Interview mit Craig B.
(Sänger, Gitarrist) von AEREOGRAMME
24. Mai 2003, München
Ursprünglich war das Interview bereits auf 18 Uhr angesetzt und als ich die Tourmanagerin gegen 14 Uhr anrief, um das Ganze auf 20 Uhr zu schieben, liess sich schon erahnen, was das (einzige) Problem des Abends werden würde: die Nationalität, sprich der Akzent; derbste Schotten!
Pünktlich um 20 Uhr kamen wir nach ner entspannten und sonnigen Autobahnfahrt am neuen Backstage an, die Band ward schnell gefunden und nach kurzer Zeit riss sich Craig dann auch von seinem Game Boy Advance los um sich Zeit für das Inti zu nehmen.
Also los geht's: T (Tom/Helldriver) und C (Craig/Aereogramme)
T: Hey, ich hab mir grad
vor ein paar Wochen den neuen Game Boy SP gekauft, das Ding zum aufklappen...
hab aber erst ein Spiel.
C: Den haben wir auch dabei, der ist im Hotel zum Aufladen!
T: Und was spielst Du gerade?
C: Advance Wars, ist ein Strategie-Spiel...
T: Dann war der Credit im Booklet zur neuen CD also tatsächlich auf
das Spiel gemünzt, krass, ist es echt so cool? Ein Strategiespiel auf nem
Handheld, ob das funktioniert?
C: Es ist unglaublich. Ich würd sogar soweit gehen es das wahrscheinlich
beste Spiel, das ich je gespielt habe, zu nennen! Was hast Du denn für
ein Game?
T: Oh, das war eher so ne sentimentale Sache, ich hatte früher auch
ein SNES und da haben wir uns immer voll die Battels bei Mario Kart geliefert,
und das ist sogar noch besser auf dem Gameboy, unglaublich, dass die Technologie
derart explosionsartig voranschreitet, das SNES war so gross wie ne Schuhschachtel
und der neue Gameboy hat grad mal Zigarettenschachtel-Grösse!
C: Da ist übrigens
grad ne Ratte an unserem Backstage-Raum vorbeigelaufen!
T: Wie bitte?
C: Da ist grad ne Ratte zwischen den zwei Gebäuden hin und her geflitzt,
jetzt sitzt sie grad unter der Palette da... scheint eine recht lebendige Gegend
zu sein, Ameisen, Ratten...
T: Also Craig, dann fangen
wir doch mal mit nem kurzen Abriss der Bandgeschichte an...
C: Ich und Campbell (Bass) haben damals angefangen. Wir haben uns in nem Plattenladen
getroffen und ursprünglich eigentlich den Plan gehabt akkustische Songs
mit ner Art elektronischem Hintergrund zu machen. Ich sollte den akkustischen
Teil und er die elektronischen Sounds übernehmen. Wir haben sogar eine
Single über unser eigenes Label rausgebracht, dann aber schnell festgestellt,
dass das doch nicht so recht das war, was wir wollten. Wir standen eben beide
auf Heavy Metal, harte Musik eben. Über eine andere Band haben wir dann
Martin kennen gelernt und er wurde unser Drummer. Iain (Samples/Gitarre) hat
uns von Anfang an zur Seite gestanden, ist aber erst seit dem neuen Album ein
Vollzeit-Bandmitglied. Wir haben also mehrere Stufen durchlaufen, und jetzt
sind wir komplett.
T: Iain war bei der ersten CD noch nicht dabei?
C: Er hat uns auf jeden Fall bei "Post-tour, pre-judgement", "Hatred"
und "A meaningful existence" geholfen, aber eben nicht bei allen Songs.
Beim neuen Album war er bei allen involviert.
T: War er denn live früher schon dabei?
C: Nur ziemlich selten, wenn sich's eben grade angeboten hat eben. Aber jetzt
ist er immer dabei.
T: Cool, ich hab mich nämlich immer gefragt, wie man ein so breites
Instrumental-Spektrum (Streicher, Blasinstrumente, Harfe etc.) live umsetzt.
Habt Ihr die Songs also früher eher in der klassischen Rock-Besetzung umgesetzt?
C: Naja, wir haben viel vom DAT eingespielt, jetzt benutzt Iain ein Laptop.
