. .
  • Darkest Hour

    Bilder/slide/darkestHour2014_slide.jpg

    Mit ihrem selbstbetitelten Album gehen Darkest Hour neue musikalische Wege. Die Scheibe ist sicherlich eine der interessantesten der ... more

    Darkest Hour
  • Mantar

    Bilder/slide/mantar_slide.jpg

    Mantar sind das erste deutsche Signing von Svart Records. Ihr Debüt „Death By Burning“ ist in der Szene eingeschlagen ... more

    Mantar
  • Beastmilk

    Bilder/slide/beastmilkslide.jpg

    Mit ihrem Album „Climax“ haben die Finnen von Beastmilk eine echte Überraschung vorgelegt. Von null auf wow sozusagen. ... more

    Beastmilk
  • Sahg

    Bilder/slide/sahg_slide.jpg

    Die Norweger von Sahg haben mit ihrem vierten Album “Delusions Of Grandeur” ein rundum starkes Werk in Sachen Prog-Metal ... more

    Sahg
  • Dave Hause

    Bilder/slide/DaveHauseSlide.jpg

    Dave Hause Dave Hause ist derzeit in aller Munde. Der Ex-Frontmann von The Loved Ones hat sich in den letzten ... more

    Dave Hause

 

Das neue Album von Cataract ist ein Lehrstück in Sachen Metalcore, daran lassen weder Fans noch Fachpresse Zweifel aufkommen. Ich traf Gitarristen Simon und Drummer Ricky nach ihrem Auftritt auf dem Summer Breeze Festival in Abtsgmünd zum Plausch. Wir suchten einen ruhigen Fleck in der kleinen Ortschaft die an diesem Wochenende von Metalfans überrannt wurde und plauderten über das neue Album, Metalcore und die Arbeitsweise der Band.

Lass uns doch erst mal über die Show gerade eben plaudern. Cataract als Band aus der Hardcore Szene auf dem Metal Festival Summer Breeze?Eindrücke? Emotionen?

S: Ich muss sagen, dass ich völlig überrascht bin. Ich fand es extrem gut. Das Vibe der Leute war sehr gut und ich bin auch mit uns zufrieden. Das war jetzt das zweite Mal, dass wir das neue Set mit den neuen Songs gespielt haben. Es war schon ein gutes Gefühl hier zu spielen. Die Reaktionen des gemischten Publikums waren sehr gut. Es hat Spaß gemacht zu spielen. An dieser Stelle muss ich mal dem Mixer ein Kompliment machen, der Sound auf der Bühne war sehr gut und man spielt schließlich selbst nur so gut wie man sich auch hört. Das war hier exzellent. Das wären mal meine Eindrücke im Moment.

R: Das kann ich nur unterschreiben. Es war super hier zu spielen. Vom Feeling her ist alles optimal gelaufen. Die Leute hier sind sehr nett und zuvorkommend. Das ist etwas völlig anderes als wenn man nur 20 Minuten bekommt um sein Zeug aufzubauen und total gestresst wird. Es war schon sehr cool all diese Leute zu sehen die uns zuhörten und dann auch so gut reagierten. Bis auf einen Handvoll Leute hat uns hier niemand gekannt und trotzdem machte das Publikum mit und hörte uns zu. Das ist schon überwältigend.

Ist das eine neue Erfahrung für euch vor einem fast reinen Metal Publikum zu spielen?

R: Nicht ganz, wir haben ja auch schon auf dem With Full Force gespielt. Allerdings im Hardcore Zelt. Das Festival hier ist schon Metallastiger, schau dir mal die ganzen True Metal und Viking Metal Bands an. So gesehen war es schon eine Premiere.

Was hattet ihr euch im Vorfeld erwartet?

R: Das ist immer so ne Sache mit den Erwartungen. Das ist immer riskant. Ich habe eigentlich immer nur Erwartungen an mich selbst. Ich versuche so gut wie möglich zu spielen und checke auch immer alles dreimal bevor es losgeht. An die anderen Jungs habe ich natürlich dieselben Erwartungen. Sie müssen alle wissen was sie tun und ihre Jobs richtig machen. Aber sonst eigentlich nicht. Ich bin zufrieden wenn wir ein gutes Set spielen. Wie wir dann beim Publikum ankommen ist eine andere Sache. Wenn wir gut ankommen ist das natürlich ein Bonus.

