormachen, die allermeisten CDs in meiner Sammlung sind gebrannt. Ich weiss, dass es unausweichlich ist und die Leute es eben machen, insofern hab ich auch nichts Schlechtes dazu zu sagen. Wenn es die Leute richtig mögen, dann werden sie auch losgehen und es sich kaufen. Ich hab ne Menge CDs, diejenigen, die ich aber richtig mag, die hab ich auch im Original.

T: Klar, da gibt's natürlich kollidierende Interessen und zwei Seiten der Medaille. Ab nem gewissen Punkt geht es fürs Label und auch die Band eben darum CDs zu verkaufen und Geld zu verdienen. Wenns nicht gekauft wird, dann bekommt die Band irgendwann auch kein Geld mehr für die nächste CD und somit dreht man sich da doch irgendwie im Kreis.

R. Klar, da hast Du recht, auf jeden Fall...

T: Ich hab Tourdaten von Euch und Spineshank gelesen, da waren jede Menge europäische Länder dabei - nur Deutschland nicht, hat da jemand Probleme mit Deutschland?

R: Nee, gar nicht, wir sind selbst sehr verwundert, dass keine Deutschland-Shows für die Tour geplant wurden, wir sind total wild darauf bei Euch zu spielen! Es ist nur so, dass Spineshank die Headliner sind und die Tour von Ihrer Seite bzw. deren Bookern geplant wurde, es hat dann wohl irgendwie nicht geklappt mit Deutschland. Es wird aber wohl grade an ner Neuauflage der Roadrunner Roadrage-Tour gearbeitet. Das soll wohl wieder im Herbst stattfinden und wir hoffen, dass es zu ner World-Tour wird und dann wird Deutschland auf jeden Fall dabei sein!!!

T: Das wäre ja mal echt ne coole Sache, die letzte Roadrage-Tour war richtig fett!

T: Jetzt tourt Ihr gerade mit Spineshank und danach geht's zurück in die Staaten um gleich im Anschluss vier Wochen mit In Flames und Soilwork zu spielen - das klingt mal nach dem Traum jeder Metal-Band!?! Spielt Ihr gerne live, oder schraubt Ihr lieber im Studio rum?

R: Meinst Du jetzt mich oder die Band?

T: Beide!

R: Ich finde wir sind auf jeden Fall ne Live-Band, da erreichen wir unsere Fans direkt, die sagen das weiter und so verbreitet sich die Kunde und das kurbelt dann auch wieder die Verkäufe an. Ich bin wesentlich lieber mit der Band unterwegs als im Studio, da bin ich zwar auch gern, aber wenn ich die Chance hätte 365 mal im Jahr zu spielen, dann würd ich das machen!

T: Echt?

R: Ja klar, ich mag alles daran jede Nacht Gitarre zu spielen, neue Städte und neue Restaurants zu sehen, Leute zu treffen usw. - ich bin sehr gerne auf Tour!

T: Klar, aber irgendwann kommt der Punkt in Deinem Leben, wo Du Familie oder etwas in der Art hast und dann wird es wohl eher ein Problem sein ein ganzes Jahr weg zu sein, oder?

R: Klar, die Familie fehlt, aber wir telefonieren ab und an und halten so Kontakt. Aber irgendwie ist das hier auch Arbeit und bevor ich frei nehmen kann, muss ich was verdienen...

T: Auch wieder wahr...

T: Roadrunner promotet das Album mit dem Slogan "The New Wave Of American Heavy Metal". Hat sich das die Band oder das Label ausgedacht?

R: Anfangs war das eigentlich nur ein Joke, wir fandens lustig und haben vor etwa einem Jahr Shirts drucken lassen. Da war vorne der Chimaira-Schriftzug im Iron Maiden-Design und hinten besagter Slogan drauf. Roadrunner hat sich dann gedacht, dass sie den Slogan übernehmen um das neue Album zu bewerben... Wir sehen uns aber auch als ein Teil einer Bewegung die in der Art wie damals die NWOBHM Metal wieder nach vorne bringt, und wir wollen vorne mit dabei sein.

T: Klar, da gibt's schon ein paar Bands wie z.B. Killswitch Engage oder auch Shadows Fall, die sich wieder mehr dem traditionellen Metal zuwenden und sich vehement gegen New Metal-Elemente abgrenzen. Ne Welle seh ich da jetzt noch nicht, aber wer weiss, vielleicht wurde da ja echt was losgetreten... Wär ja auch nicht das Schlechteste!

R: Da bin ich ganz Deiner Meinung!

T: Ok, aber auf Eurem Roadrunner Debut gabs doch schon so ein paar New Metal-Parts und jetzt habt Ihr Euch davon total abgewendet - war das Absicht, oder hat sich's einfach so ergeben?

R: Oh, wir sind immer noch dabei uns und unsern Stil zu finden, wer weiss was daraus werden wird. Wir waren damals einfach jung, heiss und unerfahren und haben auf das Album einfach all das draufgepackt, was wir in den vorhergehenden zwei Jahren so geschrieben haben. Als es dann Zeit wurde das neue Album zu machen waren wir ne ganze Zeit gemeinsam auf Tour, haben uns als Musiker weiterentwickelt und mehr Erfahrungen gesammelt. Durch das gemeinsame Spielen mit diversen professionellen Bands haben wir enorm profitiert und sind irgendwie erwachsener geworden. Als es dann Zeit wurde das neue Album anzugehen wussten wir das wir nur soundsolange Zeit haben und haben uns sehr konzentriert an die Arbeit gemacht. Wir haben es auch gar nicht so sehr geplant, es brach mehr aus uns heraus, wir haben die Songs sehr schnell geschrieben und was schliesslich draus geworden ist, ist genau das was man jetzt eben auf dem Album hört.

