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Sick Of It All legten 2006 mit „Death To Tyrants“ ein selbst für Fans überraschend starkes Album vor. Jetzt sind sie zurück um mit „Based On A True Story“ den Vorgänger nochmal zu toppen. Ich telefonierte mit Frontmann Lou um mit ihm über das Album zu quatschen.

Es ist schon beachtlich wie die Zeit vergeht. Ihr seid mittlerweile gut 25 Jahre zusammen. Wie hast du die Zeit empfunden?

Die Zeit verging wirklich sehr schnell. Wir haben es kaum bemerkt weil wir immer beschäftigt waren. Als wir unser 10-jähriges Jubiläum hatten, haben wir Witze gerissen, dass wir uns nach 20 Jahren auflösen und so. Als wir dann kurz vor der 20-Jahres Grenze lagen, konnten wir es kaum glauben.

Die neue Platte „Based On A True Story“ bietet eure musikalische Geschichte in komprimierter Form dar. Es sind Elemente aller eurer früheren Platten darauf enthalten.

Ja, wir haben bewusst versucht, zurück zu schauen und zu sehen, was für uns funktioniert hat und was wir mögen. Auf der Platte kannst du alles finden was wir je geschrieben haben. Es sind die Sing-along Sachen, die härten Sachen und der straighte Hardcore. Für mich war das sehr bewusst. Für die anderen war das das vielleicht eher unterbewusst, als sie die Musik geschrieben haben. Sie versuchen immer die Musik zu schreiben, die sie selbst hören wollen. Pete achtet vor allem immer genau darauf wie die Songs wohl live rüberkommen werden. Wir stellen uns nicht jemanden vor, der die Platte bei sich im Zimmer auflegt, wir denken daran wie die Leute wohl bei einer Show abgehen.
Bei euren Live Shows merkt man auch genau, dass ihr nicht einfach nur die Songs spielt, sondern dass ihr selbst wirklich Spaß an den Shows habt. Wie konntet ihr euch das all die Jahre erhalten?
Wenn es uns keinen Spaß machen würde, würden wir es nicht mehr tun. Wir hatten all die Zeit immer großen Spaß. Wir lieben einfach Musik und insbesondere Hardcore. Wenn wir vor unserem Publikum spielen, ist es einfach, gut zu sein. Wir waren aber gerade auf einer Tour mit AFI in England. Ihr Publikum ist ganz anders als unseres aber ich glaube wir konnten sie jeden Abend immer wieder für uns begeistern. Sie sehen einfach die Energie und den Enthusiasmus den wir für unsere Musik haben. Unser Sound ist sicher nicht so vielschichtig wie der von AFI aber die Fans mochten uns dennoch – einfach aufgrund der Leidenschaft die wir hineingelegt haben.

Interessant, dass ihr jetzt als Vorband von AFI spielt. Ich habe sie vor Jahren mal als eure Vorband gesehen.

Ja, das ist schon seltsam. Wir haben sie auf ihre erste US Tour und ihre erste Europa Tour mitgenommen weil wir immer ihre Musik und die Jungs persönlich mochten. Heute sind sie eher ein Mainstream Act und sie wollen uns jetzt helfen und haben uns einige Male schon in den USA mit auf Tour genommen. Jetzt war es das erste Mal in England. Es hat großen Spaß gemacht.

Inwiefern war das Songwriting zum neuen Album anders?

Es schien uns aus irgendeinem Grund sehr viel einfacher  zu fallen. Bei „Death To Tyrants“ hatte ich große Probleme, mir Texte einfallen zu lassen. Das ist auch der Grund warum Armand auf diesem Album alle Texte bis auf einen geschrieben hat. Dieses Mal hatte ich es viel einfacher. Pete kam mit einem Riff an und ich hatte fast sofort eine Textidee. Das war fast so wie früher. Armand kam oft schon mit fertigen Songs an und wir haben dann meine Texte versucht in die Songs zu packen. Das lief in guter Zusammenarbeit ab.

Glaubst du, es gibt einen bestimmten Grund dafür warum es euch so leicht gefallen ist?

Ich weiß auch nicht, vielleicht hatten wir einfach Glück.

Hat  euch „Death To Tyrants“ mit seinem Erfolg vielleicht neue Energie gegeben?