S: Er hat eigentlich schon alles gesagt. Ich habe eigentlich auch keine Erwartungen außer an mich selbst. Ich will unsere Musik, so wie sie auf CD ist, wiedergeben können und dabei einen ehrlichen Eindruck machen. Alles andere kann man nur hoffen. Dass man gut ankommt, dass die Leute dich mögen oder dass das Catering gut ist. Da habe ich nie Erwartungen da wir auch schon alles durchgemacht haben. Das was wir aber hier gesehen haben ist für uns wie im Paradies. Wir sind wirklich sehr dankbar den Organisatoren gegenüber.

Also gut?lass uns über eure neue Platte reden.

S: 6. September. Kaufen.

R: Tritt Arsch wie Sau.

Sie klingt wohl wieder etwas anders als ?The Great Days Of Vengeance?, ich würde sagen sie geht wieder mehr in Richtung Hardcore.

S: Das finde ich lustig. Du sagst jetzt sie sei Hardcorelastiger. Die Metaller allerdings sagen sie sei mehr in Richtung Metal als unsere alten Sachen, die Hardcore Kids finden sie ist mehr am Hardcore orientiert. Ich glaube wir haben mit der Musik einen Nerv getroffen der genau dazwischen liegt und beide Parteien anspricht. Das ist etwas das mich sehr befriedigt. Ich finde das cool. In all den Bands die wir bisher gemacht haben war es immer der Ansporn etwas zu machen was wirklich allen gefällt und zwischen den beiden Lagern liegt. Man kann das Rad nicht neu erfinden aber man kann versuchen mit seiner Musik etwas neu zu definieren. Ich denke das ist uns ganz gut gelungen. Ich glaub nicht, dass die Platte unbedingt Hardcorelastiger ist. Wir haben einfach die Elemente von Golem und der früheren Entwicklung genommen und weiter entwickelt. Wir haben vor allem gesagt, dass wir uns wieder mehr auf uns selbst besinnen und wieder mehr Cataract sein wollen. ?Great Days Of Vengeance? war ein zwar ein gutes Album aber eben ein für unsere Verhältnisse sehr experimentelles Album. Wir haben ganz klar unsere Grenzen erkannt. Wir wissen was wir können und was wir wollen und eben auch was wir nicht wollen. Diese Platte ist jetzt ein guter Start auf dem neuen Label, denn da ist alles drauf was Cataract ausmacht.

Wie war denn die Herangehensweise an die Platte?

S: Ich denke mal so locker wie nie. Oder?

R: Ja, lockerer und vor allem durchgeplanter. Bevor wir ins Studio gegangen sind haben wir Monate zuvor bereits bei einem Freund im Studio die Songs einfach mal eingeholzt und ein bisschen abgemischt. Ein Grund war natürlich um etwas in der Hand zu haben das man vorzeigen kann falls mal jemand fragt wie es denn so wird. Der wirkliche Zweck war aber, dass wir selbst wissen wie ungefähr unsere Songs einmal klingen werden. Außerhalb vom Proberaum. Wir haben uns dieses Mal wirklich überlegt was wir machen wollen. Wir haben diese Voraufnahmen gemacht und die nötigen Änderungen bereits im Vorfeld gemacht. Als wir dann ins Studio gegangen sind wussten wir zu 100% wie die Songs sein sollten. Wir waren insofern lockerer weil wir einfach schon früh eine Vorstellung vom Resultat hatten. Mit Tue Madsen hatten wir im Studio dann genau den Richtigen um das auch umzusetzen. Wir waren uns sicher, dass er unsere Vorstellungen umsetzen kann und es war nie im Hinterkopf hier und da vielleicht beim Mix noch was heraus zu schlagen. Bei den Aufnahmen wussten wir am Ende des Tages immer genau, dass wir genau das aus uns herausgeholt hatten was möglich war. Wenn ich mir die CD heute anhöre dann bin ich voll zufrieden. Früher war das zwar auch schon so. Ich denke, dass wir schon bei ?Golem? und auch bei ?The Great Days Of Vengeance? jeweils das Bestmögliche getan haben. Aber jetzt mit Tue zusammen konnten wir uns noch mal etwas steigern. Er hat Dinge aus uns herausgeholt die ich total Fett finde.

