Hier ein kurzes E-Mail Interview, das ich mit Simon, Gitarrist der Schweizer Metalcore Formation Cataract, geführt habe.
Ihr habt kürzlich eure neue EP Marty´s Melodies veröffentlicht. Was kannst du zu der EP sagen?
Ursprünglich
ist die MCD als 7inch geplant und released worden. Diese Idee entstand aufgrund
der US Tour vom letzten Jahr. Aaron von Bane/Converge hat uns gefragt, ob wir
was bei ihm rausbringen möchten auf die Tour und das haben wir dann getan.
Es war eigentlich nie die Rede, die Songs auch auf CD zu pressen bis Stefan
auf uns zukam.
Heute sind wir froh, dass wir das gemacht haben und die Songs auch auf mcd erhältlich
sind. Es zeigt ganz gut den Weg von unseren ersten Releases über "Golem"
bis zu dem was kommen wird.
Gibt es bei Marty´s Melodies einen Thematischen Zusammenhang der Songs?
Im
Sinne von einem Konzeptalbum sicher nicht. Wir versuchen einfach immer ein Grundthema
einer Platte zu unterlegen und uns den einzelnen Facetten anzunehmen, die es
darin gibt. Und wenn du dir die Probleme der heutigen Welt mal anschaust, haben
viele den selben Hintergrund.
Wichtig ist einfach, dass ein Release einen Fluss hat, sowohl bei den Songs,
bei den Lyrics als auch beim Artwork.
Hatte der 11. September einen Einfluss auf die EP, oder war diese Idee schon länger in eueren Köpfen?
Die Texte sind vor diesem schrecklichen Ereignis entstanden. Das Thema ist auf all unseren Releases vertreten. No Gods - No Masters heißt es bei uns allen und dafür kämpfen wir. Mit diesem Ereignis hat man gesehen was religiöser Glaube anrichten kann. Oder sag Du mir mal einen Tag in der Weltgeschichte, an dem kein Krieg herrscht in dem Glaubenskonflikte involviert waren.
Eure Linernotes in den Platten zeigen, dass euch Texte sehr wichtig sind. Warum sind euch diese Erklärungen wichtig?
Texte zu lesen/interpretieren ist schwierig. Jeder Mensch versteht Worte in einem Kontext ein bisschen anders. Und bei Texten werden meistens nur Phrasen des Kernthemas gesungen, aber der Rahmen dazu wird nicht erklärt. Wir versuchen dem Hörer/Leser unsere Gedanken, den Werdegang des Textes klar aufzuzeigen. Ihm klar zu verstehen geben, was wir sagen wollen. Das ist wie in einer Diskussion, drückst du dich nicht richtig aus, verstehen es alle nur zum Teil, falsch oder gar nicht. Und das wollen wir nicht. Jeder sollte zu dem stehen was er denkt und sagt. Das versuchen wir zu machen.
Auf der EP ist auch zum ersten Mal Fedi als neuer Sänger zu hören. Wie hat er sich in die Band eingefügt?
Hervorragend. Alles geht leichter und die Band ist eine Einheit geworden. Nur wenn du zusammen probst, zusammen Freunde bist, etc. kann eine gute Hardcore-Band funktionieren. Basis ist immer noch Freundschaft. Fedi ist genau der Typ, der uns gefehlt hat. Er hat das Charisma der band in sich und trägt es nach außen. Ich bin froh, ihn in der band zu haben. Zum zweiten hat sich seine Stimme wunderbar in unseren Sound eingepasst. Das ist auf der EP natürlich noch nicht so zu hören, wie es beim neuen Release sein wird. Er arbeitet mit an den Songs und kommt wie wir proben. Das ist wichtig. Eine Einheit zu sein ist das wichtigste.
Die EP erschien über Lifeforce, Golem erschien über Ferret. Das sind beides renommierte Labels in der Szene. Wie kamen die Deals zustande?
Carl Ferret kenne ich schon seit der Endeavor Tour 97 als er so quasi der Roadie war und Stefan auch schon ewig. Wir kannten somit beide " Labelbosse " schon vor dem richtigen Start der Band und waren natürlich froh, als sie uns angefragt hatten etwas rausbringen zu können. Mit beiden Labels ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Ich weiß, dass du kein Freund von den Hardcore Stereotypen bist. Was stört dich daran?
Hahahaha.
Woher weißt Du das ? Ja, das stimmt. Individualität macht einen Menschen
aus und nichts anderes. Ich finde gewisse Entwicklungen in der Musik, Mode,
etc. auch gut, aber man sollte sich immer treu bleiben. Die Hardcore Szene ist
oftmals ein Pool für solche, die nicht wissen was, wo, wie in ihrem Leben
oder nie Teil von etwas waren oder einfach den gewissen Kick von etwas suchen,
dass andere nicht machen. Das ist nicht negativ gemeint, sondern zielt auf fehlenden
Selbstbewusstsein oder ein gewisses "anders sein". Es ist nirgends
so einfach Idolen nachzueifern wie im Hardcore. Und es ist nirgends so elitär
wie in der Hardcore-Szene. Viele Benutzen diese " Codes " um Teil
zu sein und passen sich deshalb in ein Schema, das ihnen nicht entspricht oder
halt nur für eine gewisse Zeit. Dies führt dann zu den vielen "
Drop-outs " oder " Sell-outs ".
Viele sehen nicht, dass es die Person selbst ausmacht, ein Teil dieser Szene
zu sein, sondern sie kaschieren die eigenen Person mit dem " Coolness-Faktor
" der jeweiligen Hardcore-Musik-Richtung der sie sich zugehörig fühlen.