Ja, auf jeden Fall. Als wir Fat Wreck verlassen haben, haben wir uns erst mal eine Auszeit gegönnt. Wir wollten uns selbst beweisen dass wir immer noch das Zeug haben. Daher war ich vielleicht auch so gestresst wegen der Texte und so blockiert. Das Album hat aber erreicht was wir wollten. Es hat den Leuten bewiesen, dass es einen Grund gibt, warum es uns seit 20 Jahren gibt. Es hat uns wieder ein jüngeres Publikum erschlossen und uns sicherlich sehr geholfen. Das hat uns das neue Album wieder etwas beruhigter angehen lassen.

„Based On A True Story“ steht seinem Vorgänger in nichts nach.

Es ist schon komisch. Es verging so viel Zeit zwischen den Platten, was auch gut war. Denn schon gerade als das Album heraus kam, haben uns die Leute gefragt wie wir das wohl toppen können. Das hat uns ziemlich unter Druck gesetzt. Wir haben es einfach versucht und uns Zeit genommen. Wir waren fast zwei Jahre auf Tour und dann kam das Tribute Album heraus und wir haben noch ein Jahr getourt. Wir hätten eigentlich gar nicht erwartet mit einem Tribute Album so viel zu touren. Schließlich haben wir uns hingesetzt um ein neues Album zu schreiben. Wir hatten da aber schon genügend Abstand zu „Death To Tyrants“. Wir fühlten also diesen Druck nicht mehr so stark. Pete und Armand hatten tolle Ideen für Riffs und so ist eins zum anderen gekommen.

Gibt es so etwas wie ein Sick Of It All Erfolgsgeheimnis?

Ich weiß auch nicht. Mich hat das schon mal jemand gefragt und ich habe geantwortet „You can´t suck.“. Das trifft es im Grunde auch. Wir versuchen nichts zu tun was es für unsere Fan peinlich machen würde uns zu mögen. Wir vermeiden diese dämlichen Positionen, in die man manchmal gebracht wird. Wenn man auf einem größeren Label ist, wollen sie Dinge von einem, die eher Rockbands oder Mainstream Bands tun. Wir machen beispielsweise keine In-Store Signings. Das ist einfach dämlich. Unsere Fans treffen uns regelmäßig auf unseren Shows. Wir hängen da immer rum. Sie brauchen nicht zu einem Plattenladen zu kommen und für ein Autogramm von uns anzustehen.

Hat man euch schon mal zu etwas dieser Art überredet was ihr im Nachhinein bereut habt?

Ja, wir haben beispielsweise eines dieser In-Store Signings gemacht. Als „Scratch The Surface“ heraus kam und es ziemlich angesagt war, wollten sie, dass wir eine dieser Sessions in England machen. Wir waren absolut dagegen weil wir wussten dass es nicht funktionieren würde. Aber sie haben uns schließlich überredet. Im Endeffekt waren dann ungefähr acht Leute da. Wir haben uns den Arsch abgelacht. Der Laden hat wahrscheinlich mehr Geld in die Plakate für das Signing investiert als die Veranstalter von der Show die wir am Abend noch spielten. Wir haben uns mit denen die gekommen sind einen Spaß daraus gemacht. Die Show am Abend war ausverkauft. Das Label hat sich danach den Kopf zerbrochen warum niemand da war. Wir haben ihnen gesagt, dass unsere Fans uns eben auf der Show treffen wo wir bei den T-Shirts herumhängen. Das wissen sie. Wir sind nicht diese unantastbaren Typen, die im Backstage Raum warten bis sie die Laune trifft um auf die Bühne zu gehen.

Century Media versteht wohl besser was ihr seid und woher ihr kommt.

Ja, auf jeden Fall. Es ist witzig. Wir kennen diese Jungs nun schon seit 1993. Sie haben immer gewitzelt dass wir bei ihnen unterschreiben sollten. Aber für uns waren sie immer ein striktes Metal Label. Aber sie verstehen uns und auch die Szene aus der wir kommen. Wir wissen im Gegenzug auch, dass sie ein Business sind. Es ist also ein gesundes Geben und Nehmen. Es gibt einfach bestimmte Dinge die man tun muss und wir müssen für sie sicherlich unsere Regeln hier und da etwas biegen. Aber das passt schon.

Wofür steht der Titel der Platte?