Das hat natürlich auch viel damit zu tun, dass wir uns keine weiteren Musiker
leisten können. Es ist jetzt schon schwierig zurecht zu kommen, andererseits
denke ich, dass ich auch keine weiteren Leute mit uns auf der Tour haben möchte,
denn jetzt sinds vier Leute und ich mag sie alle. Ich denke es ist nicht so
ganz einfach mit mir auszukommen, mich nerven die Leute schnell. So wies ist
gefällts uns, wir kommen miteinander aus...
T: Und wie war die Tour
seither so? Ihr wart vorher in den Staaten?
C: Ja, wir waren mittlerweile schon drei mal in den Staaten unterwegs. Im Prinzip
waren wir seit Ende März unterwegs, also quasi März, April und jetzt
Mai ununterbrochen unterwegs...
T: Keine Day-offs?
C: Ok, es waren Tage, an denen wir nicht gespielt haben, aber da sind wir dann
zum nächsten Gig gereist, besonders in Amerika ist man da schon mal zehn
Stunden von einem zum nächsten auf der Strasse. Ist also alles etwas bizarr
und unsere Köpfe sind in einem etwas merkwürdigen Zustand. Und dafür,
dass wir uns jetzt so lange auf so engem Raum auf der Pelle sitzen, haben wir
uns noch nicht mal richtig in die Haare bekommen oder uns geschlagen - das ist
schon ziemlich cool! Es ist halt so, dass ich die Jungs jetzt mehr sehe als
meine Freundin oder meine Familie, aber es sind nette Jungs...
T: ...das hilft!
C: Das tut es!
T: Was habt Ihr denn
für einen Status in den USA, zieht Ihr da viele Leute, wart Ihr Headliner
oder habt Ihr immer als Vorgruppe gespielt?
C: Wir haben die Delgados supportet...
T: Ach, die habt Ihr doch auch im Booklet gegrüsst?
C: Genau, die betreiben Chemikal Underground (das Label auf dem Aereogramme
erscheinen), die haben uns gesignt, wenn die nicht wären, wüsste wahrscheinlich
niemand, dass es uns überhaupt gibt! Wir haben riesen Respekt vor ihnen,
vertrauen ihnen; sie waren die, die uns ne Chance gegeben haben. Von den Reaktionen
her wars manchmal etwas komisch, oft waren die Leute eben wegen den Delgados
da und besonders unsere härtere Seite wird sie wohl etwas verängstigt
haben. Es waren aber auch sehr viele Leute dabei, die uns gemocht haben... In
so nem gigantischen Land kannst Du aber von nichts Konstantem reden, es geht
auf und ab, je nachdem wo Du hin kommst, manche Shows waren nur fantastisch,
andere dann doch eher schlecht.
T: Aber Ihr habt Spass gehabt?
C: Auf jeden Fall, es ist ne tolle Erfahrung. Es ist England tourtechnisch bei
Weitem vorzuziehen, da ists mal richtig schrecklich!
T: Ja, das hab ich auch schon gehört. Die Veranstalter scheinen die
Bands recht schlecht zu behandeln, nichts zu essen, zu trinken, mieses Equipment
und die reinsten Löcher von Clubs...
C: Jo, es ist auf jeden Fall so: Zuerst Europa, dann USA und zum Schluss England.
T: Aber ich denke, da Ihr aus Schottland seid, habt Ihr doch bestimmt nen
guten Stand in Grossbritannien?
C: Glasgow und London sind immer ok, aber sonst ist ziemlich hart zur Zeit.
Keine Ahnung woran es liegt, ich könnte es jetzt auf die Presse schieben
und am Ende sinds doch wir die Scheisse sind...
T: Naja, jetzt mach mal halblang...
C: Hey, man muss realistisch bleiben! Nee, aber es ist eben einfach schwer,
wenn man nicht ein 10 000 Pfund-Marketing-Budget hinter sich hat. Wenn man dann
nicht auf nem grossen Major ist kümmert sich kaum jemand um ne kleine Indie-Band
- was ich ne ziemliche Schande finde.
T: Oh, ich denke die ganze Branche geht son bisschen den Bach runter wegen
der CD-Brennerei etc.