War die Entscheidung mit einem Produzenten zu arbeiten schon länger gefallen?

S: Ja, das war schon sehr früh klar. Ich hatte die ?2 Ton Predator?, die Live Platte von The Haunted und das ganze Zeug was Tue schon vor 2 Jahren gemacht hatte gehört und war damals schon beeindruckt. Einfach weil der Sound so natürlich klang. Jede der Bands klang nach sich selbst und war rotzig. Nicht so dieses klinische was man heute viel hört. Hör die neue A Perfect Murder an. Das ist zwar eine gute Platte aber die ist auch völlig durchgetrimmt. Da ist nichts mehr natürlich. Das mag ich nicht so sehr. Die Entscheidung ist dann auch ziemlich früh gefallen. Das war letzten Mai, also fast ein Jahr vorher. Wir haben Tue auch schon früh ins Songwriting einbezogen. Wir haben ihm die Demos geschickt damit er weiß wie wir klingen wollen. Das war ein riesiger Vorteil. Das Songwriting ging uns dieses Mal generell viel einfacher von der Hand. Nach ?The Great Days Of Vengeance? waren wir einfach an einem Punkt angekommen an dem wir genau wussten wie wir es machen müssen. Wir wussten was wir nicht machen wollten und was wir wollten. Sowohl für mich als auch Gregie. Als wir dann zu dritt die Basis der Songs gemacht haben hat auch Ricky uns viel besser verstanden. Es war einfacher und 100% Cataract. Deshalb waren wir auch so früh mit den Songs zufrieden.

War das bei ?The Great Days Of Vengeance? zäher?

S: Ja, das war manchmal schon ein Kampf, das müssen wir zugeben. Wir haben da viel umgestellt. Einige Schlagzeugbeats und den Gesang neu arrangiert. Das war die Zeit zwischen der Mini-CD und ?The Great Days Of Vengeance? in der wir uns neu definiert haben. Wir mussten uns neu positionieren und uns finden. Da muss man dann halt mal Songs mit Keyboards schreiben oder welche die einfach anders klingen. Man muss sich diversifizieren damit man herausfindet was man will und was nicht. Dann hat man auch seinen Stil wieder gefunden. Als wir nach dem Sommer wieder in den Proberaum gegangen sind hat einfach alles gestimmt. Jeder wusste wie es sein muss. Der Mindset hat wieder gestimmt, aber man muss sich selbst herausfordern.

Du hast vorhin gesagt, dass man das Rad nicht neu erfinden kann. Es gibt derzeit ja viele Bands die einen ähnlichen Stil verfolgen wie ihr. Das ganze Metalcore Ding was derzeit ja zu einem vermeintlich neuen Trend stilisiert wird.

S: Ja das ist so ne Sache. Der Sound an sich ist ja wirklich nichts Neues und es war nur eine Frage der Zeit bis er so viel Aufmerksamkeit bekommt. Earth Crisis gab es schon früh oder auch ?One Voice? von Agnostic Front oder ?Cause For Alarm? der Sound war wirklich schon fast immer da. Es ist nur so, dass jetzt der Punkt gekommen ist an dem die Leute erkennen, dass auch ein kommerzielles Potential in dieser Musik steckt. Die Bands waren nicht auf einmal da und waren ein total neues Ding. All die Band gibt es schon seit 1996 und auch wir haben uns nicht erst gestern gegründet. Es ist lediglich für die Metal Kids etwas Neues. Darum wird es im Metal Umfeld auch so gehyped. Wir haben eher diesen Thrash Metal Einfluss bei dem die Metal Kids sagen können: ?Ja, das gefällt uns auch?. Die werden jetzt auch offener. Das braucht eben seine Zeit. Ich glaube nicht, dass es jetzt unbedingt ein Hype ist, es ist einfach gerade das coole Ding.