Da viele der Texte auf persönlichen Begebenheiten basieren, guten als auch schlechten, fanden wir, dass es ein gutes Statement wäre. Das Album basiert auf unseren Leben und basiert somit auf einer wahren Geschichte. Der erste Track „Death To Jail“ handelt von einem meiner besten High-School Freunde. Wir sind in derselben Gegend groß geworden und sind immer zusammen herumgehangen. Seine Familie ist toll und ich bin immer noch sehr gut mit ihnen befreundet. Er jedoch hat erst angefangen mit Drogen zu dealen, dann wurde er selbst süchtig, dann hat er jemanden umgebracht und er wanderte ins Gefängnis. Er war jahrelang auf der Flucht vor der Polizei und lebte eine Zeitlang bei Verwandten in Korea und Europa. Als sein Visum ablief, musste er nachhause kommen, wo sie ihn schließlich in den Knast steckten. Während er drin war wollte er mit niemandem von uns etwas zu tun haben. Als er dann schließlich wieder heraus kam ist er ein paar Monate später gestorben. Wir haben nie wirklich verstanden warum er so auf der schiefen Bahn gelandet ist. Ein anderer Song ist da eher fröhlicher, aber ebenso wichtig. „Month Of Sundays“ handelt von den Sonntags Matinees, zu denen wir immer gegangen sind und die uns sehr dabei geholfen haben, uns zu den Menschen zu entwickeln die wir heute sind.

Wie fühlst du dich wenn du heute an dem Klamottenladen vorbei kommst, der jetzt in dem Gebäude ist wo früher das CBGB drin war?

Das ist verrückt. Es ist eine gute und schlechte Sache. Sie haben die Nachbarschaft sicherlich hübscher gemacht, aber eben nur für Leute mit Geld. Das CBGB war so ein freier Ort ohne den Hardcore und die Szene sich nicht hätten so entwickeln können wie sie es getan haben. Es gab uns als Teenagern damals die Chance aufzutreten ohne dass wir wirklich wussten wie man spielt. So haben sich all diese Bands entwickelt, woraus die ganze Szene hervor gegangen ist.

Ihr ward auch Teil der Rettungsaktionen, richtig?

Ja, wir haben drei verschiedene Benefiz Shows gespielt. Wir haben auch die allerletzte Hardcore Show dort gespielt.

Ihr habt das neue Album in Dänemark aufgenommen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ihr außerhalb der Staaten aufgenommen habt. Wie war das für euch?

Es war sehr gut. Das Studio ist cool und wir mögen es, mit Tue zu arbeiten. Wir waren dort mitten im Winter und es war sehr kalt und hat immer geregnet. Wir waren also sehr selten draußen. In den drei Wochen die wir dort waren habe ich wahrscheinlich weniger von Dänemark gesehen als wenn wir dort auf Tour sind und einen freien Tag haben.

Wie war die Stimmung im Studio?

Es war sehr entspannt. Ich glaube es hat uns gut getan weg von zuhause zu sein. So kann man sich voll auf die Aufnahmen konzentrieren und muss nicht so schnell wie möglich im Studio fertig sein weil man später noch Freunde treffen will oder den Haushalt regeln muss. Wir waren einfach nur zu diesem einen Zweck dort. Wir konnten abhängen und aufnehmen solange wir wollten. Wir hatten eine gute Kameradschaft mit Tue. Wir sind oft zusammen in den Supermarkt gegangen um gemeinsam zu kochen und so.

Mit „Death To Tyrants“ habt ihr einen neuen, kräftigeren Sound bekommen. Den ihr mit der neuen Platte weiter verfeinert habt.

Schon bei „Life On The Ropes“ haben wir versucht ein Album zu machen,  das heavy klingt ohne dabei jedoch zu sehr nach Metal zu klingen. Wir wollten nicht diesen typischen Hatebreed Sound. Bei „Life On The Ropes“ ist uns das aber nicht so recht gelungen. Durch den Mix von Tue war es bei „Death To Tyrants“ aber schon deutlich besser und wir hatten zum ersten Mal diesen wirklich heavy klingenden Sound. Tue meinte aber schon damals, dass wenn er uns in seinem Studio in dem er sich auskennt aufnehmen würde, er nochmal ein besseres Ergebnis heraus bekommen kann. Er wollte unsere Live Energie und unser Live Vibe einfangen. Ich denke das ist ihm auch gelungen, es klingt groß und lebendig.

Wo wollt ihr euch denn in Zukunft hin entwickeln?