C: Ich denke besonders mit Indie-Musik, was auch immer das heutzutage heisst,
ich denke aber, dass Indie-Fans mit dem Computer nicht so vertraut sind, deswegen
betrifft das die Musik auch weniger. Aber ich denke auch, dass es da Probleme
gibt, wer weiss wo sich da Ganze hin entwickelt?
T: Ich nehme mal an,
dass Ihr nicht von der Musik leben könnt, was macht Ihr also, wenn Ihr
nicht mit der Band unterwegs seid?
C: Wir machen eigentlich alles was wir kriegen können. Mittlerweile gehen
uns in Glasgow etwas die Jobs aus, denn wir haben bald alles gemacht. Hauptsächlich
Handel-/Service-orientiertes Zeug: Platten- und Buchläden, Restaurants,
Kloputzen, Bar-jobs... Es dreht sich für uns eigentlich alles immer um
die Band, an sich ist es also egal, was man macht um sich das Geld zum Leben
zu verdienen... Im Moment kann ich mir noch keinen Job vorstellen, den ich wirklich
gerne machen möchte.
T: Du hast vorhin Deine
Freundin erwähnt, Familie hast Du aber noch nicht?
C: Nee, so was würde ich erst anfangen wollen, wenn ich auch voll dahinter
stehen kann und das geht im Moment eben einfach nicht. Kinder hätte ich
schon gerne, aber eben nicht zur Zeit.
T: Ich hab im Internet
gelesen, dass Ihr bei ner US-Tour den Tourbus der Strokes beschmiert haben sollt?
C: Oh, das hat man uns schon oft erzählt, aber ich muss leider korrigieren,
dass das The Icarus Line gewesen sind. Das war in Carborough, wir haben The
Icarus Line supportet, die total coole Jungs sind, vielleicht ein bisschen verückt,
aber voll in Ordnung. Wir haben dann festgestellt, dass The Strokes am selben
Abend quasi um die Ecke gespielt haben, deswegen war bei uns auch NIEMAND und
bei denen wars proppenvoll. Wir haben also am Abend irgendwann mit den Icarus-Jungs
gesprochen und sie gefagt, was sie denn jetzt machen wollen, und die haben gesagt,
dass sie den Bus der Strokes besprühen werden. Wir haben dann nur so "Ja,
klar... sicher doch!" gemeint und uns unseren Teil gedacht. Als wir später
dann am Bus vorbei gefahren sind konnten wirs kaum glauben, dass sies echt gemacht
haben (auf dem Bus stand The $troke$ $uck$ Dick$)...
T: Und, habt Ihr bestimmt ein paar Fotos davon gemacht?
C: Ja klar, nicht ich, aber ich hab welche davon!
T: Ok, dann hat da jemand was durcheinander gebracht...
C: Aber wir waren DA, wir waren DABEI!
T: Als ich das erste
Mal das Artwork der neuen CD gesehen habe, dachte ich, dass es von Travis Smith
sein könnte, hab dann aber im Booklet gelesen, dass es von Keith Kassner
ist. Wie kam der Kontakt zustande?
C: Wir haben in Phoenix, Arizona gespielt. Der Gig , den wir da gespielt haben,
den hätten wir niemals in Grossbritannien spielen können, denn er
war in ner Kunst-Galerie. Wenn das in Schottland stattgefunden hätte, dann
hätten die Leute wohl einfach die Bilder von den Wänden gerissen...
Wir sind also in die Galerie gekommen und da hingen sie an den Wänden,
diese wunderschönen Fotografien! Und wir wussten sofort, das muss das nächste
Artwork werden! Wir haben dann also ein paar Mal hin und her gemailt und dann
lief das. Ich denke es ist wichtig, jemand zu haben, der eben noch nicht so
bekannt ist. Denn dann läuft das noch auf so ner "Wir tun Dir nen
Gefallen und Du tust uns einen". Denn wir verkaufen eben keine Millionen
von Platten und können somit auch kein Geld für so was rausrücken.
Aber wir verkaufen unsere CDs in Europa, den USA, Japan, Australien etc., auch
wenn es in manchen Ländern nur ein paar hundert sind. So ist es für
beide Seiten ne gute Sache, jeder profitiert...
T: Dieser zarte Frauenkörper in Kontrast mit dem wuchtigen Sägeblatt,
das passt so ideal zu Eurer Musik, diese wunderschönen Melodien und dann
eben auch wieder die heftigen Krach-Eruptionen. Habt Ihr den Künstler je
getroffen?