Na ja, es werden schon viele Bands aus diesem Bereich stark gepusht. Was natürlich nichts Schlechtes ist.

S: Das stimmt schon, aber Verglichen mit den richtigen Metalbands ist dieser Push immer noch sehr klein. Jeder der einen Hardcore Background hat muss erkennen, dass der Lebenszyklus von Metalcore innerhalb der Hardcore Szene am Ende angelangt ist. Man kann sich nicht mehr neu erfinden. Wer spielt nicht Metalcore zurzeit in der Hardcoreszene? Da gibt es wenige Bands. Es gibt nur noch Metalcore und Oldschool und vielleicht noch ein paar Emobands wie It Dies Today oder Hopesfall was im Grunde auch nur soft gespielter Metalcore ist. Ich denke da ist irgendwo mal eine Grenze. Da muss einfach mal eine Neuausrichtung kommen damit auch neue Kids dazu kommen. Das ist für mich eine normale Entwicklung und nichts Spezielles.

R: Die Frage kommt in letzter Zeit häufiger: ?Was sagt ihr zu dem aktuellen Metalcore Trend??. Ich möchte das Ganze eigentlich nicht als Trend bezeichnen aber es ist schon klar was damit gemeint ist. Die ganzen großen Labels wie Century Media oder Roadrunner nehmen jetzt alle diese Bands unter Vertrag und hauen sie raus. Im Metal Hammer und im Rock Hard gibt es ein Who-Is-Who des Metalcores. Metalcore für Dummies damit es jeder begreift. Das ist aber doch im Grunde dasselbe was damals mit dem Death Metal passiert ist. Entombed sind groß raus gekommen und es wurden all die Bands wie Unleashed oder Dismember die es schon lange gab, vom Fleck weg unter Vertrag genommen. Das gleiche ist auch im Black Metal passiert als Dimmu Borgir so erfolgreich waren. Dann hat man eben seinen Trend. Das ist klar, es ist einfach Business. Die Labels wollen natürlich auch Geld verdienen und die angesagten Bands unter Vertrag haben. Das sollen sie ja auch es ist schließlich ihr Job. Die Leute finden die Musik cool und wollen sie hören. Der Job der Labels ist es ihnen diese Musik zu liefern. So ist das einfach. Man kann das als Trend bezeichnen. Soweit würde ich aber noch nicht gehen. Davon kann man dann reden wenn jede halbgare Band einen Plattenvertrag bekommt die irgendwie ein Slayerriff klauen und nachspielen kann oder Stop and Go Breakdowns spielen kann. Im Black Metal ist es halt so, dass diese ganzen symphonischen Black Metal Bands die so klingen wie Dimmu Borgir vor sechs oder sieben Jahren heute wahllos heraus gehauen werden.

S: Die Labels werden hoffentlich auch daraus gelernt haben und diese Sache jetzt zu irgendwie überpushen. Noch mal zu den Berichten, das neue Rockhard ist ja ganz extrem. Aber das muss man auch mal von der anderen Seite sehen. Geh hier auf dem Summer Breeze mal rum und suche einen der eine Ahnung hat von Metalcore. Da wirst du wenige finden. Wir die hier sitzen sind damit aufgewachsen, aber die anderen, die von der anderen Seite kommen, haben keine Ahnung. Wenn die jetzt diesen Artikel lesen finden sie das voll cool, wissen genau welche Bands sie mal anhören sollten und merken dass es die Szene schon lange gibt. Ich finde das überhaupt nicht negativ. Vieles was da negativ hineininterpretiert wurde kommt doch von Leuten die neidisch sind. Neid wird es immer geben.

Die Neider sind ein gutes Stichwort. Ich kann mir vorstellen, dass ihr durch euren Wechsel zu Metal Blade ebensolche auf den Plan gerufen habt.

