
V.A. - No Room For Rockstars
Was ist die größte und coolste Punk-Rock Tour auf dem Planeten? Klar, die Warped Tour. Die Tour, auf der alles was Rang und Namen im Punk und Hardcore Bereich hat, spielt und die jedes Jahr durch die USA zieht. Eine Dokumentation über dieses Event zu machen ist prinzipiell eine gute Idee. Das dachten sich auch Skate-Legende Stacy Peralta und seine Kumpels Agi Orsi und Parris Patton und begleiteten die 2010er Ausgabe der Tour mit einer Kamera. Dabei ist allerhand an Behind-The-Scenes Material zusammen gekommen und die Doku zeichnet ein teilweise interessantes Bild der Tour. Vermutlich nicht unbedingt das, welches man gezeichnet haben wollte. Es entlarvt nämlich, wie unglaublich kommerzialisiert die Tour inzwischen ist und wie weit der Zirkus inzwischen von einer echten Punk-Rock Tour entfernt ist. Bezeichnend ist dabei auch die Auswahl der Künstler, die genauer beleuchtet werden. Mit den Death-Metallern von Suicide Silence hat man zwar nicht unbedingt eine typische Warped-Tour Band herausgegriffen, aber immerhin noch eine, die hauptsächlich im Underground stattfindet. Neben ihnen wird die Tour auch aus der Sicht vom Mike Posner beleuchtet. Einem aufstrebenden Justin Timberlake Verschnitt, der 2010 wohl gerade einen Hit in den Staaten hatte und aus unerfindlichen Gründen auf der Tour war. Weiterhin zeigt die Tour Never Shout Never. Eine Teenie Rock-Pop Band aus dem tiefsten Abgrund der Hölle. Der Frontmann ist kaum der Pubertät entwachsen und macht einen auf fies tätowierten Punker und manifestiert die rebellischen Sehnsüchte 14-jähriger Gören. Jedes Mal wenn im Film über Never Shout Never berichtet wird, beginnt der Kampf mit dem Brechreiz von neuem. What happend to Punk-Rock? Die letzten im Bunde sind die Kids von Forever Came Calling. Eine Band, die nichtmal auf der Tour gespielt hat, sie aber aus Promo-Gründen trotzdem mitgefahren ist. Letztere sind zwar völlig belanglos, verleihen der Dokumentation aber zumindest einen latent interessanten Aspekt. Alles Weitere ist ebenso völlig belanglos. Den Filmmachern gelingt es weder, den Aspekt Musik gebührend zur Geltung zu bringen, noch das Leben auf Tour und dessen Entbehrungen besonders gut rüber zu bringen. Stattdessen wird eben klar, wie kommerzialisiert die Tour inzwischen ist. Überall geht es nur um das Verkaufen und die Zielgruppenorientierung. Auch von den exklusiven Live Videos von Bouncing Souls, Pennywise, Anti-Flag, Sum41, Bring Me The Horizon, die dem Käufer versprochen werden, bekommt man kaum was zu sehen. All die Bands kommen zwar vor, aber eben lediglich in ca. 20-sekündigen Miniausschnitten. Das hätte man sich auch schenken können. Stattdessen sieht man, wie Mike Posner in einer Limousine von Termin zu Termin gekarrt wird, man sieht, wie dieser Never Shout Never Posterboy von Mädels verfolgt und angehimmelt wird. Man sieht, wie die Mutter vom Suicide Silence Frontmann ihren Sohn lobt und wie die Jungs von Forever Came Falling heulen, weil sie es doch so schwer haben als unbekannte Musiker. Wer will das bitte sehen? Gaukelt mir gefälligst eine Heile Punk-Rock Welt vor, die gefährlich, bissig und vor allem Underground ist. Und zeigt mir verdammt nochmal Live Videos von Pennywise, NOFX und Bad Religion! (rg)