C: Nein, leider nicht, aber wir haben per E-Mail kommuniziert. Er schien recht
zufrieden mit der ganzen Sache zu sein und seine Bilder haben es in jedem Fall
verdient auf der ganzen Welt gesehen zu werden!
T: In nem anderen Interview hab ich gelesen, dass Ihr auch sehr begeistert
von Dave McKean seid?
C: Das war dann wohl auch ein Interview mit mir, ich finde es unglaublich was
er macht...
T: Ich hab so ein Buch daheim, das heisst "The Dust Covers"
C: Genau, das hab ich auch. Ich habs sogar mal verloren und es mir dann noch
mal gekauft! Witzigerweise hatte ich mal ein paar Interviewtermine in Belgien
und da war ne Ausstellung von ihm in dieser kleinen belgischen Stadt. Es war
so überwältigend! Was mich besonders begeistert ist, dass in den drei
Räumen der Ausstellung so viele verschiedene Sachen gezeigt wurden. Fotografien,
Stillleben, Malerei, Computerbearbeitetes... ich war so happy, dass ich das
Glück hatte zu der Zeit da zu sein und die Ausstellung mitnehmen konnte.
Ich hab riesigen Respekt vor ihm!
T: Hattet Ihr Euch vor
dem Studio-Termin zur neuen CD Gedanken gemacht Euch in ne bestimmt Richtung
zu entwickeln, oder habt Ihr einfach drauflosgearbeitet und geschaut, was dabei
herauskommt?
C: Nee, da wir ein recht knappes Budget hatten, mussten wir uns vorher schon
ganz genau darüber im klaren sein, was wir wollten, da war dann keine Zeit
gross herumzuexperimentieren. Wir wussten also recht genau, was wir wollten,
das einzige was wir probiert haben, war mit verschiedenen Sounds zu experimentieren.
Ich würde sagen 80% der Ideen waren schon im Vorfeld da, und ausser dem
letzten Song auf der CD, dem ohne Namen, haben wir auch nichts im Studio geschrieben.
Wir konnten es uns auch nicht leisten irgendetwas zu verbocken...
T: Wie lange wart ihr denn im Studio?
C: Einen Monat. Und das auch nur, weil wir nen guten Preis bekommen haben, da
wir den Typen kennen, dem das Studio gehört.
T: Ich war erfreut, als
ich das Album zum ersten mal gehört habe, denn es war gleich im ersten
Song ein neues Element vertreten: Ihr habt nen Chor benutzt! Und das an sich
ist ja schon ne mutige Sache, denn in 99 von 100 Fällen geht so was ja
nach hinten los, also eher so in die R. Kelly-Ecke "I believe I can fly"
etc. ...
C: Bei uns war das ja auch gar kein Chor...
T: Wie, habt Ihr die Stimmen gedoppelt?
C: Nein, wir waren nur ordentlich betrunken! Zu unserem Studio gings in ner
Art Gewölbe ne Treppe runter und ein paar Freunde haben uns besucht um
zu sehen, was wir denn so treiben. Am Ende waren alle ziemlich voll und standen
auf den Treppen als uns jemand ein Mikro vor die Nase gehalten hat, also nicht
wirklich ein vollwertiger Chor...
T: Was ich auch sehr
lustig fand, ist die Zeile im Booklet: "This album does not feature members
of any bands who are more success than we are!" Das war dann ein Seitenhieb
in Richtung der Bands, die immer mehr Gäste als Songs auf dem Album haben,
so in die Richtung Limp Biszkit, oder?
C: Genau, denn ich denke es ist einfach Bullshit. Ich möchte bitte nie
nur deswegen gehört werden, weil wir gut mit jemand befreundet sind oder
weil wir nen Special Guest auf dem Album haben. Auf unserem Album kommt alles
von uns, da hat niemand mitgewerkelt...
T: Ich denke es gibt schon auch Beispiele für gute Kollaborationen,
vielleicht waren die Bands/Künstler zusammen auf Tour und es hat sich was
Nettes ergeben oder man macht ne Split-Single.
C: Klar, das gibt's natürlich auch...
T: Wie siehts bei Euch
aus, tourt Ihr lieber oder seid Ihr lieber im Studio?