R: Als Band hatten wir das Ziel weiter zu kommen. Es war nie unser erklärtes Ziel bei Metal Blade zu unterschreiben und auf dem Summer Breeze den Leuten in den Arsch zu treten. Wir wollten an Anfang einfach mal ein Demo machen, dann ne Platte und so weiter. So hat sich das Schritt für Schritt entwickelt. Man braucht immer ein Ziel vor Augen sonst verliert sich das Ganze. Man verliert das Interesse. Warum sollte man sich noch über verstopfte Autobahnen quälen um dreißig Minuten spielen zu können wenn man alles erreicht hat und einen gewissen Punkt nicht überschreiten darf. Dann kann man aufhören. Wenn die Leute nur aus Spaß ihre Band haben wollen und nie irgendwo landen wollen, dann ist das OK. Aber es ist einfach nicht unser Ding. Wir machen jetzt seit 1988/89 zusammen Musik. Da will man nicht ewig die Kellercombo bleiben sondern auch mal etwas erreichen und schauen wie weit man kommt.

S: Spaß haben wir aber trotzdem auch immer wenn wir unterwegs sind. Sonst wären wir nicht seit fast sechs Jahren dieselbe Band. Das steht außer Frage bei uns. Sonst gibt es dauernd Lineupwechsel wenn es nicht so ist. Ansonsten ist es aber schon so, dass es immer ein neues Ziel gibt bei uns. Man will immer was herausholen. Die Welt ist so weit offen. Das ist wie im Berufsleben oder sonst wo. Wenn man eine Beziehung abgeschlossen hat macht man es das nächste Mal auch anders. Das hat nichts mit Sellout oder so zu tun. Das ist einfach eine natürliche Weiterentwicklung.

Gibt es so was wie ein Endziel oder der große Traum den man sich erfüllen will?

S: Nein das gibt es nicht.

R: Es geht immer weiter.

S: Ein Traum ist mit dem Wechsel zu Metal Blade erfüllt worden. Ich habe die CD ja schon zuhause und schau sie jeden Tag an. Ich habe eine riesige Freude daran. Wir sind mit Bands von Metal Blade aufgewachsen. Das ist schon ein cooles Gefühl wenn man auf einer Slayer CD das Metal Blade Logo sieht und deine Band jetzt, auch wenn es 20 Jahre später ist, eben auch dieses Logo auf der CD hat. Das ist für mich nicht einfach eine neue CD, sondern schon etwas ganz spezielles. Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen und ich versuche das jetzt auch zu leben und versuche den Traum so gut wie möglich umzusetzen. Da steckt auch viel Arbeit drin. Es kommen jetzt wieder ganz andere Ziele in den Vordergrund. Man kann jetzt versuchen professionellere Touren zu planen. Als Band hat man einen ganz anderen Ansporn zu proben. Du weißt, du hast gute Reviews bekommen und das ist natürlich cool. Da lohnt sich das Proben gleich noch viel mehr. Man kann auch wieder anderes Merch machen. Es gibt viele kleine Sachen an die man denkt und die einfach Spaß machen. Aber ein großes Ziel fällt mir gar nicht ein. Vielleicht mal auf einer großen Metal Tour zu spielen, aber viel weiter möchte ich da gar nicht gehen.

R: Wenn die CD jetzt wie eine Bombe einschlägt kann man sicher andere Ziele in Angriff nehmen. Wenn die Platte floppt muss man sich überlegen was wir falsch gemacht haben oder ob wir im falschen Markt sind. Das wird sich zeigen wie das sich entwickelt. Die CD kommt jetzt auch in Japan raus. Das wäre doch der Hammer dort mal auf Tour zu gehen. Wir kennen Band bei denen das schon in Erfüllung gegangen ist. Settle The Score, Caliban und Born From Pain waren dort. Das wäre ein Ziel das wir vor Augen haben. Da kann ich zu meiner Mama gehen und ihr sagen, dass ich in Japan auf Tour gehe.

Und wie findet deine Mama eure Musik sonst so?

R: Oh...katastrophal. Nö, die findet das schon super, dass ich das mache aber mit dem Gesang kann sie halt nichts anfangen. Das ist generell immer wieder das was ich höre. Auch die Leute von der Arbeit. Die finden die Musik ja schon super, sagen sie immer, aber warum muss der jetzt so brüllen? Meine Mutter war auch schon auf Konzerten von uns, aber wohl eher aus mütterlichen Motiven.