No gods - no masters wie gesagt. Hardcore ist eine Lebenseinstellung.
Wie stehst du zu der Tatsache, dass Bands wie "Hatebreed" in den Staaten in die Charts einsteigen und "Poison the Well" zu einem Major gehen?
Ich
finde das gut. In diesem Fall kenne ich beide Bands persönlich und mag
es beiden gönnen. Sie haben immer gemacht, was sie für richtig hielten
und sind einfach ihren Weg gegangen. Solange du das beherzigst und dir nicht
vorschreiben lässt was du zu sagen hast, was für Musik du machen musst,
etc. spielt es keine Rolle auf welchem Level, du das machst. Man muss sich einfach
dabei überlegen, ob man so einen Industrie-Giganten als Hardcore-Band unterstützen
sollte oder nicht. Wir hätten da ein Problem damit.
Zum zweiten bringt das der Hardcore-Szene wieder viele neue Gesichter, was viele
als negativ erachten, ich aber sehe darin eine Aufgabe für alle die Hardcore
leben.
Wie war es auf dem Full Force? Erzähl mal ein bisschen.
Oooohhhh,
alle die nicht da waren sage ich: "Pech gehabt". Ich würde mal
sagen, das war eines DER Erlebnisse in unserem Leben. Wir haben wirklich so
eine Rockstar-Scheisse erwartet, aber es war alles andere als das! Ich hatte
selten so viele nette Leute im Backstagebereich getroffen wie da. Alle waren
extrem hilfsbereit, das Essen war super, das Konzert selbst ein riesen Spaß.
Es war schon ein gutes Gefühl mal vor so vielen Leuten, mit so einer riesigen
Soundanlage sein bestes zu geben.
Auch die anderen Bands waren durchwegs gut. Es war einfach lustig anzusehen,
was den Leuten sonst noch als " HC-Bands " verkauft wurde. Slayer
waren eine Offenbarung. Dave Lombardo hat der Band 10 neue Leben eingehaucht.
Die haben alles weggeblasen! Heaven Shall Burn waren ebenfalls extrem gut und
kamen sehr gut bei den Leuten an. Das hat mich persönlich sehr gefreut.
Das einzige, was wirklich scheiße war, waren die verdammten Nazis.
Wo liegen eure musikalischen Einflüsse?
Da gibt es ein breite Palette und man muss trennen zwischen musikalischem und
lyrischem Einfluss.
Musikalisch reichen unsere Einflusse von Converge, Hatebreed über Cannibal
Corpse und Slayer bis hin zu Born Against oder Rorschach.
Lyrisch gibt es da verschiedene Einflüsse wie Tagesgeschehen oder Bücher
von Nitzsche, über die Evolution, etc. oder Filme wie "A Simple Plan"
oder Discovery-Channel Sendungen, etc.
Wo
siehst du selbst die Band? Eher Metal oder eher HC? Ist das überhaupt wichtig?
Textlich im Hardcore, musikalisch ist mir das egal. Die Wurzeln liegen ganz
klar im Hardcore, aber du kannst doch einem Gitarristen nicht vorschreiben wie
er sein Instrument spielen soll. Ehrliche Musik hat keine Schublade.
Wie ist es um HC in CH bestellt?
Die Frage wird mir oft gestellt :o)). Ich finde die Szene gut und sehr aktiv. Wir haben viele coole Bands wie Prejudice, Shora, Cwill, Snitch, Px-Pain, Wounds Left Deeper oder Crush My Calm. Hinzu kommen viele gute Konzertorte und Promoter, die wirklich enthusiastisch Shows organisieren. Wir haben auch Vertriebe wie 83 oder Prawda, die einen wirklich guten Job machen und alles was dein Herz begehrt anbieten. Wir haben eine gesunde und gute Szene.
Wie sehen eure Zukunftspläne aus?
Hauptgewicht liegt ganz klar auf der neuen CD. Die Aufnahmen beginnen Ende September. Alle Lieder stehen soweit. Wir beginnen jetzt mit der Feinarbeit, Overdubs, etc. Viele Konzerte spielen wir da nicht bis Ende des Jahres. Und dann mal schauen. Die CD ist der Hauptfokus bis ca. März 03. Da ist sie dann draußen.
Wisst ihr schon über welches Label?
In Europa sicherlich über Lifeforce.
Irgendwelche letzten Worte?
Vielen Dank für das Interview. Falls jemand schreiben oder Infos möchte,
unter www.cataract.ch findet Ihr alles.
Vielen Dank an alle Leser. Support your local scene. Keep it up. Cataract'02.
Das
Interview wurde von Rolf Gehring geführt.
Dieser Artikel wurde 722 mal gelesen
Download: Denial Of Life, MP3
Download: Nothing´s left, MP3
Download: Nothing´s Left, Video
Download: The Separation Of Life And Time, MP3
Interview: Email Interview mit Sänger Fedi (2003)
Interview: Ausführliches Interview mit Gitarrist Simon und Drummer Ricky zur neuen Platte (2004)
Interview: Interview mit Fedi, Sänger von Cataract (2005)
Interview: Interview mit Gitarrist Simon zum neuen Album Kingdom. (2006)
Interview: Interview mit Fedi zum neuen Album und dem Split mit Simon. (2008)
Review: Great Days Of Vengeance, 2003 (rg)
Review: With Triumph Comes Loss, 2004 (rg)
Review: Kingdom, 2006 (rg)
Review: dto., 2008 (tj)
Review: Killing The Eternal, 2010 (rg)
Live-Review: 05.04.2005, Wil - Remise
Live-Review: 17.10.2008, Stuttgart - Kulturhaus Arena
Live-Review: 11.04.2009, Wil (CH) - Remise