Keine Ahnung. Wir waren uns bei ein paar der neuen Songs schon nicht sicher was die Leute wohl davon halten werden. Die Reviews haben dann aber relativ oft geschrieben, dass das Album typisch nach uns klingt. Es war nie die Rede davon, dass wir Einflüsse von AC/DC oder Slayer oder so hätten. Es scheint also, als ob wir endlich unseren eigenen Sound haben, in dessen Rahmen wir uns bewegen.  Das ist cool.
Viele Bands, die ähnlich lange im Geschäft sind wie ihr, veröffentlichen immer noch Platten. Es mangelt ihnen aber oft einfach am Feuer und sie werden zum Schatten ihrer selbst.
Ich finde, man kann das immer schnell erkennen wenn eine Band ihre Leidenschaft verliert. Ihre Alben sind nicht mehr gut wie sie sein sollten, es fehlt der Glanz und sie tendieren dazu, zu versuchen hip zu klingen. Sie machen ein Album, das dem gerade angesagten Sound entspricht und verändern sich beim nächsten Album schon wieder. Man kann das entweder mit Weiterentwicklung entschuldigen oder man erkennt einfach was da wirklich abläuft. Heute sind sie Metalcore und nächstes Jahr machen sie Ska. Einfach lächerlich.

Hattest du schon mal schwache Momente in denen du dachtest, dass du zu alt für den Scheiß bist?

Nein, eigentlich nicht. Sicherlich nicht, dass ich zu alt bin. Wir hatten schon einige lange Touren hinter uns. Insbesondere als „Scratch The Surface“ erschienen ist und wir elf Monate im Jahr auf Tour waren hatte man irgendwann einfach keinen Bock mehr und war ausgebrannt. Das haben wir heute aber besser im Griff.

Kannst du dich noch immer mit den Kids auf euren Shows, die oft 20 Jahre jünger sind, identifizieren?

Sicherlich nicht in dem Sinne, dass ich versuche einer von ihnen zu sein. Nach dem Motto: „Hey Kid, ich bin zwar in meinen 40ern aber ich trage dieselben Klamotten wie du und bin total cool.“. So sicher nicht. Wir versuchen Songs zu schreiben mit denen die Kids etwas anfangen können und in denen sie sich und ihren Frust wieder finden.  Wir selbst sehen uns aber eher als ältere Brüder die Ratschläge geben. Eher in dieser Art.

Sick Of It All war immer eine Band die den ganzen Szene Zirkus nicht so ernst genommen hat und einen eher flapsigen Ansatz verfolgt hat, ganz im Gegensatz zu einigen wohlbekannten Bands die das alles total ernst nehmen. Woher kommt’s?

Das alles ist sehr limitierend. Man limitiert sich selbst. Wenn man sich zu sehr auf etwas einschießt, ist man irgendwann vollkommen auf diese eine Szene festgelegt die einen selbst wiederum schlussendlich irgendwann stehen lässt. Es gibt einen Haufen Bands die versuchen Regeln aufzustellen wie man zu leben hat, wie man sich kleiden muss und was man tun darf und was nicht. Das war nie das wofür Hardcore ursprünglich stand. Es war eine sehr offene und freie Szene in der jeder willkommen war. Damals konnte man viele verschiedene Arten von Hardcore und Punk Bands auf einer Show sehen. Sie klangen nicht alle gleich wie das heute oft der Fall ist.

Kommt ihr euch auf euren eigenen Shows manchmal entfremdet vor wenn ihr mit solchen Bands spielt?

Manchmal ist es schon seltsam, aber das darf man nicht so sehr an sich ran lassen. Eine andere Sache ist aber einfach die Tatsache, dass wenn man beispielsweise zwei junge Bands mit auf Tour dabei hat, dann werden die beiden untereinander immer mehr Gemeinsamkeiten haben. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Persistance Tour, als ich in den Catering Bereich lief und alle Bands mit ihren Laptops da saßen und auf Facebook surften. Als wir damit angefangen haben einen Laptop mit auf Tour zu nehmen, teilte sich die ganze Band einen Laptop um mal kurz Emails zu checken. Heute machen wir das auch mehr, weil es einfach auch sein muss. Aber ich fühle mich also immer mehr von solchen technischen Dingen abgeschreckt als von den Bands selbst. Manchmal war es aber auch lustig wenn alle irgendwelche Songs aus den 70ern herunter geladen und sich gegenseitig vorgespielt haben. Wir nennen das dann Nerd-Party. „Schau mal, die beiden Bands haben wieder ihre Nerd-Party.“ Pete macht da immer ganz besonders Witze drüber. Die Bands fanden es wichtig.

Ihr habt so eine Art Führungsposition in der Szene inne. Wie fühlst du dich dabei?