Wie geht es eigentlich mit euren Jobs weiter, stehen die zur Debatte?

S: Haha...das fragt uns jeder. Musik ist unser Hobby wir machen das nicht um Kohle zu verdienen. Wir lieben Musik, sonst würden wir nicht 16 Stunden nach Dänemark fahren um ein Festival zu spielen und wieder zurück. Wir sind jetzt alle zwischen 26 und 33 und einfach vernarrt in die Musik und finden unsere Band cool. Wir machen das aus Spaß. Falls irgendwann mal einer kommt und uns sagt, dass wir 250 000 CDs verkauft haben und wir aufhören können zu arbeiten wäre das natürlich cool.

Ich meinte jetzt gar nicht so den finanziellen Aspekt sondern eher den zeitlichen. Es ist sicher immer einen Konflikt wenn man auf Tour gehen will.

S: Ja, das wird immer so ein. Man muss einfach Kompromisse machen und sich mit seinem Chef zusammensetzen und ihm zeigen was man bisher erreicht hat und was man machen könnte. Ich habe das bei meiner Stelle schon gemacht in weiser Voraussicht, dass Touren anstehen könnten. Die verstehen das. Die sehen auch dass wir in großen Musikmagazinen sind. Rockstar ist beispielsweise ein Schweizer Heft das überall ausliegt. Da kommt man normalerweise nicht so leicht rein. Da sind Bands wie Prodigy und so drin. Wir hatten ein Feature auf Seite 13 und die jubeln uns ab. Die Arbeitgeber erkennen das auch. Auch wenn sie die Musik vielleicht nicht verstehen aber sie sehen die Größenordnung in der sich das bewegt. Bei mir verstehen sie das. Aber das ist natürlich schon ein Punkt über den man sich Gedanken machen muss. Die Jobs aufgeben werden wir wohl nicht. Angenommen wir würden ein Angebot bekommen die Ozzfest Tour zu spielen, um mal ein extremes Beispiel zu machen. Das wäre für mich keine Frage. Dafür würde ich alles hinschmeißen. Da habe ich kein Problem damit. Denn das wäre eine Chance die man nie mehr im Leben bekommt. Sagst du das ab ist es gelaufen, das kommt nicht mehr. Da muss man realistisch abwägen was man macht. Aber für solch eine Gelegenheit würde ich alles hinschmeißen und ich denke das würde jeder in der Band so handhaben. Das steht aber im Moment gar nicht zur Debatte. Im Moment verwenden wir unseren Urlaub um auf Tour zu gehen. Es wäre auch völliger Unsinn jetzt einen auf Rockstar zu machen. Das darf Danzig machen, wir nicht.

Denkt ihr es ist grundsätzlich schwerer als europäische Band international etwas zu reißen?

R: Hmm...das kommt ganz drauf an wo genau. Mit den USA ist es so, dass man die Band die aus unserem Sektor dort drüben auf Tour sind an einer Hand abzählen kann. Woran das genau liegt weiß ich auch nicht. Wenn man sich die europäischen Bands aus dem Metalcore Sektor anschaut dann können die vom Energielevel und von der Professionalität den amerikanischen Bands auf jeden Fall das Wasser reichen. Die Amis spielen vielleicht noch ein bisschen metallischer und vertrackter. Bands wie Unearth, Killswitch Engage oder Dillinger Escape Plan treiben die ganze Sache noch etwas weiter. Aber wenn man mal schaut wie beispielsweise Heaven Shall Burn auf Festivals abgefeiert werden wird klar, dass man nicht unbedingt eine Ami Band braucht. Früher war es ja so, dass die Touren in Europa vor allem dann gut gelaufen sind wenn eine Ami Band dabei war. Wenn wir eine Show gemacht haben und es sollten viele Leute kommen haben wir eine Ami Band drauf gebucht. Aber ich finde, dass sich dieses Blatt in Europa vielleicht nicht gewendet hat, aber jetzt in ein Gleichgewicht gekommen ist. Es gibt viele Band in Europa die viele Leute ziehen und auch mindestens so gut sind wie amerikanische Bands. In den USA dominieren eben die Ami Bands. Diejenigen die dann herüber kommen haben dann natürlich einen Popularitätsvorsprung. Das ist aber nur ein kleiner Teil von Bands die wir hier überhaupt mitbekommen. Dort gibt es mit Sicherheit noch mal viel mehr Bands. 10% davon bekommen wir hier vielleicht mit. Wenn man in den USA was reißen will braucht man vor allem jemanden der einem hilft.