T: Du hast grade erwähnt, dass Ihr die Songs recht schnell geschrieben habt, Ihr macht also auf Tour keine neuen Songs?

R: Eher nicht, ab und zu spielen wir mit ein paar Riffs rum, haben aber kein Aufnahme-Equipment dabei... Mark (Sänger), Matt (Rythm Guitar) und ich spielen alle Gitarre und setzen uns dann zusammen... wenn's sein müsste könnten wir an einem Tag ein komplette Album machen, klar wäre das dann qualitativ nicht so ausgereift als wenn wir uns Zeit genommen hätten, aber es würde klappen!

T: Ihr wart in der Vergangenheit auch mal für 6 Wochen mit Slayer auf Tour. War das vielleicht auch ein Einfluss sich wieder mehr in Richtung Metal in der ursprünglichen Bedeutung zu entwickeln?

R: Mann, das vielleicht kannst Du auf jeden Fall streichen! Das war definitiv der Hammer für uns, wir sind alle Slayer-Fans seit wir zehn oder so sind! Wir konnten jeden Abend vor ihnen spielen, sie jeden Abend sehen und dann noch jeden Abend mit ihnen feiern! Sie haben uns son bisschen behütet, waren total cool zu uns und wir haben viel von ihrer Professionalität gelernt und zwar nicht nur von der musikalischen Seite her sondern auch wie sie alles organisiert haben usw. Danach waren wir ne ganz andere Band!

T: Und die Slayer-Fans, wie haben die Euch aufgenommen?

R: Ich würd mal sagen sie haben uns toleriert. Klar, dies Publikum ist wohl das schwierigste weltweit für ne Vorgruppe. Sie haben brav applaudiert und es waren nicht zu viele Mittelfinger in der Luft, das ist doch schon ganz ok...

T: Kannst Du bitte noch was zum Artwork sagen? Ist sehr stylisch und auch eher metal-untypisch geraten...

R: Das geht grösstenteils auf Marks Kappe. Er wollte irgendwas abstraktes mit viel weisser Fläche und dann unser Bandlogo in blutrot. Das sollte irgendwas in Richtung Stanley Kubrick geben, er war zu der Zeit recht inspiriert von seiner Arbeit und als er es erklärt hat, klang es auch durchaus schlüssig, ich krieg das jetzt aber nicht so zusammen, bin auch eher für die Musik-Seite zuständig.

T: Richtiggelungen finde ich den letzten Song "Implements of Destruction". Und zwar nicht weil es ein Instrumetal ist - ich denke Mark Hunter hat wirklich grosses auf dem Album geleistet! Ichmag den Song, weil er so viele verschiedene Styles beinhaltet, z.B. die irgendwie spanisch-klingenden Gitarren am Anfang, später dann Samples, Doubel-Bass usw. Und obwohl der Song über satte 12 Minuten Spielzeit hat, wird er nie langweilig...

R: Zuerst mal Danke!, freut mich, dass er Dir so gefällt. Schön zu hören, dass sich jemand tatsächlich richtig mit dem Song beschäftigt, denn das wars auch was wir erreichen wollten. Als wir vor etwa einem Jahr angefangen haben über das neue Album zu reden meinten Mark und ich, dass es ne coole Idee wäre ein Instrumental auf dem Album zu haben. Wir haben also hier und da Riffs gesammelt und als es dann ernst wurde haben wir diese Parts mühsam zusammengefügt. Auf den Song bin ich am meisten stolz auf dem Album und es ist auch jetzt schön zu hören, dass er vielen Leuten gut gefällt. Anfangs war der Song auch viel eindimensionaler und es kamen dann nach und nach andere Parts dazu. Auf den Song hab ich gestern auch Lars Ulrich besonders hingewiesen als ich ihm unser Album in die Hand gedrückt habe. Ohne Metallica gäbs uns eh nicht.

T: Das passt ja dann auch wieder, denn die Metallicas scheinen sich ja auch wieder mehr in Richtung Metal zu wenden. Ihr habt Euch beim Download Festival getroffen?

R: Genau, da haben sie ja diesen Überraschungs-Gig gespielt. Wir haben sie da getroffen und etwas Zeit mit ihnen verbracht. Lars ist so cool! Wir haben uns alle Autogramme geholt und ein paar Drinks mit ihnen gehabt... (?One Milk for Mr. Hetfield, please!)

T: So, dann sag mir doch ein paar aktuelle und all-time Favourites von Dir?

R: Oh, ich hab mir in letzter Zeit kaum was Aktuelles ausser unserem Album angehört. Ich hab mich auf all-time favourites wie Killswitch Engage, Pantera, Metallica, Megadeth, Slayer, Cannibal Corps, Sepultura usw. konzentriert. Das war auch so ein Dfaktor, den ich beim Songwriting für unser Album im Hinterkopf hatte: ich wollte den Vibe dieser Alben auf unser Album übertragen.

T: Also hörst Du keine Nicht-Metal-Musik?

R: Naja, ich hör ganz gerne Alice in Chains (...und die sind nicht Metal?). Klar hab ich ne Menge verschiedener Sachen in meiner Sammlung, aber das Meiste ist schon Metal.

T. Das wars dann soweit, hast Du noch was zum Abschluss?

R: Danke für die Unterstützung und dass Du Dir die Zeit genommen hast!

T: Na dann dank ich doch recht schön! Alles gute weiterhin und hoffentlich sieht man sich dann im Herbst bei der Roadrage Tour!

Das Interview wurde von Thomas Jentsch geführt.

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Download: Nothing Remains, MP3
Interview: Ausführliches Interview mit Gitarrist Rob Arnold zum neuen Album (2005)
Review: The Impossibility of Reason, 2003 (tj)
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