Ich hoffe, dass die Leute uns respektieren. Daran arbeiten wir hart. Ich kann es nicht verstehen, wie man Fan einer Band sein kann die sie zwei Stunden auf die Show warten lässt und dann eine miese Show spielen. Manche Fans gehen dann trotzdem wieder zum Konzert. Wir nehmen immer jede Show ernst. Wir versuchen das auch immer wieder jüngeren Bands klarzumachen, dass auch kleinere Shows wichtig sind. Wir waren mit einer Band hier in Europa unterwegs. Sie waren damals recht groß in den Staaten aber noch sehr klein in Europa. Als ihr Publikum dann aber nicht abging, lief der Sänger von der Bühne und sagte: „Scheiß drauf, es ist ja nur Frankreich.“ Ich habe ihn mir geschnappt und ihm erst einmal erklärt, dass Europa ein großartiger Ort ist an dem man eine lange und beständige Karriere haben kann. Nicht so wie in den Staaten wo man heute angesagt und morgen wieder vergessen ist. Die Europäer umarmen deine Musik, aber man muss sich schon reinhängen. Man muss der Band heute zu Gute halten, dass sie tatsächlich mehr in Europa touren als bisher. Viele Bands, die in den Staaten erfolgreich sind, haben fast gleichzeitig auch in England Erfolg. Das ist seltsam, ist aber so. Oft touren diese Bands dann auch nur in den Staaten und eben in England und vergessen dabei völlig in Europa zu touren. Erst wenn ihr Publikum dort kleiner wird, kommen sie auf den Trichter auch im Rest Europas zu touren.

Hat sich deine persönliche Definition von Hardcore über die Jahre verändert?

Nein, eigentlich nicht. Wir versuchen noch immer dieselben Werte und Ideale von damals zu leben. Natürlich ist es eine andere Sache ob man in Jugendzentren und besetzten Häusern auftritt oder ob man versucht davon zu leben. Aber die grundlegenden Ideale sind immer noch vorhanden und wir versuchen sie auch auf jedem Auftritt nach außen zu tragen. Ich denke, Hardcore an sich hat sich verändert weil viele Bands heute andere Ansichten haben. Wir haben Hardcore nie als etwas gesehen, was wir benutzen können um damit Geld zu machen und davon zu leben. Es ist einfach so gekommen. Heute gibt es viele Bands, die von Anfang an versuchen davon leben zu können. Sie erspielen sich erst eine kleine Fanbasis, werden dann musikalisch kommerzieller um sich mehr Fans erschließen zu können. Sobald sie ein bisschen Erfolg haben, wollen sie sofort mehr. Dann wird das aber zum Glücksspiel. Man kann Glück haben und tatsächlich beim Mainstream Publikum gut ankommen und sich vielleicht auch ein paar Jahre halten oder aber man versucht den kommerziellen Weg zu gehen, vergrault damit seine Fanbasis und kommt aber beim Mainstream Publikum nicht an.

Hast du dir jemals überlegt was du nach Sick Of It All machen willst?

Nein. Na gut, du hast mich erwischt, ich habe natürlich darüber nachgedacht. Im Moment geht es mir aber sehr gut mit der Band und es läuft auch gut. Ich versuche mir ab und zu Gedanken darüber zu machen was ich danach machen will, aber es fällt mir einfach nichts ein was ich so sehr liebe wie eben die Band. Ich muss mir irgendwann einmal etwas überlegen. Meine Frau und ich bekommen nächsten Monat unser erstes Kind. Darum werden wir auch keine volle Tour zum Album machen sondern erst einmal nur Festivals spielen und die Tour dann im September machen.

Du bist ab und zu mal als Gastsänger auf Platten anderer Bands zu hören. Wie entscheidest du bei welchen Projekten du mitmachst?

Das hängt meistens von der Zeit und Bequemlichkeit ab. Ich habe auf Platten mitgemacht, bei denen die Band am anderen Ende der Welt aufgenommen hat und ich benutze dann einfach das Studio von jemand anderem und mache es hier. Wenn das aber nicht geht, kann ich sowas auch nicht machen. Ich wurde gefragt ob ich auf dem neuen First Blood Album singen will, aber dafür war einfach keine Zeit. Wir mussten uns um unser eigenes Album kümmern.

Managt ihr euch eigentlich noch immer selbst?

Ja, wir machen es noch immer selbst. Armand kümmert sich um das Geschäftliche und der Rest sitzt herum und schreit ihn an.

