Darkest Hour - Darkest Hour
Nach nur einem Album bei Century Media erscheint nun das neue Darkest-Hour Album über Sumerian Records. Blickt man auf die Diskographie der Jungs aus Washington, bekommt man ein sehr lebendiges Bild voller Weiterentwicklung, Veränderung und permanentem Verschieben der Messlatte nach oben. So hat jede Platte einen eigenen Charme, mal fiel das Ergebnis etwas melodischer, mal brutaler, mal vertrackter und mal eingängiger aus. Vorhersehbar war die Truppe nie, bewegte sich aber wohl innerhalb ihres klar abgesteckten eigenen Kosmos. Ein Darkest-Hour-Song war immer sofort als solcher identifizierbar. Mit dem neuen selbstbetitelten Album wächst die Band deutlicher als je zuvor über sich hinaus. Auf der Scheibe sind diesmal tatsächlich Brüche zu hören, die alte Fans potenziell verschrecken könnten. Mehr als je zuvor bedient sich die Band an melodischen Elementen, das ist nicht unbedingt neu für sie, dieses Mal reden wir aber von klarem Gesang und waschechten Hits mit Ohrwurmgarantie. Das will beim ersten Durchlauf so gar nicht zusammenpassen, macht aber nach ein paar Durchläufen absolut Sinn. Die Platte startet mit „Wasteland“ mit fast traditionellem Thrash mit der bekannten Darkest Hour Punk-Keule. Dann aber der erste melodische Gesang, der sich überraschend gut einfügt und zu diesem Zeitpunkt noch recht zurückhaltend ist. Herausragend ist nebenbei die Gitarrenarbeit von Mike Schleimbaum, der mit grandiosen Soli einmal mehr unterstreicht, dass er ein echter Ausnahmegitarrist ist. Um die Fans nicht zu sehr zu verschrecken, geht es weiter mit „Rapture In Exile“, einem recht brutalen und kompromisslosen Darkest-Hour-Lehrstück. Dann jedoch brechen mit „The Misery We Make“ alle Dämme. Man fragt sich angesichts des klaren Gesangs von John Henry, ob man noch dieselbe Band hört. Nie zuvor waren Darkest Hour eingängiger, nie hitverdächtiger. Der Song ist dabei keine Ausnahme, „Futurist“ setzt in Punkto Hitpotenzial noch einen drauf, „By The Starlight“ wartet mit weiblichem Gesang auf und spätestens „Departure“ spielt sich einem gänzlich anderen Soundkosmos ab. Dabei schaffen es Darkest Hour aber gleichzeitig, sehr natürlich zu wirken. Die Songs klingen nicht aufgesetzt oder gewollt. Im Gegenteil, hier haben wir es mit einer Band zu tun, die in ihrem bisherigen Sound alles gesagt hat und bewusst ihren Horizont erweitert. Wenn die Fans diesen Schritt ebenso gehen, bekommen sie ein grandioses melodisches Metal-Album geboten. Hier haben wir es zweifelsfrei mit einem der Top-Alben 2014 zu tun. Wahnsinn. (rg)