C: Das ist innerhalb der Band verschieden. Ich bin auf jeden Fall lieber auf
der Bühne. Ich kriege nach ner gewissen Zeit im Studio Klaustrophobie,
Campbell steht so dazwischen, er mag wohl beides. Iain ist auf jeden Fall eher
ein Studio-Tüftler und Martin ist glaub ich auch lieber unterwegs. Ist
also recht ausgewogen.
T: Wir haben ja schon
über Einflüsse/Vorlieben auf dem Kunst-Sektor gesprochen, was hörst
du denn zur Zeit gerne? Oder auch ein paar All-Time Faves?
C: Ich denke je abwechslungsreicher Dein persönlicher Geschmack ist, umso
besser. Ich bin mit dem ganzen miesen Heavy Metal Bands ausgewachsen, Nuclear
Assault, Megadeth, Metallica. Dann tendierte ich irgendwann mehr in Richtung
Fugazi, dann wieder viel akkustische Sachen wie z.B. Red House Painters und
American Music Club. Heute bin ich wieder zum härteren Zeugs zurückgekehrt,
ich bin ein riesiger Neurosis- und Converge-Fan, ich denke die haben die besten
Alben der letzten zehn Jahre gemacht, überwältigend! Botch finde ich
auch ziemlich cool, die sind auf Hydrahead... Ich mag Musik, die in irgendeiner
Weise extreme Gefühle transportiert, ob nun krass wütend oder traurig.
Was ich nie verstehen werde ist "Happy-Music", das berührt mich
nicht, man findet selten gute "Happy-Music". Wütende oder traurige
Musik wirkt auf mich wesentlich ehrlicher und leidenschaftlicher, das ist auch
eher was einem so täglich widerfährt, ok, man ist schon auch mal extrem
gut drauf, aber das ist doch eher selten.
T: Wie siehts mit Filmen
oder Büchern aus?
C: Wir sind alle grosse Film-Fans. Wir haben früher alles an üblen
Horror-Filmen gesehen, was wir kriegen konnten. In den 80er Jahren hat das auch
immer etwas gedauert, bis die verboten wurden. Wenn man also schnell war, hat
man sie erwischt. Die ganzen John Carpenter, George Romero, Kannibalen-Filme
etc.
T: Dann habt Ihr auch die alten Peter Jackson-Filme gesehen?
C: Ja klar...
T: Und wie gefällt Dir Herr der Ringe?
C: Oh, ich liebe den Film...
T: Hast Du auch das Buch gelesen?
C: Nee, als ich jung war, hab ich nicht viel gelesen, da hab ich mehr Filme
gesehen.
T: Was wäre dann ein Buch, das Dich richtig beeindruckt hat?
C: "Geek love"
T: Von wem ist das?
C: Katherine Dunn. Da geht's um ein Paar das einen Zirkus betreibt. Der Zirkus
geht den Bach runter und so beschliessen sie der Frau Pestizide zu geben, damit
sie Freaks gebärt. Und dann bauen sie mit all diesen Kreaturen nen Zirkus
auf. Es ist wirklich ein wunderbares Buch...
T: Klingt etwas nach David Lynch für mich...
C: Ja, aber es ist wirklich ein tolles Buch.
T: Muss ich dann wohl mal lesen (gibt's nicht auf Deutsch, aber wenn ich
schottische Interviews führen kann, dann wird ich wohl mit nem Englischen
Buch klarkommen!)
C: Ich denke es hat mich so berührt, weil ich selbst ein Teenager und ne
Art Freak gewesen bin als ich es gelesen habe und mich damit identifizieren
konnte.
T: Ihr spielt nur ein
Festival diesen Sommer, das Visions Westend-Festival. Die werben ganz stolz
damit, dass es der einzige Festival-Auftritt von Euch ist - mögt Ihr keine
Festivals?
C: Nee, quatsch, es ist nur so, dass wir hier eben kaum Leute/Veranstalter kennen.
Wir haben eben nur ein ziemlich kleines (Toursupport-) Budget, und Zomba hat
die CD auch nicht lizensiert sondern vertreibt sie nur, für Toursupport
sind Chemikal zuständig und das ist eben ein sehr kleiner Betrieb...