Was hörst du dir im Moment persönlich gerade an?

Ich mag diese Band aus New York namens Tombs. Das ist geil, sie sind sehr düster und haben etwas von Helmet. Ich mag auch die neue Wisdom In Chains. Solche Dinge. Ohh, und ich hab die neue Manowar Platte bekommen, die ich mir auch angehört hab.

Du magst Manowar?

Ja, irgendwie schon… haha. Die sind wie ein guter Witz. Ich bin sicher nicht der größte Fan aber ich mag tatsächlich ein paar ihrer Songs. Es sind sicherlich nicht die besten Songs die je geschrieben wurden aber es ist einfach mal etwas anderes.

Du hörst dir also auch privat Hardcore an?

Ja, in letzter Zeit kommen einige sehr gute Bands raus. Ich mag Hellmouth aus Detroit beispielsweise auch sehr. Eine andere Band die mir gerade einfällt sind My Turn To Win und ihr Album „Weight Of The World“. Eine absolut fantastische Hardcore Band die sich jeder anhören sollte. Es ist einfach purer, klassischer Hardcore bei dem alles richtig gemacht wurde.

Eine Frage die ich euch in fast jedem Interview stelle ist die nach einer DVD? Habt ihr Pläne?

Die Deluxe Version der CD kommt mit einer DVD, auf der sechs Songs zu finden sind. Der ursprüngliche Plan war aber noch vor dem Album wirklich eine DVD zu veröffentlichen. Das hat aber leider nicht geklappt. Der Typ der die Shows gefilmt hatte wollte Sachen von uns, die wir ihm einfach nicht geben konnten. Er wollte Rechte zu Songs und so. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, dass eine Person die ein Independent Label betreibt mehr darauf aus ist dir deine Kohle aus der Tasche zu ziehen als ein großes Major Label. Sie wollten die Rechte zu Songs und die einzigen sein die mit den Aufnahmen verdienen können. Warum tun die sowas? Die Jungs kommen aus derselben Szene. Ich verstehe das nicht. Am Ende haben wir ihm drei Songs von der New York Show und drei von der London Show abgekauft und daraus die Bonus-DVD gemacht.

Habt ihr noch Pläne für eine neue DVD?

Da haben wir einen Punkt, in dem die Labels immer etwas komisch sind. Die DVD die wir machen wollten sollte aus einer Show in New York vor etwa 1000 Leuten und einer Show in London vor etwa 300 Leuten bestehen. Die London Show war sehr klein und sehr intensiv. Wir haben das Material angeschaut und fanden es super. Das Label meinte nur, dass es gut ist aber sie waren der Meinung dass man uns, als die größte Hardcore Band, doch auf dem With Full Force filmen sollte. Da sieht man dann zwar 40.000 Leute abgehen, ich sehe uns aber lieber auf einer kleinen Clubshow im Underground in London.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Wir werden im Herbst auf Tour kommen und im Sommer ein paar Festivals spielen. Dann müssen wir uns auf nächstes Jahr, auf das 25ste Jubiläum, vorbereiten. Wir müssen noch herausfinden was wir machen wollen. Ob wir etwas veröffentlichen oder so. Wir wissen es noch nicht.

Hast du noch abschließende Worte?

Ich hoffe einfach, dass alle das Album so sehr mögen wie wir es tun. Ich glaube, dass man das Album mögen kann, ganz egal auf welches Genre man steht. Wenn man auf aggressive Musik steht, kann man das Album mögen. Wir haben die Platte Freunden von uns vorgespielt die normalerweise auf Sachen wie Motörhead und so stehen. Sie konnten damit mehr anfangen als mit unseren älteren Sachen.

 

Rolf Gehring

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Download: Potential For A Fall, MP3
Download: Relentless, MP3
Download: Scratch The Surface, MP3
Download: The Future Is Mine, MP3
Interview: Doppel Interview mit Rob von Most Precious Blood und Lou von Sick Of It All. (2004)
Interview: Ausführliches Interview mit Sänger Lou. Mit Statements zur Szene, 11. September und Live in a dive. (2002)
Interview: Interview mit Gitarrist Pete (2000)
Interview: Interview mit Bassist Craig (2004)
Review: Life On The Ropes, 2003 (rg)
Review: Outtakes For The Outcast, 2004 (rg)
Review: Death To Tyrants, 2006 (rg)
Review: Based On A True Story, 2010 (rg)
Review: Nonstop, 2011 (rg)
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