S: Das stimmt. Man braucht jemanden der sagt, dass deine Band cool ist. Wenn Jamie Hatebreed dort drüben sagt, dass diese oder jene Band cool ist, verkaufen die gleich mal 50.000 CDs. So läuft das in den USA. Ohne das hat man verloren. Die Amis kümmern sich doch nicht um eine europäische Band, die haben so viele eigene Bands. Wenn man 240 Millionen Einwohner hat ist auch klar, dass es viele Band gibt. Über die Erziehung und die Entwicklung der amerikanischen Kids will ich jetzt gar nicht viel referieren. Das ist aber absolut logisch. Wenn man dort Erfolg haben will muss man doppelt so gut sein wie alle anderen. Ohne einen Hype funktioniert das nicht. Schau dir Caliban an. Sie gehen dort zwar auf Tour aber sie bleiben immer auf demselben Level. Alle Bands die Groß geworden sind hatten einen Protege. Japan ist etwas ganz anderes. Da geht es nur darum ob sich die CD verkauft. Ob wir mit unserer Musik zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Für uns ist Europa aber der primäre Markt.

R: Hier spielen wir ja auch die ganzen Konzerte hier können wir innerhalb von einem Wochenende fast überall hinkommen. Als wir in den Staaten waren und die kleine Tour gemacht haben, sprachen wir auch mit vielen Leuten. Die meinten alle, dass wenn man in den Staaten Erfolg haben will muss man für 6 Monate rüber gehen und jeden Abend Shows spielen. Dann ist es aber noch lange nicht gesagt, dass die Leute dich auch cool finden. Am besten braucht man noch ein Image wie Slipknot damit die Amis das auch fressen. Amerika funktioniert ganz anders. Die Einstellung zu Hardcore ist drüben auch ne ganz andere als hier. Es gibt da Leute die fragen ob wir auch langsame Parts spielen einfach damit sie moshen können. Es interessiert sie einen Scheiß wer genau diese Band jetzt ist, Hauptsache sie können moshen.

Noch mal zurück zum Album...hatte Tue Madsen eigentlich auch Einfluss auf das eigentliche Songwriting?

S: Nein, das stammt komplett von uns. Er hat ein paar Effekte beigesteuert und sich primär nach unseren Vorgaben um den Sound gekümmert. Da sind wir auch stolz drauf. Das können wirklich wenige von sich behaupten.

R: Er hat auch in gewisser Weise einen Produzenten Job gemacht. Ich hatte beispielsweise zwei Möglichkeiten einen Part zu spielen und ihn nach seiner Meinung gefragt. Es hilft eine zweite Meinung von einem Typen zu bekommen der über reichlich Erfahrung verfügt. Er hat einfach eine andere Sicht auf die Dinge und etwas mehr Abstand. Solch einen Einfluss hatte er schon. Einen Song haben wir beispielsweise zehn Mal aufgenommen weil es einfach nie funktioniert hatte. Er hat dann auch gemeint, dass wir das noch besser machen könnten. Da haben wir es am nächsten Tag wieder probiert und etwas variiert. Dann hat es funktioniert. Wenn man als Band etwas so oft versucht tendiert man dazu es einfach mal als gut zu deklarieren. Er war da aber sehr hartnäckig und hat erst aufgehört als es wirklich gut war.