T: Kennst Du die anderen Bands, die spielen?
C: Ich glaube Trail of Dead spielen auch, deren letztes Album war erstaunlich...
T: Die hab ich auch in München, im Backstage gesehen... im alten aber.
C: Da haben wir letztes Mal ja auch gespielt.
T: Kennst Du irgendwelche
deutschen Bands?
C: Rammstein! Campbell mag sie sehr gern... Ist das ne gute deutsche Band? Die
Leute lachen hier immer wenn man sagt, dass man sie gut findet...
T: Mag damit zusammen hängen, dass wir verstehen, was die da singen...
Ich hab die erste CD recht gern gehört, wegen des krassen Gitarren-Sounds,
ich glaub, die hat doch sogar der Meshuggah-Produzent gemacht...
C: Echt? Ich bewundere Meshuggah! Hab sie aber leider noch nie live gesehen...
T: Ich hab sie vor ein
paar Jahren als Vorgruppe von Hypocrisy gesehen und es war der Hammer. Ich dachte
die stehen nur still auf der Bühne und konzentrieren sich auf ihre Instrumente,
aber die sind voll abgegangen!
C: Hast Du Dillinger Escape Plan gesehen? Da frag ich mich auch immer, wie die
das machen? Der Typ schmeisst seine Gitarre wild um sich und spielt trotzdem
noch akkurat seine Parts! Bei Meshuggah bin ich immer fassungslos, wenn ich
den Drummer höre, ich glaub der Kerl hat zwei Gehirne oder so, denn was
er mit dem Oberkörper macht ist noch im Rahmen, aber die untere Körperhälfte...
Maschine, das grenzt an Mathematik, so heftig!
T: Laut Band-Info wart
Ihr auch schon mit Anathema unterwegs, wie war denn das so?
C: Das war ne komische Sache. Wir kamen grad mal wieder von ner US-Tour zurück
und es gab da wohl ein paar Missverständnisse zwischen unserem Label und
Anathema. Im Anfang haben sie also wohl gedacht, dass wir für den Ärger
verantwortlich waren, gegen später haben sie dann aber gemerkt, dass wir
doch nicht solche Deppen sind und es an unserem Label lag. Danach hats dann
gut geklappt, aber auch hier war das Publikum etwas überfordert mit uns.
Die haben mehr so Gothic-Fans...
T: Ich denke, dass die letzte CD von Anathema ganz gut mit Euch harmoniert
hätte, aber die Leute waren wohl auch stark wegen der alten Songs da...
C: Stimmt schon, es war trotzdem nicht so die beste Kombination, ist nicht viel
für uns gegangen...
T: Nicht mal ein paar Shirts verkauft?
C: Nee, war ganz schlecht...
T: Ok, wie geht's denn
nun weiter, Zukunftspläne?
C: Also nach der Tour werde ich erst mal schlafen und zwar ziiiiiemlich lange,
dann werden wir ein paar Festivals spielen, im September wird dann wieder getourt
und wir hoffen, dass wir dabei auch wieder Europa bereisen werden. Danach werden
wir dann mal an unser drittes Album denken. Da freuen wir uns auch schon drauf.
Wir haben sogar schon ein paar Songs fertig.
T: Schreibt Ihr auf Tour / im Bus?
C: Irgendwie schreiben wir immer, da bleibt immer was hängen wenn wir ne
Session haben, ein paar der Ideen haben wir auch schon akkustisch aufgenommen...
T: Na, das hört
sich doch gut an! Das wars dann auch soweit mit meinen Fragen. Danke für
das coole Interview und viel Erfolg weiterhin!
C: Danke Dir. Ich hoffe es ging mit meiner Stimme/ dem Verstehen, denn die ist
ziemlich am Arsch!
Dieser Artikel wurde 907 mal gelesen
Interview: Sehr ausführliches Interview mit der schottischen Ausnahmeband. (2007)
Review: Sleep and Release, 2003 (tj)
Review: Seclusion, 2004 (rg)
Review: My Heart Has A Wish That You Would Not Go, 2007 (tj)
Live-Review: 11.12.2003, Würzburg - AKW
Live-Review: 24.05.2003, München - Backstage
Live-Review: 14.12.2004, Stuttgart - Schoken
Live-Review: 20.02.2007, Nürnberg - Hirsch