Harmful - Sis Masis
„Ein Album voller Pop“ behauptet das enthusiastische Info, das der Promo beiliegt, „Ball flach halten!“ würd ich sagen. Sischer, dat is dat „poppigste“ Album der Hessen, aber „Seasons in the Abyss“ ist auch das „poppigste“ von Slayer, kommt aber trotzdem erstaunlich selten im Radio ... Wobei der Kiefer schon erst mal gen Boden rauscht, wenn nach dem zarten Gitarren-Intro „sis“ der erste Song „The Art of Rebellion“ in die Vollen geht – mit launigen Uhhh-Uhhhh-Vocals, die eher an Brit-Pop als an Noisecore denken lassen und mit spartanischen Bumm-Zack-Drums aufwartet – was nichts daran ändert, dass das hier klar Harmful ist. Ebenso der nächste Song „Interiors“, der zwar in altbekannter Form pumpend groovt, jedoch mit arabisch anmutenden Streichern und Bläsern überrascht und gefällt. Ganz gross auch die Ballade (!) „Sadness“, sehr zärtlich instrumentiert, mit dezenter Orgel im Hintergrund und tieftraurig weil wohl Beziehungs-Leid-geprüft. Über die Jahre hat sich die Band stets entwickelt, addierte neue Elemente, näherte sich gesanglich mehr und mehr der Melodie und somit der eigentlichen Bedeutung des Wortes und behielt dabei stets ihren Charakter: straighte Gitarrenmusik mit viel Groove, Herzblut und einer gesunden Portion Härte und Aggression. Diese Politik der kleinen, authentischen Schritte macht ein neues Harmful-Album stets zu einer interessanten und spannenden Angelegenheit. Das ist auch mit dem neuen Album nicht anders, nur ist aus dem erwarteten weiteren kleinen Schritt ein riesiger Satz geworden! „Schuld“ daran dürfte einerseits der Produzent Kurt Ebelhäuser (Blackmail), der der Band den Weg und Mut zum Pop gewiesen hat, und der Labelwechsel zu den Herzblutschaffenden Nois-O-Lution sein. „Neue Platte - neues Label!“ hieß es ja in der Vergangenheit meist für das Trio, bleibt zu hoffen, dass sie jetzt angekommen sind und es sich um eine langfristige Zusammenarbeit handelt. Die Band traut sich unter Ebelhäuser mehr, experimentiert viel mit Sounds und kommt oft erstaunlich schnell auf den (Refrain-)Punkt, mehr Blackmail/Slut als Helmet also, steht den Dreien aber prima und ich nominiere „Sis masis“ jetzt schon mal für die Wahl zum Album des Jahres. Gebrochen haben sie auch mit der bisherigen Artwork-Tradition, somit fällt das Album auch schon rein äußerlich aus der Reihe seiner fünf Vorgänger – was zwar schade ist, dafür kommts aber im schicken Digipack. Wenn ich unbedingt müsste, was ich eigentlich weder kann noch will, dann würde ich die folgenden zwei Tracks hervorheben und als Anspieltipps empfehlen: „Interiors“ asl Beispiel für die neuen Elemente und „What you will find is“ als Trademark-Brocken. (tj)