S: Der Kerl hat auch echt Nerven. Er war immer sehr cool und hat uns halt gesagt wenn wir etwas noch mal spielen müssen. Wenn wir den Song nicht hinbekommen haben machten wir einfach mit einem anderen weiter und haben ihn später noch mal probiert. Dann hat es auch meistens geklappt. Insofern hatte er also schon Einfluss und dafür sind wir auch sehr dankbar.

R: Man hat einfach gemerkt, dass er genau weiß was er macht. Wir hatten immer bis ca. sechs Uhr aufgenommen, danach war Schluss und wir haben etwas anderes gemacht. Wir hatten aber nie Zeitdruck. Im Gegenteil wir hatten Zeit zu experimentieren und danach sogar noch nen Tag Zeit um shoppen zu gehen. Wir haben ein bisschen mehr als zwei Wochen aufgenommen. Wir wussten was wir wollen und hatten die Songs komplett fertig. Wir waren uns auch sicher, dass Tue genau der Richtige ist um das umzusetzen.

Wie steht es mit den Texten? Welche Themen behandelt ihr?

S: Ich denke die Texte sind wieder ein Stückchen düsterer geworden. Gleichzeitig auch realistischer und direkter. Ich würde sagen, dass wir die Art wie wir die Texte schreiben in den letzten Jahren immer weiter verbessert haben. Man muss auch erst lernen wie man am besten die Texte zu seiner Musik schreibt. Die Themen sind aber dieselben geblieben. Sie wiederholen sich immer, weil auch die Menschheit immer dieselben Probleme hat. Man lernt ja nicht aus der Vergangenheit. Es gibt zwei, drei Themen die wir auf fast jeder CD angesprochen haben und uns sehr am Herzen liegen. Die Ganze Medienlandschaft, die finden wir nicht wirklich cool. Das sieht man gerade am Beispiel des Irakkrieges. Was da an Berichterstattung läuft darf nicht wahr sein. Es gibt auch Themen die man ansprechen muss wie zum Beispiel, dass jeder sich erstmal um sein eigenes Leben kümmern soll und es in Ordnung bringen muss bevor man jemand anderem in den Garten pisst. Viele Leute kümmern sich eher um die Probleme anderer als um seine eigenen, das ist schließlich viel einfacher. Die Palette der Texte ist noch dieselbe, von sozialpolitisch bis persönlich. Es ist immer noch Cataract. Wir haben auch wieder die Erklärungen zu den Texten in der CD. Beim letzten Album war das aus Platzgründen nicht möglich. Deshalb haben wir eine Webseite gemacht auf der die Erklärungen hatten.

Zum Schluss noch eine Frage. Woher kommt denn das Sample aus dem Titeltrack?

R: Das können wir jetzt nicht sagen. Nur soviel, wir haben bei Tue sämtliche Videos durchgeschaut und sind dabei auf etwas gestoßen das wir haben wollten.

S: Jeder in der Band kennt es und liebt es. Ich denke auch, dass viele die hier rumlaufen wissen aus welchem Film das Sample kommt.

Noch letzte Worte?

R: Vielen Dank.

S: Jeder der uns Unterstützen will und Spaß an harter Musik hat soll unser Album kaufen.

Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.

Dieser Artikel wurde 757 mal gelesen

Download: Denial Of Life, MP3
Download: Nothing´s left, MP3
Download: Nothing´s Left, Video
Download: The Separation Of Life And Time, MP3
Interview: Email Interview mit Sänger Fedi (2003)
Interview: E-Mail Interview mit Gitarrist Simon zum Stand der Dinge (2002)
Interview: Interview mit Fedi, Sänger von Cataract (2005)
Interview: Interview mit Gitarrist Simon zum neuen Album Kingdom. (2006)
Interview: Interview mit Fedi zum neuen Album und dem Split mit Simon. (2008)
Review: Great Days Of Vengeance, 2003 (rg)
Review: With Triumph Comes Loss, 2004 (rg)
Review: Kingdom, 2006 (rg)
Review: dto., 2008 (tj)
Review: Killing The Eternal, 2010 (rg)
Live-Review: 05.04.2005, Wil - Remise
Live-Review: 17.10.2008, Stuttgart - Kulturhaus Arena
Live-Review: 11.04.2009, Wil (CH) - Remise